Als die Advance Bank im Jahr 1996 von der Bayerischen Vereinsbank gegründet wurde, war ihr Auftrag, Kunden mit höherem Einkommen zwischen 25 und 50 Jahren für das Online-Banking zu gewinnen. Die Kunden konnten ihre Bankgeschäfte 24 Stunden am Tag an sieben Tagen pro Woche erledigen. “Seit sie im März 1996 ins Leben gerufen wurde, liefert die neue Advance Bank ihrem Zielpublikum eine Kombination aus Flexibilität, Leistung und Bequemlichkeit per Telefon, Fax und seit Mai 1997 über das Internet. Die Kunden können alle Arten von Banktransaktionen durchführen, einschließlich der Zahlung von Rechnungen, dem Kauf von Aktien, dem Empfang finanzwirtschaftlicher Informationen und dem Verwalten des Haushaltsetats”.[1]Agententechnologie. Eine Einführung. Der Beitrag in dem Buch basiert wohl einer Research Note von Gartner vom 14.11.1997
Von der virtuellen Bank erhofften sich die Muttergesellschaften Bayerische Vereinsbank und kurz darauf die neue Eigentümerin Dresdner Bank, hohe Kosteneinsparungen, da ein Filialnetz nicht mehr nötig war. Beraten bzw. begleitet wurde die Advance Bank seinerzeit von Andersen Consulting. Die Berater halfen der Vereinsbank innerhalb von neun Monaten beim Aufbau der neuen Bank. “Das aus 100 Personen bestehende Team von Andersen Consulting trug entscheidend zur Entwicklung der Infrastruktur als Unterstützung der Bankstrategie bei. Diese enthielt eine Komponente von besonderer Bedeutung, um Bequemlichkeit und Flexibilität anbieten zu können – das Call Center der Bank, das sich hinter ihrer virtuellen Fassade befindet. Das Call Center leitet Kundenanrufe und Daten an gut ausgebildete menschliche Agenten am Telefon weiter. Diese Agenten setzen Kommunikation und IT ein, um komplexe Anfragen zu beantworten, eine große Menge finanzieller Transaktionen auszuführen und unabhängige Finanzberatungen anzubieten” [2]ebd..
Bereits am ersten Tag seien die Erwartungen deutlich übertroffen worden. So erhielt die Bank an diesem Tag 3.000 Anrufe. “Bis zum Dezember 1996, weniger als ein Jahr nach der Eröffnung, hatte die Advance Bank mehr als 25.000 neue Kunden, 260 Angestellte und Einlagen in Höhe von mehr als 1,3 Mrd. DM. … Zum Ende des Jahres 2000 rechnet die Advance Bank mit mehr als 800 Mitarbeitern und mehr als 250.000 Kunden”.[3]ebd.
Auch sonst sei die Advance Bank ein voller Erfolg und eine Blaupause für Nachahmer. “Das Advance-Bank-Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass es von Vorteil sein kann, wenn man Weitblick und den Mut hat »von Grund auf« zu starten. Genialität und die Zusammenarbeit mit einem Partner für die Systemintegration, der über die notwendigen Fähigkeiten für diese Aufgabe verfügt, verbunden mit dem richtigen Zeitpunkt, ließen für die BV einen erfolgreichen neuen Geschäftsbereich entstehen, der solide Gewinn auf einem hart umkämpften Markt erzielt”.[4]ebd.
Genialität, Weitblick und die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner haben dennoch nicht gereicht, um die Bank profitabel zu machen. Während ihres knapp achtjährigen Bestehens als rechtlich eigenständiges Institut ist es der Advance Bank nicht gelungen, einen Gewinn zu erzielen. Die Zahl der Kunden belieft sich zuletzt, im Jahr 2003, auf immerhin 300.000. “Im Zuge der endgültigen Auflösung wurden die restlichen 400 Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt und den Kunden das Angebot gemacht, zu denselben Konditionen ein Konto bei der Dresdner Bank zu eröffnen. Zum 31. Oktober 2003 wurden schließlich alle Girokonten abgeschlossen und – aufgrund des dazwischenliegenden Wochenendes – zum 3. November 2003 auf neue Konten bei der Dresdner Bank überführt”[5]Wikipedia
References