Im Juli 1931 waren die Ber­li­ner Groß­ban­ken nur noch begrenzt zah­lungs­fä­hig. Der deut­sche Ban­ken­sek­tor kol­la­bier­te, was die Wirt­schafts­kri­se wei­ter befeu­er­te. Anhand der Geschäfts­ent­wick­lun­gen bei der Com­merz­bank, der Dresd­ner Bank, der Darm­städ­ter und der Natio­nal­bank seit den 1920er-Jah­ren unter­sucht Falk Liedt­ke die Ursprün­ge, den Ver­lauf und die Fol­gen der Ban­ken­kri­se. Er beschreibt, wie sich 1931 die Liqui­di­täts­pro­ble­me der Groß­ban­ken maß­geb­lich aus den Struk­tu­ren des Kun­den­kre­dit­ge­schäfts ent­wi­ckel­ten und beleuch­tet die bis­lang wenig erforsch­te Rol­le des Kre­dit­ge­schäfts in den Bankfilialen.

Anhand umfang­rei­cher Quel­len zum Kun­den­kre­dit­ge­schäft in über 50 Filia­len der drei Ber­li­ner Groß­ban­ken ana­ly­siert Liedt­ke ris­kan­te Geschäfts­prak­ti­ken bei Kre­dit­ver­ga­be und ‑betreu­ung. Er zeigt auf, wie die Groß­ban­ken in den 1920er-Jah­ren zuneh­mend die Kon­trol­le über das Han­deln ihrer Filia­len in die­sem Geschäfts­be­reich ver­lo­ren. Eben­so zeich­net er den Kon­flikt zwi­schen den Groß­ban­ken und ihren Filia­len um die Orga­ni­sa­ti­on des Kun­den­kre­dit­ge­schäfts nach, der sich seit den 1910er-Jah­ren als Neben­wir­kung der Expan­si­ons­stra­te­gien der Ban­ken ent­wi­ckel­te und die­se wirt­schaft­lich schwächte.

Quel­le: Der Kon­flikt um den Kre­dit. Orga­ni­sa­ti­ons­pro­ble­me im Kun­den­kre­dit­ge­schäft Ber­li­ner Groß­ban­ken vor dem Hin­ter­grund von Ban­ken­kon­zen­tra­ti­on und Ban­ken­kri­se (1924–1939)