Geld scheint pas­siv, ein stum­mer Zeu­ge der Taten und Unta­ten sei­ner Besit­zer zu sein, aber durch sei­ne Geschich­te kön­nen inti­me Dra­men und gro­ße his­to­ri­sche Pro­zes­se erzählt wer­den. So argu­men­tiert die­se umfas­sen­de Erzäh­lung der Geschich­te des Rubels von der Zeit Katha­ri­nas der Gro­ßen bis zu Lenin.

Der rus­si­sche Rubel genoss kei­nen beson­ders ange­se­he­nen Platz unter den euro­päi­schen Wäh­run­gen. Über zwei­hun­dert Jah­re hin­weg folg­ten auf lan­ge Peri­oden finan­zi­el­ler Tur­bu­len­zen ener­gi­sche und prag­ma­ti­sche Refor­men, die stets mit einem erneu­ten Zusam­men­bruch ende­ten. War­um hielt ein Land mit einer sich indus­tria­li­sie­ren­den Wirt­schaft, soli­den pri­va­ten Eigen­tums­rech­ten und (bis 1918) einem nahe­zu per­fek­ten Ruf als fel­sen­fes­ter Schuld­ner über einen so lan­gen Zeit­raum an einer nicht kon­ver­tier­ba­ren Wäh­rung fest? War­um unter­schied sich der rus­si­sche Gold­stan­dard vom euro­päi­schen Modell? Bei der Beant­wor­tung die­ser Fra­gen argu­men­tiert Eka­te­ri­na Pra­vil­o­va, dass neben wirt­schaft­li­chen Fak­to­ren auch poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Fak­to­ren berück­sich­tigt wer­den müs­sen. Die Geschich­te des rus­si­schen Rubels bie­tet die Mög­lich­keit, die poli­ti­schen Grün­de für die Auf­recht­erhal­tung eines ver­meint­lich rück­stän­di­gen Finanz­sys­tems zu erfor­schen und zu zei­gen, wie Poli­ti­ker Wäh­rungs­re­for­men nutz­ten, um poli­ti­sche Ver­än­de­run­gen zu blo­ckie­ren oder durchzusetzen.

Der Rubel ist eine Geschich­te Russ­lands, geschrie­ben in der Spra­che des Gel­des. Sie zeigt, wie Öko­no­men, Groß­grund­be­sit­zer, Kauf­leu­te und Bau­ern Finanz­me­cha­nis­men ver­stan­den, wahr­ge­nom­men und genutzt haben. In ihrer umfas­sen­den Dar­stel­lung inter­pre­tiert Pra­vil­o­va die bekann­ten poli­ti­schen Ereig­nis­se des 18. bis frü­hen 20. Jahr­hun­derts – Krie­ge, Ver­su­che von Ver­fas­sungs­än­de­run­gen, Revo­lu­tio­nen – durch die Ideen und die Poli­tik der Wäh­rungs­re­for­men und bie­tet eine neue Geschich­te der impe­ria­len Expan­si­on und des Zusam­men­bruchs Russlands.

Quel­le: The Rub­le: A Poli­ti­cal History

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H Soz Kult