Das durch die Ver­ga­be von Markt­platz­kre­di­ten bekannt gewor­de­ne Fin­tech Len­ding­Club geht für das 4. Quar­tal von einem deut­li­chen Rück­gang des Geschäfts­vo­lu­mens und beim Gewinn aus. Bereits im 3. Quar­tal ist der Gesamt­wert der Kre­dit­ver­ga­ben um 8 % gesun­ken. Laut Aus­sa­ge des CEO von Len­ding­Club, Scott San­born, “wur­de das Markt­platz­vo­lu­men durch höhe­re Finan­zie­rungs­kos­ten für bestimm­te Kre­dit­in­ves­to­ren beein­träch­tigt, die durch schnell stei­gen­de Zins­sät­ze ver­ur­sacht wur­den”. San­born wei­ter: “Die Kapi­tal­kos­ten bestimm­ter Kre­dit­in­ves­to­ren basie­ren auf den Zins­er­war­tun­gen für die Zukunft. Wenn die Erwar­tun­gen stei­gen, stei­gen ihre Kapi­tal­kos­ten und damit auch ihre Ren­di­te­an­for­de­run­gen”. Mit ande­ren Wor­ten: Inves­to­ren in Ver­brau­cher­kre­di­te stre­ben nach höhe­ren Ren­di­ten und wer­den ange­sichts stei­gen­der Zin­sen wäh­le­ri­scher[1]Len­ding­Club has a war­ning about the mar­ket­place model[2]Vgl. dazu: Ste­hen die Ereig­nis­se um Len­ding­Club für eine Zei­ten­wen­de im Bereich Fin­tech?[3]Vgl. dazu: Mar­ket Place Len­ding: Tücken eines Geschäfts­mo­dells.

Aller­dings ist Len­ding­Club mitt­ler­wei­le nicht mehr kom­plett auf das Markt­platz­mo­dell ange­wie­sen. Im ver­gan­ge­nen Jahr über­nahm Len­ding­Club für 185 Mil­lio­nen Dol­lar die Radi­us Bank und damit die erfor­der­li­che Bank­li­zenz, um Ein­la­gen zu hal­ten und sei­ne Kre­di­te direkt zu finan­zie­ren. Das hat dazu geführt, dass Len­ding­Club  33 % sei­ner Kre­di­te sel­ber hält. Die Span­ne zwi­schen den Zin­sen, die Len­ding­Club den Ein­le­gern zahlt, und den Zin­sen, die das Unter­neh­men von den Kre­dit­neh­mern erhält, der Net­to­zins­er­trag, stieg im letz­ten Quar­tal im Ver­gleich zum Vor­jahr um 89 % auf 123,7 Mil­lio­nen US-Dollar.

Trotz­dem rech­net das Unter­neh­men für das nächs­te Quar­tal mit Ein­nah­men in Höhe von 255 bis 265 Mil­lio­nen US-Dol­lar, was einem Rück­gang von bis zu 16 % gegen­über den im drit­ten Quar­tal gemel­de­ten entspricht.

Für Fintechs, die aus­schließ­lich auf die Ver­ga­be von Kre­di­ten spe­zia­li­siert sind, ohne eige­ne Bank, sind die aktu­el­len Zah­len von Len­ding­Club kein all­zu ermu­ti­gen­des Signal.

Im Jahr 2019 ging Len­ding­Club dar­auf ein, wel­che Aus­wir­kun­gen ein wirt­schaft­li­cher Abschwung auf das Geschäfts­mo­dell haben könn­te[4]Mar­ket­place Loans in a Down­turn: 5 Ques­ti­ons and Ans­wers[5]Vgl. dazu: COVID-19 pan­de­mic risk and pro­ba­bi­li­ty of loan default: evi­dence from mar­ket­place len­ding mar­ket[6]Vgl. dazu: Final Report on respon­se to the non­bank len­ding request from the CfA on digi­tal finan­ce.

Fra­ge: Was sind eini­ge Merk­ma­le, die Markt­platz­dar­le­hen in einer Rezes­si­on vor­teil­haft machen können?

Anwort: Es gibt eigent­lich drei Fak­to­ren. Ers­tens unter­schei­den sich ihre Ren­di­te­fak­to­ren von denen tra­di­tio­nel­le­rer Anla­ge­klas­sen. Zwei­tens reagie­ren Markt­platz­dar­le­hen im Ver­gleich zu ande­ren fest­ver­zins­li­chen Anla­gen in der Regel weni­ger emp­find­lich auf Zins­än­de­run­gen. Das liegt an ihren rela­tiv kur­zen Lauf­zei­ten und dar­an, dass sie sich im Gegen­satz zu einer typi­schen Anlei­he voll­stän­dig amor­ti­sie­ren; die regel­mä­ßi­gen Zins­zah­lun­gen eines Markt­platz­dar­le­hens sen­ken die effek­ti­ve Lauf­zeit. Schließ­lich ist die Nach­fra­ge der Ver­brau­cher nach Kre­di­ten kon­stant hoch – selbst bei hohen Kre­dit­kar­ten­zin­sen. Eine star­ke Nach­fra­ge und ein unge­deck­ter Bedarf an Kre­di­ten sind Merk­ma­le, kei­ne Feh­ler, die die Bestän­dig­keit des Ver­brau­cher­kre­dit­mark­tes über die Zyklen hin­weg untermauern.

Fra­ge: Wie sehen Sie die Leis­tung von Len­ding­Club in einem Abschwung im Ver­gleich zu ande­ren Teil­neh­mern oder neu­en Marktteilnehmern?

Anwort: Wir glau­ben, dass wir dank der Stär­ke des Kre­dit­mo­dells und unse­rer Mar­ke im Vor­teil sind. Jeden Tag stel­len über 40.000 Men­schen bei uns einen Antrag. Wir decken einen unge­deck­ten Bedarf an Kre­di­ten, und wir haben eine kri­ti­sche Mas­se an Ver­brau­cher­da­ten angesammelt.

Um die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen einer Rezes­si­on zu beur­tei­len, haben wir uns die Abschrei­bungs­ra­ten ange­schaut, um zu sehen, wann sie ihren Höhe­punkt errei­chen könn­ten. Wir fan­den her­aus, dass die größ­ten Auswirkungen1 ein­tre­ten wür­den, wenn eine Rezes­si­on inner­halb von zwei Quar­ta­len nach dem Datum der Kre­dit­ver­ga­be ein­tritt. Als nächs­tes unter­such­ten wir die Ren­di­ten. Unse­re Daten deu­ten dar­auf hin, dass die Per­for­mance von Kre­di­ten immer noch mit der Ent­wick­lung der Akti­en­märk­te wäh­rend der letz­ten Rezes­si­on ver­gleich­bar wäre. In einer schwe­ren Rezes­si­on könn­ten wir davon aus­ge­hen, dass die Ren­di­ten auf Jahr­gangs­ebe­ne in den nega­ti­ven ein­stel­li­gen Bereich fallen.