Wie tref­fen Ban­kiers ihre Ent­schei­dun­gen? Wie iden­ti­fi­zie­ren und mana­gen sie Risi­ken? Wie funk­tio­niert der Auf­bau von Ver­trau­en im Bank­ge­wer­be? Die Stu­die unter­sucht die­se Fra­gen am Fall­bei­spiel Grie­chen­lands und zeich­net die Inte­gra­ti­on die­ses peri­phe­ren Finanz­mark­tes in den euro­päi­schen zwi­schen 1820 und 1914 nach. Aus­ge­hend von metho­di­schen Anre­gun­gen der Beha­viou­ral Finan­ce ana­ly­siert sie in neun Fall­bei­spie­len (u.a. Aus­lands­an­lei­hen, die Grün­dung der Natio­nal­bank, die Tro­cken­le­gung von Sumpf­ge­bie­ten, der Kanal von Korinth, die inter­na­tio­na­le Finanz­kom­mis­si­on, der Han­del) die Risi­ko­per­zep­ti­on und das Inves­ti­ti­ons­ver­hal­ten bri­ti­scher, fran­zö­si­scher, deut­scher und schwei­ze­ri­scher Ban­kiers. Grie­chen­land im Zeit­al­ter des Phil­hel­le­nis­mus erscheint dabei als »Sehn­suchts­raum«, wo jeder Inves­tor vor dem Hin­ter­grund bestimm­ter, pola­ri­sie­ren­der Ste­reo­ty­pe sei­ne Ent­schei­dun­gen zu fül­len hat­te, die oft auf die Anti­ke rekur­rier­ten und stark emo­tio­nal auf­ge­la­den waren. Durch die Eng­füh­rung von Kultur‑, poli­ti­scher und Finanz­ge­schich­te rückt die Viel­schich­tig­keit der Risi­ko­per­zep­ti­on in den Blick, bei der Netz­wer­ke oder der Ein­fluss der Poli­tik eben­so Ent­schei­dun­gen bedin­gen konn­ten wie der unbe­ding­te Glau­be an wis­sen­schaft­li­che Exper­ti­se oder natio­na­le Selbst­über­schät­zung. Die Stu­die gibt Aus­kunft dar­über, wie sich die Risi­ko­ein­schät­zung und das Risi­ko­ma­nage­ment von Ban­kiers im Lau­fe des 19. Jahr­hun­derts veränderten.

Quel­le: Finan­ziers in Sehn­suchts­räu­men. Euro­päi­sche Ban­ken und Grie­chen­land im 19. Jahrhundert

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Vier­tel­jahrs­chrift für Sozi­al- und Wirtschaftsgeschichte