Sofern der Eindruck auf trustpilot nicht täuscht, wächst die Zahl der Kunden, die sich negativ über Solaris (vormals SolarisBank) äußern, deutlich.
Ein ähnliches Bild geben die Kundenbeschwerden auf dem Forum Blocktrainer ab, die allerdings schon länger zurückliegen[1]Vgl. dazu: Bison App Erfahrungen.
Im Januar erst schickte die BaFin einen Sonderprüfer in die Bank[2]Jetzt lieben Kriminelle auch diese Bank. Im März legte die BaFin zusätzliche Eigenmittelanforderungen fest: “Grund für die Maßnahme ist ein Verstoß gegen die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation im Sinne des § 25a Abs. 1 und des § 25b Abs. 1 S. 2 KWG. Bei einer Sonderprüfung wurden bei dem Institut zahlreiche organisatorische Mängel festgestellt. Sie belegten eine nicht ordnungsgemäße Geschäftsorganisation”[3]Solarisbank AG: BaFin legt zusätzliche Eigenmittelanforderungen fest.
Im Zuge der Pleite von Nuri könnte auf Solaris noch einiger Ärger zukommen. Mit Blick auf mögliche Schadensersatzforderungen schreibt die Kanzlei Thum & Strauß: “Nach unseren bisherigen Recherchen und der Bewertung auf der Basis der uns schon vorliegenden Unterlagen kommen hier nicht nur Schadensersatzansprüche gegen die Nuri GmbH, die ohnehin nur noch im Rahmen des Insolvenzverfahrens verfolgt werden könnten und nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenztabelle angemeldet werden müssten, sondern insbesondere auch Ansprüche auf Schadensersatz gegen die Solarisbank AG in Betracht, da die Nuri GmbH für diese als Vermittlerin aufgetreten war. Vorteilhaft für die Kunden ist, dass die Solarisbank AG, die zudem der deutschen Einlagensicherung unterliegt, nicht unmittelbar von der Insolvenz der Nuri GmbH betroffen ist und daher Schadensersatzansprüche direkt gegenüber derselben geltend gemacht werden können”[4]Nuri – Insolvenz – Solarisbank – Bitcoin-Ertragskonto – Schadensersatz[5]Vgl. dazu: “Die rechtliche Konstruktion dahinter ist nicht ganz einfach. Denn Nuri ist nicht als “einfacher” Vermittler, sondern als sog. vertraglich gebundener Vermittler der Solaris Bank … Continue reading.
Update:
Aus einem Interview von Börse Online mit einen BaFin-Sprecher[6]Bafin zur Nuri-Pleite – “Grundsätzlich gibt es ein Ansteckungsrisiko”:
- Die Solarisbank hat die Bankinfrastruktur und den regulatorischen Rahmen für die Nuri-Dienstleistungen zur Verfügung gestellt, insbesondere auch die Banklizenz. Wie groß ist die Ansteckungsgefahr zwischen der Kryptobranche und den regulierten Banken?
Grundsätzlich gibt es ein Ansteckungsrisiko, wenn eine Bank mit einem Vermittler zusammenarbeitet. Das ist dann der Fall, wenn ein Vermittler unter dem Haftungsdach der Bank aufgehängt ist und seine Kunden nicht ordentlich über die Risiken aufgeklärt hat.
Update:
Das wars dann: Insolventes FinTech-Start-up Nuri stellt im Dezember Betrieb ein
Update (13.03.23)
Nach Ansicht einiger Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Fintech-Szene habe die BaFin das gesunde Maß bei der Regulierung von Fintech-Startups verloren[7]Konflikte zwischen Fintechs und Bafin nehmen zu. Das ist schon bemerkenswert. Die Szene scheint sich nach den Jahren zurückzusehnen, als noch Felix Hufeld Chef der BaFin war. Dieser war nicht unbedingt für ein strenges Vorgehen gegenüber Fintech-Startups bekannt. Überhaupt herrscht in den deutschen Fintech-Kreisen ein “Mindset”, das durchaus einige reaktionäre Elemente enthält. So rief die Branche vor gut zwei Jahren nach dem Gesetzgeber, der die ihrer Ansicht nach allzu kritischen Kommentare IPOs gegenüber unterbinden sollte. Es war von einer “Disziplinierung der Presse” die Rede[8]Ein Jahr nach Wirecard: Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums wünscht sich “Disziplinierung der Presse”.
Dass zu einer Zeit, in der VC-Firmen in den USA nach staatlicher Rettung verlangen und sich auf dem Risikokapitalmarkt auch hierzulande ähnliche Entwicklungen zeigen dürften, von der Bankenaufsicht zu fordern, lockerer zu sein, ist schon irgendwie dreist. Dahinter verbirgt sich wohl eher die berechtigte Sorge, dass sich die eigenen Geschäftsmodelle, die auch nach Jahren der Sonderkonjunktur (“Billiges Geld”) in der überwältigenden Mehrheit nicht nachhaltig sind, bald in Luft auflösen könnten.
Bei Nuri hätte die BaFin deutlich eher bzw. überhaupt eingreifen müssen.
References
↑1 | Vgl. dazu: Bison App Erfahrungen |
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↑2 | Jetzt lieben Kriminelle auch diese Bank |
↑3 | Solarisbank AG: BaFin legt zusätzliche Eigenmittelanforderungen fest |
↑4 | Nuri – Insolvenz – Solarisbank – Bitcoin-Ertragskonto – Schadensersatz |
↑5 | Vgl. dazu: “Die rechtliche Konstruktion dahinter ist nicht ganz einfach. Denn Nuri ist nicht als “einfacher” Vermittler, sondern als sog. vertraglich gebundener Vermittler der Solaris Bank aufgetreten. Hier gilt es nun zu prüfen, wer für eine fehlerhafte Vermittlung haftet – Nuri oder die Solaris Bank. In diesem Rahmen stellt sich dann auch die Frage, wie die sich aus einer potentiell fehlerhaften Vermittlung ergebenden Ansprüche auf Rückabwicklung des Krypto Investments geltend zu machen sind – im Insolvenzverfahren oder direkt gegenüber Solaris”, in: Nuri ist insolvent – Was sind die Konsequenzen? |
↑6 | Bafin zur Nuri-Pleite – “Grundsätzlich gibt es ein Ansteckungsrisiko” |
↑7 | Konflikte zwischen Fintechs und Bafin nehmen zu |
↑8 | Ein Jahr nach Wirecard: Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums wünscht sich “Disziplinierung der Presse” |