Von Ralf Keuper
Die Entwicklung im Einzelhandel und im Bankwesen verlief in den letzten Jahrzehnten an vielen Stellen nahezu identisch. Aufschlussreich in dem Zusammenhang ist das Buch Revolutionen im Einzelhandel. Die Einführung der Selbstbedienung in Lebensmittelgeschäften in der Bundesrepublik Deutschland (1949−1973). In ihrer Rezension hebt Katja Girschik die verschiedenen Initiativen hervor, die während der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland vor sich gingen. So begaben sich während dieser Zeit Einzelhändler, Wirtschaftsvertreter, Fachleute aus der Verpackungsindustrie, Werber, Hersteller von Konsumgütern und Ladeneinrichtungen ebenso wie Politiker und Wissenschaftler auf Entdeckungsreise in die USA. Dort war die Selbstbedienung im Einzelhandel schon relativ weit fortgeschritten. Jedoch hüteten sich die deutschen Einzelhändler, das US-amerikanische Modell des self-service einfach nur zu kopieren, sondern waren bestrebt, es an die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Gegen Ende der 1960er Jahre hatte das Vorbild USA ausgedient und der Einzelhandel begann, den Austausch auf europäischer Ebene zu forcieren. Wie schwierig es ist, das Erfolgsmodell aus seinem Heimatmarkt auf einen anderen zu übertragen, musste vor eingien Jahren der größte Einzelhändler der Welt, Wal Mart, bei seinem Ausflug nach Deutschland erfahren.
Im Banking ist das Thema Selbstbedienung eng mit dem Aufkommen der ersten Geldautomaten verbunden, wie sie die Chemical Bank in New York Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre flächendeckend einführte. Nicht wenige Beobachter sehen darin im Rückblick einen “Sündenfall”, da sich der Kontakt mit den Kunden seither immer weiter gelockert hat. Allzu oft hat man die Kunden im Maschinenpark sich selbst überlassen.
Im Einzelhandel geht die Entwicklung derzeit immer mehr in Richtung Mobile Payments bzw. kontaktloses Bezahlen, wenngleich die Aktionen noch zaghaft und unkoordiniert sind. Einzelhändler wie Rewe bieten den Kunden schon seit einiger Zeit die Möglichkeit, an der Kasse Geld von ihrem Konto abzuheben. In den USA geht Wal Mart mit Bluebird einen Schritt weiter und in Großbritannien sorgt Tesco mit seinen Banking-Dienstleistungen immer wieder für Aufsehen. Sollten sich Mobile Wallets durchsetzen, befinden sich die großen Einzelhändler in einer sehr guten Ausgangsposition.
Im Textileinzelhandel hat sich C&A nach einer schwierigen Phase wieder gefangen und tritt selbstbewusst gegen die Herausforderer Zara und H&M an, wie Bettina Weiguny in ihrem Buch Die geheimnisvollen Herren von C&A – Der Aufstieg der Brenninkmeyers berichtet. Nach teuren Experimenten kehrte C&A zu dem Slogan “Fashion is global, but business is local” zurück. Mit einem neuen Shop-Konzept (mehr Licht, größere Schaufenster, mehr Holz, mehr Regale und moderne Plexiglasboxen) und einer starken Ausdünnung bei den Eigenmarken schaffte C&A den Wandel. Seitdem gibt es bei C&A, ebenso wie bei Zara und H&M, eine europäische Kollektion, aus der die Einkäufer der jeweiligen Länder auswählen können, was und wieviel sie abnehmen und was nicht.
Wie weit die Digitalisierung im Einzelhandel auch bei den Vermietern/Betreibern großer Einkaufszentren Einzug gehalten hat, zeigt der Beitrag Analysis: Shopping centre landlords embrace digital innovations.
Wie weit die Digitalisierung im Einzelhandel auch bei den Vermietern/Betreibern großer Einkaufszentren Einzug gehalten hat, zeigt der Beitrag Analysis: Shopping centre landlords embrace digital innovations.
Überhaupt hat sich im Textileinzelhandel das Shop-in-Shop-Konzept weit verbreitet, was jedoch dazu führt, dass sich die Angebote angleichen. Überall die gleichen Hilfiger‑, Gant- , Barbour-Shops. Im Media-Markt treten immer mehr Promoter der Hersteller an die Stelle des eigenen Verkaufspersonals.
Im Finanzwesen hat, wenn man so will, dieses Konzept Lloyds of London als erster eingeführt und betreibt es bis heute mit großem Erfolg.
Im Banking könnten beispielsweise digitale Plattformen oder Marktplätze den Shop-In-Shop-Gedanken aufgreifen. Vor allem im Retail-Banking bietet sich der Ansatz an. Im Firmenkundengschäft und im Private Banking (Credit Suisse mit eamXchange) könnten sich ähnliche Modelle durchsetzen. Insofern bewegen sich die Stilarten im Einzelhandel und im Banking aufeinander zu bzw. verlaufen parallel.
Mit großem Interesse verfolgen einige Vertreter der Bankenbranche und des Einzelhandels den Versuch von Apple, seine Stores mit neuem Flair zu versehen. Hierfür hat Apple Angela Ahrendts von Barbour an Bord geholt.
Mit großem Interesse verfolgen einige Vertreter der Bankenbranche und des Einzelhandels den Versuch von Apple, seine Stores mit neuem Flair zu versehen. Hierfür hat Apple Angela Ahrendts von Barbour an Bord geholt.
In einem der nächsten Beiträge geht es um die Stilarten im Banking und in der Gastronomie.
Weitere Informationen: