Von Ralf Keuper

Dort­mun­der Bier genoss für Jahr­zehn­te einen exzel­len­ten Ruf. Die Geschäf­te der Dort­mun­der Brau­er lie­fen präch­tig. Als Reichs­kanz­ler Otto Fürst von Bis­marck von den hohen Ein­künf­ten des Brau­meis­ters Fritz Brink­hoff erfuhr, soll er gesagt haben, er ver­die­ne ja nicht ein­mal soviel wie ein Dort­mun­der Braumeister.

Der­ma­ßen erfolgs­ver­wöhnt sahen die Dort­mun­der Brau­er nach dem 2. Welt­krieg kei­ner­lei Ver­an­las­sung, ihr Geschäfts­mo­dell zu über­den­ken. Der Absatz erfolg­te in den 1950er Jah­ren über­wie­gend über Gast­stät­ten, die häu­fig per Kre­dit an die Braue­rei­en gebun­den waren. Es wur­den fast nur Fäs­ser aus­ge­lie­fert. Der Bier­markt war, wie in der Vor­kriegs­zeit, ein Ver­käu­fer­markt. Pro­dukt­ori­en­tie­rung war das Maß aller Din­ge. Was der Ver­brau­cher woll­te, war nicht Gegen­stand der Geschäfts­po­li­tik. Ernst­zu­neh­men­de Mit­be­wer­ber waren weit und breit nicht zu erken­nen. Die Füh­rungs­kräf­te hat­ten fast aus­nahms­los schon vor dem 2. Welt­krieg die Geschi­cke der Braue­rei­en, wie DAB, DUB, Thi­er, Stifts, Kro­nen, Rit­ter und Han­sa, gelenkt. Man setz­te wei­ter unver­dros­sen auf das unter­gä­ri­ge Export­bier, das auf unge­bro­che­ne Nach­fra­ge stieß, so dass Dort­mund zur Bier­stadt Nr. 1 in Euro­pa auf­stieg[1]Dort­mund: Die Bier­stadt im Pott

Geblen­det vom eige­nen Erfolg über­sah man, dass die Ver­brau­cher mit zuneh­men­dem Wohl­stand auch beim Bier mehr Wert auf Genuss und Qua­li­tät leg­ten. Die­sen Anspruch erfüll­ten am bes­ten die hoch­prei­si­gen Pils-Bie­re, die von Königs, Bit­bur­ger, Veltins und Krom­ba­cher ange­bo­ten wur­den. Sie bil­de­ten das Pre­mi­um-Seg­ment. Die Pre­mi­um-Her­stel­ler betrie­ben Mar­ken­pfle­ge, um ihr Pro­dukt vor dem Preis­druck des Han­dels zu schüt­zen und den Käu­fern das Gefühl von Exklu­si­vi­tät zu ver­mit­teln. Die Dort­mun­der Braue­rei­en dage­gen, betrie­ben wei­ter­hin gemein­sa­me Wer­bung für Dort­mun­der Bier. Mar­ke­ting und Preis­po­li­tik waren Fehl­an­zei­ge. Die Umstel­lung auf das Fla­schen­bier erfolg­te nur zöger­lich. Um die schmel­zen­den Mar­gen aus­glei­chen zu kön­nen, erhöh­te man ein­fach den Absatz und gab bei Preis­ver­hand­lun­gen all­zu oft nach. Damit wur­de der Mar­ken­kern des Dort­mun­der Biers geschä­digt. Die füh­ren­den Mana­ger in den Dort­mun­der Braue­rei­en waren selbst ange­sichts dra­ma­tisch sin­ken­der Gewinn- und Absatz­zah­len nicht geneigt, mehr in Mar­ke­ting, Ver­trieb u…

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