Der Shoo­ting-Star der deut­schen Fin­tech-Sze­ne, Trade Repu­blic, zieht momen­tan den Zorn sei­ner Kun­din­nen und Kun­den auf sich. Bemän­gelt wer­den u.a. die schlech­te Erreich­bar­keit des Sup­ports eben­so wie die Tat­sa­che, dass Divi­den­den ver­spä­tet aus­ge­zahlt werden.

Eigent­lich die übli­chen Kun­den­be­schwer­den gegen­über Ban­ken und Fintechs. Inso­fern nichts Neues.

Trade Repu­blic dro­he das Ver­trau­en der Kun­den zu ver­spie­len. Man habe sich wohl zu viel vor­ge­nom­men[1]Neo­bro­ker: Trade Repu­blic droht sein Ver­trau­en zu ver­spie­len.

Mag sein.

Den­noch zeigt ein Blick auf die Kun­den­be­wer­tun­gen auf Trust­pi­lot seit 2020, dass es in der Ver­gan­gen­heit zu ähn­li­chen Unmuts­äu­ße­run­gen gekom­men ist, so im Mai 2020. In den Mona­ten danach nahm die Kun­den­zu­frie­den­heit zu. Nega­ti­ve Bewer­tun­gen kamen für Mona­te kaum bis gar nicht mehr vor. Im Okto­ber 2020 nah­men die kri­ti­schen Stim­men wie­der zu. Es kam zu dem Zeit­punkt anschei­nend zu Pro­ble­men bei der Daten­ak­tua­li­sie­rung. Der Sup­port war eben­falls nur ein­ge­schränkt erreich­bar. Unmit­tel­bar danach tauch­ten über­wie­gend posi­ti­ve Bewer­tun­gen auf.

In den ver­gan­ge­nen 12 Mona­ten wur­den von den Kun­den Sys­tem­aus­fäl­le, tech­ni­sche Stö­run­gen und Pro­ble­me mit dem Kun­den­sup­port gemel­det. Depot­über­trä­ge ver­lie­fen anschei­nend zuwei­len schleppend.

Ein durch­gän­gi­ges Mus­ter ist, dass, sobald ein Vor­gang vom Stan­dard­ver­fah­ren abweicht, der Kun­den­ser­vice nicht ansprech­bar und/​oder über­for­dert ist. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­läuft dann nur noch per Mail.

Für Frust sorg­te ein Update vom ver­gan­ge­nen September.

Und jetzt die aktu­el­le Beschwerdewelle.

Das sind jetzt nur Stich­pro­ben auf Basis der Bewer­tun­gen auf Trust­pi­lot – also nicht im stren­gen Sin­ne reprä­sen­ta­tiv. Die Situa­ti­on bei Trade Repu­blic fügt sich indes in das Gesamt­bild, das Ban­ken und Fintechs seit eini­ger Zeit abgeben.

Es zeigt sich, und das ist eigent­lich kei­ne revo­lu­tio­nä­re Erkennt­nis, dass güns­ti­ge Prei­se nur sel­ten bis gar nicht mit gutem Ser­vice ein­her­ge­hen. Das gilt vor allem dann, wenn Pro­ble­me auf­tre­ten, die vom Stan­dard­ver­fah­ren abwei­chen. Hier rei­chen die inter­nen Hand­lungs­an­wei­sun­gen für die Mit­ar­bei­ter, die sel­ten vom Fach sind, nicht mehr aus. Dann wird schnell auf Mail umge­stellt, wohl auch um Zeit für die Suche nach Ursa­chen und den rich­ti­gen, aus­kunfts­fä­hi­gen und ‑wil­li­gen Ansprech­part­ner zu gewin­nen. Die in Fintechts nicht unüb­li­che hohe Fluk­tua­ti­on tut ihr übri­ges. Mit­ar­bei­ter kri­ti­sie­ren auf Kun­unu u.a. die schlech­te, “toxi­sche” Unternehmenskultur.

Wenn die Kom­ple­xi­tät des Geschäfts eben­so wie die der inter­nen Abläu­fe durch die Ein­füh­rung neu­er Pro­duk­te dann noch zunimmt, die Zahl der Mit­ar­bei­ter und deren Qua­li­fi­ka­ti­on nicht gestei­gert wird, dann ist es eigent­lich nicht mehr son­der­lich ver­wun­der­lich, wenn die Pro­ble­me noch zunehmen.

Die Kun­din­nen und Kun­den soll­ten sich jedoch mal fra­gen, ob es nicht irgend­wo Wunsch­den­ken bzw. naiv ist, zu einem über­schau­ba­ren Preis einen Top-Ser­vice zu ver­lan­gen. Irgend­wo schafft die Nach­fra­ge auch das ent­spre­chen­de Ange­bot[2]Damit ist frei­lich nicht gesagt, dass der ver­gleichs­wei­se teu­re Ser­vice der Ban­ken und Spar­kas­sen auto­ma­tisch bes­ser ist.

Update:

Trade Repu­blic und der Kun­den­ser­vice: Inter­ne Schlie­ßung und Out­sour­cing bestätigt

Das steckt hin­ter dem Shit­s­torm gegen Trade Republic

Refe­ren­ces

Refe­ren­ces
1 Neo­bro­ker: Trade Repu­blic droht sein Ver­trau­en zu verspielen
2 Damit ist frei­lich nicht gesagt, dass der ver­gleichs­wei­se teu­re Ser­vice der Ban­ken und Spar­kas­sen auto­ma­tisch bes­ser ist