Von Ralf Keuper

Wenn Ban­ken sich dem­nächst – mehr noch als bis­lang – in Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men ver­wan­deln; wer­den dadurch regio­na­le, geo­gra­phi­sche und kul­tu­rel­le Fak­to­ren unwich­tig, d.h. bekom­men wir einen ein­heit­li­chen Bank­stil, der von einem ein­zi­gen Wirt­schafts­stil über­la­gert wird?

Drei-Säu­len-Modell

Die deut­sche Bank­land­schaft wird bis heu­te von einem Drei-Säu­len­mo­dell geprägt. Die­se drei Säu­len sind:

  • Groß- und Privatbanken
  • Spar­kas­sen
  • Genos­sen­schafts­ban­ken

Das deut­sche Bank­sys­tem ist Pro­dukt eines his­to­ri­schen Pro­zes­ses, der Aus­druck der jewei­li­gen Kon­stel­la­tio­nen, öko­no­mi­scher, gesell­schaft­li­cher und poli­ti­scher Art, ist. Wesent­li­cher Ein­fluss­fak­tor war die Indus­tria­li­sie­rung, die zu den ers­ten Uni­ver­sal­ban­ken, die sich zunächst an die Indus­trie und wohl­ha­ben­de Per­so­nen wand­ten, und zur Grün­dung von Spar­kas­sen und Genos­sen­schafts­ban­ken geführt hat, die als Kre­dit­in­sti­tu­te für die klei­nen Leu­te und mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­mer ins Leben geru­fen wurden.

Invest­ment­ban­king kei­ne Kern­kom­pe­tenz deut­scher Banken 

Obwohl vie­le der erfolg­reichs­ten Invest­ment­ban­ken deut­sche Ursprün­ge haben, wie Gold­man Sachs, hat das Invest­ment­ban­king, wie es in den angel­säch­si­schen Län­dern betrie­ben wird, hier­zu­lan­de nie rich­tig Fuss gefasst. Ver­su­che deut­scher Insti­tu­te, im Invest­ment­ban­king bzw. Tra­ding in der Welt­li­ga ganz vor­ne mit­zu­spie­len, waren, wie zuletzt die Finanz­kri­se gezeigt hat, nicht von Erfolg gekrönt.

Der Wirt­schafts­stil 

Die Ban­ken­land­schaft eines Lan­des oder eines Kon­ti­nents wird, so die hier ver­folg­te Annah­me, von dem Wirt­schafts­stil beeinflusst.

Über den deut­schen Wirt­schafts­stil schreibt Bert­ram Schefold:

Wirt­schafts­sti­le? Der Begriff bleibt den meis­ten Öko­no­men heu­te fremd, auch wenn sie in einer sozia­len Markt­wirt­schaft leben, die von einem ihrer gro­ßen Begrün­der, Mül­ler-Arm­ack, als Wirt­schafts­stil ver­stan­den wur­de. Sie gilt als Wirt­schafts­stil des Kom­pro­mis­ses (in: Wirt­schafts­sti­le. Band 1)

Zen­tra­le Ele­men­te des deut­schen Wirt­schafts­stils wären dem­nach u.a. die betrieb­li­che Mit­be­stim­mung, die dua­le Aus­bil­dung und das föde­ra­ti­ve System.

Export und B2B – die Stär­ken der deut­schen Wirtschaft

Die Stär­ke der deut­schen Wirt­schaft liegt im B2B-Bereich. Im Geschäft mit den End­ver­brau­chern, wie im Bereich Unter­hal­tungs­elek­tro­nik, Com­pu­tern und Mobil­te­le­fo­nen, ist kaum noch ein deut­sches Unter­neh­men ver­tre­ten. Im Maschi­nen­bau dage­gen ist die deut­sche Indus­trie welt­weit füh­rend. Um dem Schick­sal wie im B2C-Bereich zu ent­ge­hen, strebt die Deut­sche Indus­trie mit Indus­trie 4.0 danach, ihre füh­ren­de Posi­ti­on zu hal­ten und nach Mög­lich­keit noch aus­zu­bau­en. Eine ähn­li­che Stra­te­gie ver­folgt Japan, des­sen Ban­ken­sys­tem dem deut­schen in vie­len Tei­len gleicht. Eine export­las­ti­ge Volks­wirt­schaft benö­tigt Ban­ken, die sie bei ihren Aus­lands­ge­schäf­ten unter­stützt. Die­se Rol­le hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten kei­ne Bank so aus­ge­füllt wie die Deut­sche Bank und mit deut­li­chen Abstri­chen – die Lan­des­ban­ken. Eine nicht zu unter­schät­zen­de Funk­ti­on hat die Absatz­fi­nan­zie­rung bzw. dass Asset Based Finan­cing. Exem­pla­risch dafür ist KGAL.

