Von Ralf Keuper
Die Tatsache, dass die Deutsche Bank zum ersten Mal seit 2014 einen, wenn auch bescheidenen, Jahresgewinn erzielt hat, war für einige Medien und andere Marktbeobachter eine Überraschung[1]Deutsche Bank macht überraschend Gewinn. Unter dem Strich bleibt ein Gewinn nach Steuern von 600 Mio. Euro.
Den Gewinn verdankt die Deutsche Bank größtenteils dem Investmentbanking; im Zinsgeschäft lief es deutlich schlechter. Eigentlich wollte die Deutsche Bank, als Lehre aus der Finanzkrise und tausender Gerichtsprozesse, ihre Abhängigkeit vom Investmentbanking verringern. Jetzt zeigt sich, dass sie ohne Investmentbanking kaum ausreichend Gewinn erzielen kann. Alles andere als eine gute Nachricht, wie nicht nur Ulrike Herrmann in Profiteurin der Coronakrise meint. Die strukturellen Schwächen des Geschäftsmodells der Bank bleiben; sie hätten sich sogar noch verschärft. Denn: Das Investmentbanking ist in der Corona-Pandemie, in Zeiten hoher Marktvolatilität, eine sprudelnde Einnahmequelle. Daher stellt sich die Frage, wie es mit der Einnahmesituation der Deutschen Bank aussieht, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist. Kaum vorstellbar, dass die Bank bis dahin ein funktionsfähiges und nachhaltiges Geschäftsmodell gefunden und seine Abhängigkeit vom Investmentbanking reduziert hat. Erstaunlich ist auch die niedrige Risikovorsorge der Deutschen Bank. Während viele andere europäische Banken, wie Santander, BNP und die Commerzbank, ihre Risikovorsorge deutlich erhöht haben[2]Das Zinsproblem der Deutschen Bank. Und neun weitere Lehren, verbleibt die der Deutschen Bank auf Vor-Corona-Niveau.
Noch schlechter sieht es bei der Commerzbank aus, die im vergangenen Jahr den höchsten Verlust seit der Finanzkrise einfuhr[3]Commerzbank macht höchsten Verlust seit Finanzkrise. Insgesamt beläuft sich das Minus auf 2,9 Mrd. Euro.
Wie Elisa Martinuzzi in Deutsche Bank and Commerzbank Are Stuck in a Mire schreibt, sind Deutsche Bank und Commerzbank nach wie vor weit vom rettenden Ufer entfernt.
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