Das Jahr 2022 kann mit Fug und Recht als Wendejahr für Fintech bezeichnet werden. Spätestens ab Mai setzte eine Abwärtsbewegung ein, die sich auch im nächsten Jahr fortsetzen wird. Das Ausmaß der Misere lässt sich u.a. auf der Seite layoffs.fyi besichtigen.
Bis zum heutigen Tag sind allein im Fintech-Sektor laut der Seite 21.273 Arbeitsplätze weltweit verloren gegangen. Im Kryptosektor sind es 8.060. Insgesamt also knapp 30.000. Zu berücksichtigen ist dabei noch, dass von vielen Unternehmen keine Zahlen über die abgebauten Arbeitsplätze vorliegen, d.h. die Zahl liegt in Wirklichkeit noch deutlich höher. Abgesehen davon, sind auf der Seite nicht alle Fälle erfasst. Es ist also gut möglich, dass die Zahl bei 50.000 und mehr liegt.
Die wichtigsten Ereignisse, die einen Wendepunkt markieren, sind neben dem Verlust von Arbeitsplätzen deutlich gesunkene Marktbewertungen sog. Unicorns wie Klarna. In Deutschland sticht die Pleite von Nuri hervor. Fidor wird demnächst komplett abgewickelt, N26 und Solaris sorgen regelmäßig für Negativschlagzeilen, die BaFin fährt auf einmal ihre Krallen aus. Das Geld der Investoren sitzt nicht mehr so locker. Steigende Inflation und Zinsen sorgen dafür, dass die verfügbaren Einkommen sinken. Der Immobilienmarkt befindet sich im Abschwung. Kurzum: Das wirtschaftliche Umfeld, das für den Aufstieg vieler “Unicorns” verantwortlich war, hat sich deutlich verschlechtert.
Der Kryptosektor wird von Skandalen erschüttert, die die Frage aufkommen lassen, ob in diesem Bereich überhaupt Geschäfte auf seriöse Weise abgewickelt werden können. Geschäftsmodelle, wie BNPL und Pay for Order Flow werden von Bankenaufsehern und Verbraucherschützern zunehmend kritisch beäugt.
Vor etwa zehn Jahren trat die Branche mit dem Anspruch auf, das Banking von Grund auf zu verändern. Inklusion/Teilhabe, Demokratisierung und User Experience waren die Schlagworte.
Das ist noch reichlich Luft nach oben.