Für das Scheitern ebenso wie für den Erfolg von Nationen sind nach Auffassung von Daron Acemoglu und James A. Robinson die jeweiligen Institutionen verantwortlich. Je nachdem, ob in einem Land inklusive oder extraktive Institutionen für die Erzeugung und Verteilung von Wohlstand und Chancen maßgeblich sind, floriert die Wirtschaft oder liegt darnieder. “Inklusive Wirtschaftsinstitutionen .. schaffen attraktive Bedingungen für die große Mehrheit, sich ins Wirtschaftsleben einzubringen und ihre Begabungen und Fähigkeiten optimal einzusetzen, und sie gestatten dem Einzelnen, freie Entscheidungen zu treffen. Um inklusiv zu sein, müssen Wirtschaftsinstitutionen Sicherheit für das private Eigentum, ein neutrales Rechtssystem und öffentliche Dienstleistungen zur Schaffung fairer Bedingungen bieten, die dem Menschen ermöglichen, frei zu handeln und Verträge abzuschließen. Sie müssen ferner die Gründung neuer Unternehmen erlauben und ihren Bürgern gestatten, selbst über die eigene berufliche Laufbahn zu bestimmen”[1]Warum Nationen scheitern. Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut. Anders dagegen in Ländern mit extraktiven Wirtschaftsinstitutionen. Dort ist die große Bevölkerungsmehrheit nicht in der Lage, eigene wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Die Macht des Staates dient nicht dazu, wichtige öffentliche Dienstleistungen bereitzustellen. Das staatliche Erziehungssystem versorgt die Menschen in erster Linie mit Propaganda. Ein neutrales Rechtssystem existiert nicht. Die Institutionen sind extraktiv, weil sie ausschließlich dem Zweck dienen, der Mehrheit der Gesellschaft Einkommen und Wohlstand zu entziehen, um ihn der herrschenden Schicht zukommen zu lassen.
Nicht minder wichtig für den Erfolg eines Landes sind die politischen Institutionen: “Politische Institutionen, die ausreichend zentralisiert und pluralistisch sind, nennen wir inklusiv. Wenn eine der beiden Bedingungen nicht zutrifft, bezeichnen wir sie als extraktive politische Institution”.
Für das Bankwesen, den Bankstil[2]Der Bankstil leitet sich ab vom Begriff des Wirtschafsstils, wie er u.a. von Arthur Spiethoff und Armin Müller-Armack vertreten wurde: “Jede Epoche wird von einem besonderen Wirtschaftsstil … Continue reading[3]“Das deutsche Banksystem ist Produkt eines historischen Prozesses, der Ausdruck der jeweiligen Konstellationen, ökonomischer, gesellschaftlicher und politischer Art, ist. Wesentlicher Einflussfaktor … Continue reading eines Landes ergeben sich daraus verschiedene Konsequenzen.
Acemoglu und Robinson liefern als Beispiel die Entwicklung des Bankwesens in den USA und Mexiko im 19 und frühen 20. Jahrhundert. “Im 19. Jahrhundert erweiterten sich das Kreditgeschäft und das Bankwesen rapide, was das Wachstum und die Industrialisierung entscheidend begünstigte. … Potenzielle Unternehmer konnten sich problemlos Darlehen verschaffen, um ihre Betriebe zu gründen. Zudem führte die intensive Konkurrenz zwischen Banken und anderen Finanzinstitutionen in den Vereinigten Staaten dazu, dass Kredite zu relativ niedrigen Zinssätzen aufgenommen werden konnten”.
Ganz anders dagegen in Mexiko: “.. als die mexikanische Revolution begann, gab es im ganzen Land nur 42 Banken, wobei zwei von ihnen über 60 Prozent des gesamten Kapitals verfügten. Anders als in den Vereinigten Staaten, wo ein heftiger Konkurrenzkampf herrschte, kannte man unter den mexikanischen Banken praktisch keinen Wettbewerb. Dieser Umstand ermöglichte ihnen, ihren Kunden hohe Zinssätze abzuverlangen, weshalb sich die Darlehens…
References
↑1 | Warum Nationen scheitern. Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut |
---|---|
↑2 | Der Bankstil leitet sich ab vom Begriff des Wirtschafsstils, wie er u.a. von Arthur Spiethoff und Armin Müller-Armack vertreten wurde: “Jede Epoche wird von einem besonderen Wirtschaftsstil geprägt. Dieser setzt sich zusammen aus einer bestimmten Konstellation der (Stil-)Elemente Wirtschaftsgeist, Natürliche und technische Grundlagen, Gesellschaftsverfassung, Wirtschaftsverfassung und Wirtschaftsverlauf”. in: Die Theorie des Wirtschaftsstils (Arthur Spiethoff) |
↑3 | “Das deutsche Banksystem ist Produkt eines historischen Prozesses, der Ausdruck der jeweiligen Konstellationen, ökonomischer, gesellschaftlicher und politischer Art, ist. Wesentlicher Einflussfaktor war die Industrialisierung, die zu den ersten Universalbanken, die sich zunächst an die Industrie und wohlhabende Personen wandten, und zur Gründung von Sparkassen und Genossenschaftsbanken geführt hat, die als Kreditinstitute für die kleinen Leute und mittelständischen Unternehmer ins Leben gerufen wurden”, in: Erfordert der deutsche Wirtschaftsstil einen eigenen Bankstil? . |