Von Ralf Keuper

Unter einem Sym­bol wird all­ge­mein eine Form der geis­ti­gen Abbil­dung der Welt ver­stan­den. Ohne Sym­bo­le wäre das Zusam­men­le­ben der Men­schen kaum mög­lich. Die Kraft bzw. Macht der Sym­bo­le soll­te daher nicht unter­schätzt werden.

Der Phi­lo­soph Ernst Cas­si­rer ver­trat daher nicht zu Unrecht die Ansicht, dass der Mensch vor allem ein sym­bol­schaf­fen­des Lebe­we­sen sei. Sein Haupt­werk trägt nicht umsonst den Titel Phi­lo­so­phie der sym­bo­li­schen For­men.

Sym­bo­le beglei­ten uns täg­lich, wie zum Bei­spiel in Form von Pik­to­gram­men, die sich in den sozia­len Netz­wer­ken gro­ßer Beliebt­heit erfreu­en. Wah­re Meis­ter auf dem Gebiet der Pik­to­gram­me waren Otto Neu­r­a­th, Gerd Arntz und Otl Aicher.

Pierre Bour­dieu präg­te den Begriff Sym­bo­li­sches Kapi­tal.

Aber auch der Com­pu­ter betreibt in gewis­ser Wei­se nichts ande­res als die Ver­ar­bei­tung von Sym­bo­len.

In sei­nem Buch Macht­be­ben sprach der Zukunfts­for­scher Alvin Toff­ler u.a. von dem Auf­kom­men der Super­sy­m­o­bl­wirt­schaft. Kenn­zeich­nend für die­se Wirt­schafts­form sei, so Toff­ler, nicht mehr der Besitz von Wis­sen, son­dern das Wis­sen vom Wis­sen. Als Fol­ge dar­aus wer­de ein neu­es Wert­schöp­fungs­sys­tem entstehen:

Die­ses neue Wert­schöp­fungs­sys­tem ist voll und ganz auf die sofor­ti­ge Ver­ar­bei­tung von Daten, Ideen, Sym­bo­len und Sym­bo­lis­men ange­wie­sen. Eine Super­sym­bol­wirt­schaft im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. (ebd.)

In den letz­ten Jah­ren haben auch im Ban­king sog. Sym­bol­mi­lieus Ein­zug gehal­ten, man den­ke an WeChat, Ali­pay, Whats­App oder Ven­mo. Im Ver­gleich dazu wir­ken die Ver­su­che der Ban­ken, wie mit Yomo oder Kwitt ein wenig anti­quiert; noch dazu, wo ihnen – im Gegen­satz zu WeChat oder Ali­pay – die Kom­bi­na­ti­on mit Com­mer­ce und Enter­tain­ment weit­ge­hend abgeht; von den Nut­zer­zah­len ganz zu schwei­gen. Der bis­lang doch sehr über­schau­ba­re Erfolg von pay­di­rekt ist m.E. auch dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass nur ein ein­ge­schränk­ter Zugang zu den rele­van­ten Sym­bol­mi­lieus besteht.

Künf­tig könn­ten Emo­jis oder Sel­fies die PIN-Num­mer ersetzen.

Schon taucht die Visi­on auf, Geld zu über­wei­sen sei  dem­nächst so ein­fach wie Emo­ijs zu ver­sen­den.

Sym­bo­le als uni­ver­sel­le Sprache.

Eine wei­te­re Dimen­si­on bekommt das The­ma, soll­te das Seman­ti­sche Inter­net sich durch­set­zen. In dem Zusam­men­hang hal­te ich die Diplom­ar­beit Pik­to­pe­dia: Auf den Spu­ren Dide­roths und Neu­r­a­ths: Ein Kon­zept für eine Daten­bank von ver­an­schau­lich­ten Zusam­men­hän­gen unter Ein­be­zie­hung des Seman­ti­schen Webs von Alex­an­der Sin Fei für weg­wei­send. Das evtl. noch kom­bi­niert mit der Graphentechnologie …

In der Ein­lei­tung heisst es u.a:

Es wird sich zei­gen, dass das „Seman­ti­sche Web“ eine geeig­ne­te Mög­lich­keit dar­stellt, eine ziel­füh­ren­de Ord­nung her­zu­stel­len – näm­lich auf der Basis von Funk­ti­on und Kon­nek­ti­vi­tät. In Kapi­tel 08 flie­ßen schließ­lich alle Zwi­schen­er­geb­nis­se zusam­men und mün­den in dem Kon­zept „Pik­to­pe­dia“, eine nut­zer­ge­ne­rier­te, auf dem Seman­ti­schen Web basie­ren­de, visua­li­sier­te online-Daten­bank von medi­en­über­grei­fen­den Ver­an­schau­li­chun­gen (z.B. Bil­der, Gra­phi­ken, aber auch E‑Lear­ning-Tools, und Video-Tuto­ri­als), wel­che dem Nut­zer einen effi­zi­en­ten Zugang zu Wis­sen über tech­ni­sche Abläu­fe und Funk­ti­ons­wei­sen von Neu­hei­ten gewähren.

Wie u.a. John Sear­le gezeigt hat, beruht der Wert des Gel­des dar­auf, dass nach kol­lek­ti­ven Regeln akzep­tiert wird, dass auf bestimm­te Wei­se her­ge­stell­te Papier­schnip­sel als Zah­lungs­mit­tel gel­ten. Glei­ches könn­te dem­nächst für Sel­fies oder eher noch für die Digi­ta­len Iden­ti­tä­ten der Nut­zer gelten.

Wer bis dahin die Sym­bol­mi­lieus beherrscht, hat die bes­ten Kar­ten. Wer statt­des­sen sein Heil allein in der Digi­ta­li­sie­rung, in der Digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on oder Fin­tech sucht, befin­det sich dage­gen schnell auf der abschüs­si­gen Bahn.

 

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