Von Ralf Keuper
Dass das Banking von der Landwirtschaft etwas lernen kann, dürfte auf viele zunächst exotisch wirken. Dabei geht es um weit mehr, als nur um das Modethema “Nachhaltigkeit”. Auch in der z.T. hoch subventionierten Landwirtschaft gibt die ökonomische Rationalität im betrieblichen Alltag den Ton an, wie Karin Jürgens in ihrem lesenswerten Beitrag Wirtschaftsstile in der Landwirtschaft hervorhebt, die sie als Landwirtschaftsstile zusammenfasst, denn:
Landwirtschaftsstile beschreiben eine geregelte Art und Weise des wirtschaftlichen Handelns, eine grundlegende ökonomische Rationalität der Bauern.
Am Beispiel der Milchviehbetriebe konnte Jürgens ab Mitte der 2000er Jahre drei Stilarten in der Landwirtschaft identifizieren:
- Vielseitig bleiben und im Plus wirtschaften
- Spezialisierung und neue Vielseitigkeit
- Spezialisierung und Vergrößerung durch gemeinsames Wachstum
Während Vertreter des ersten Stils darauf bedacht sind, ihre Eigenständigkeit zu erhalten und Wachstum nur aus eigenen Mittel zu finanzieren und schlüsselfertigen Projekten zur Modernisierung distanziert bis ablehnend gegenüberstehen, sind die Vertreter des zweiten Stils schon mehr auf Wachstum durch Spezialisierung programmiert, ohne jedoch die Eigenständigkeit aufs Spiel zu setzen, während die Vertreter des dritten Stils ganz auf Wachstum ausgelegt sind und dabei regen Gebrauch von Kooperationen und externen Zulieferern machen.
Übergeordnetes Prinzip aller drei Stilarten ist die Erhaltung des “Manövrierraums”, d.h. der Handlungsfreiheit. Abhängigkeiten von großen Herstellern, Konzernen und bestim…