Von Ralf Keuper
Ähnlich wie im Einzelhandel und im Bankwesen setzte sich nach dem zweiten Weltkrieg die Selbstbedienung auch in der Gastronomie durch.
Lange Zeit galt es als unrealistisch, die Prinzipien der Massen- bzw. Fließbandfertigung, wie sie aus der Automobilproduktion bekannt waren, auf die Gastronomie zu übertragen, bis zu dem Zeitpunkt, als Ray Kroc mit McDonald’s den Gegenbeweis lieferte. Das rief nicht nur Begeisterung hervor und der von George Ritzer geprägte Begriff der McDonaldisierung macht seitdem die Runde.
Das Beispiel von McDonalds fand in der Gastronomie bis heute viele Nachahmer, wie im Fall von Subways. Häufig wird in dem Zusammenhang auch von der Systemgastronomie gesprochen. Im Banking entsprechen die großen Finanzkonzerne, vor allem aus dem Retail-Banking, diesem Modell.
Inhabergeführte Restaurants haben im Vergleich dazu den “Nachteil”, dass ihr Geschäftsmodell nicht in dieser Form skalierbar ist. Häufig ist der Eigentümer auch der Chef-Koch, zumindest aber ist er oder sie fast ständig anwesend, um “den Laden in Schwung zu halten”. Schon alleine aus diesem Grund sind einer Expansion enge Grenzen gesetzt – auch bei Spitzenköchen. Hier bietet sich der Vergleich zu den inhabergeführten Privatbanken und – mit Abstrichen – zu den Regionalbanken an.
Mittels Convenience hat das Baukastenprinzip auch in der Gastronomie, und zwar über nahezu alle Sparten hinweg, Einzug gehalten. Parallel dazu stoßen Fertiggerichte im Lebensmitteleinzelhandel auf rege Nachfrage. Im Banking sind sog. White-Labeling-Lösungen inzwischen weit verbreitet.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgen Marktbeobachter, nicht nur aus der Gastronomie, sondern verstärkt auch aus dem Bereich Banking, die Aktivitäten der Kaffeehauskette Starbucks. Einige, wie Gene Marks, glauben, dass Starbucks den Markt für Mobile Payments revolutionieren könnte.
Der Erfolg großer Gastronomieketten hängt in hohem Maß von den Essgewohnheiten, dem Gesundheitsverhalten und schlussendlich auch von dem “Zeitgeist” ab. Weitere Einflussfaktoren sind, ähnlich wie beim Banking, gesetzliche und regulatorische Bestimmungen. Immer wieder wird die Branche von Lebensmittelskandalen erschüttert. Trotzdem ist die Transparenz bei den Lebensmitteln, wohl nicht nur nach Ansicht von Matthias Kröner, häufig höher als im Banking – man denke an die Zusammensetzung sog. Finanzinnovationen.
Nicht jedes Geschäftsmodell in der Gastronomie, das im Heimatland auf große Resonanz stösst, lässt sich im Maßstab 1:1 auf andere Länder übertragen, selbst dann nicht, wenn sie einer ähnlichen Kultur angehören. Einer Vereinheitlichung der Stilarten sind auch hier – nicht nur geographische – Grenzen gesetzt.
Dass Banking und Gastronomie eine gelungene Kombination eingehen können, zeigt für mich u.a. das Bankery der Volksbank Gütersloh/Bielefeld. Das Bankgeschäft hat – aller Abstraktion zum Trotz – auch eine sinnliche Komponente, die man nicht unterschätzen sollte, und die in Zukunft m.E. an Bedeutung gewinnen wird – quasi als Gegenpol zur fortschreitenden Entstofflichung im Banking.
Einer der nächsten Beiträge handelt von den Stilarten im Banking und in der Verlags-/Medienbranche.
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