Neue Anfor­de­run­gen an die Ban­ken­land­schaft in der Datenökonomie

Mit der fort­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung der Indus­trie ver­än­dert sich zwangs­läu­fig auch das Geschäfts­mo­dell der Ban­ken. Die Ban­ken wer­den ihre Rol­le als Inter­me­diä­re neu defi­nie­ren müs­sen. In der Daten­öko­no­mie hat der Schutz der Daten (per­so­nen­be­zo­ge­ne oder Maschi­nen­da­ten) Prio­ri­tät. Hin­zu kom­men noch Fra­gen der Be- und Ver­wer­tung der Daten. Vor­stell­bar sind Data Bank Accounts, auf denen die Daten ver­wal­tet wer­den, wie in Data is giving rise to a new eco­no­my berich­tet wird. Eben­so denk­bar ist, dass dem­nächst eine Bank of Things oder eine Bank of Iden­ti­ty ent­ste­hen werden.

Die Rol­le von Fintech

Die deut­schen Fin­tech-Start­ups haben den Vor­zug des B2B für sich erkannt, wie in B2B-Geschäfts­mo­del­le: Wenn der Kun­de die Bank ist zu erfah­ren ist. Um im End­kun­den­ge­schäft durch­schla­gen­den Erfolg zu haben, sind die meis­ten Fin­tech-Start­ups auf die Infra­struk­tur und natür­lich auch die Kun­den­be­zie­hun­gen der Ban­ken ange­wie­sen. Ob PSD2 hier zu einer Ver­än­de­rung führt, bleibt abzu­war­ten. Denkar ist, dass nicht so sehr die Fin­tech-Start­ups, als viel­mehr Ama­zon & Co. davon profitieren.

Die wett­be­werbs­kri­ti­sche Bedeu­tung von Payments

Der deut­schen Ban­ken­bran­che droht ein ähn­li­ches Schick­sal wie den Her­stel­lern von Unter­hal­tungs­elek­tro­nik und Com­pu­tern, d.h. das B2c-Geschäft, jeden­falls gro­ße Tei­le davon, könn­ten weg­fal­len. Bei­spiel­haft dafür ist das Online-Bezahl­ver­fah­ren Pay­di­rekt, das nicht so recht vom Fleck kommt. Erschwert wird die­se Situa­ti­on noch durch den Markt­ein­tritt von WeChat, Ali­pay und Apple Pay.

Daten­al­li­an­zen – Deutsch­land AG 2.0?

Um die Vor­herr­schaft von Goog­le & Co. im Inter­net, zumin­dest in Deutsch­land, zurück­zu­drän­gen, will die Daten­al­li­anz DIPP, an der u.a. die Deut­sche Bank, Daim­ler und Sprin­ger betei­ligt sind, in den Ring stei­gen. Ob es aller­dings gelin­gen wird, die alte Deutsch­land AG über Daten­al­li­an­zen wie­der­zu­be­le­ben, ist frag­lich, zumal es kaum vor­stell­bar ist, dass VW, Ber­tels­mann, BMW, die Spar­kas­sen oder die Volks­ban­ken sich an der Alli­anz betei­li­gen wer­den. Damit wächst natür­lich die Gefahr von Insel­lö­sun­gen. Wer, wel­che Bank oder Ban­ken­grup­pe ver­tritt die Inter­es­sen des Mit­tel­stands in der Daten­öko­no­mie und wie müs­sen die Geschäfts- und Orga­ni­sa­ti­ons­mo­del­le ange­passt werden?

Vor­stell­bar ist, dass wir die Grün­dung neu­er (Genos­sen­schafts-) Ban­ken sehen wer­den, wie im 19. Jahr­hun­dert, als Pri­vat- und Geschäfts­leu­te die Initia­ti­ve über­nah­men. Das könn­te eine Iden­ti­ty Bank sein.

Inso­fern wird der Wirt­schafts­stil auch wei­ter­hin den Bank­stil prä­gen, wobei die regio­na­len Beson­der­hei­ten und die jewei­li­gen Stär­ken und Schwä­chen einer Volks­wirt­schaft wei­ter­hin eine bedeu­ten­de Rol­le spie­len wer­den. Geschlos­se­ne Sys­te­me haben es in Zukunft noch schwe­rer als heu­te. Auch des­halb bie­tet sich der Stil-Begriff wei­ter­hin für die Ana­ly­se und Inter­pre­ta­ti­on an.

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