Von Ralf Keuper
Fintech, so eine häufig zu vernehmende Botschaft, soll das Finanzwesen demokratisieren. Menschen, die bislang keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Finanzdienstleistungen hatten, sollen nun in deren Genuss kommen. Hierarchien und kartellartige Marktstrukturen sollen aufgebrochen werden, damit die Kund:innen an der Entwicklung des Finanzmarktes partizipieren können. Digitale Währungen machen Staat und Banken im Idealfall überflüssig.
Wie realistisch ist dieses Szenario? Welche Erfahrungen konnten bis jetzt gesammelt werden – bestätigen sie die zentralen Annahmen der Befürworter einer Demokratisierung des Finanzwesens – oder verhält es sich eher anders herum?
Die letzte große Initiative, welche sich die Demokratisierung des Finanzwesens auf die Fahnen schrieb, endete in der Finanzkrise 2007/2008. Es war der Wunsch der US-Regierungen unter Bill Clinton und George W. Bush, dass möglichst viele US-Bürger Hauseigentum erwerben konnten. Die Deregulierung der Märkte und verschiedene “Finanzinnovationen” schienen über Jahre zur Verwirklichung dieses Ziels beizutragen – bis zum Ausbruch der Subprime-Krise[1]Was bedeutet Demokratie im Finanzwesen ? . In vielen Fällen, so Beat Weber, handelt es sich bei den verschiedenen Demokratisierungs-Initiativen um Marktpopulismus.
Demnach ist die parlamentarische Demokratie ein Hort von staatlichem Zwang und Korruption, die vorwiegend den Markt stört. Im Markt liegt hingegen die wahre Demokratie, weil dort tagtäglich mittels Kaufentscheidungen unverfälscht darüber abgestimmt wird, was die Leute wirklich interessiert. Durch Auswe…
References
References ↑1 Was bedeutet Demokratie im Finanzwesen ?