Was jeder Handwerksbetrieb weiß, ist nun auch bei Solaris als neue Erkenntnis angekommen. Um überleben zu können, muss ein Unternehmen einen (Mindest-)Gewinn[1]“Über die Frage, ob das unternehmerische Motiv die Erzielung möglichst hoher Gewinn ist, lässt sich streiten. Aber eine unbedingte Notwendigkeit ist es für das Unternehmen, zumindest soviel … Continue reading erzielen. Diese Entscheidung wird als “Strategiewechsel” kommuniziert. Künftig gehe Gewinn vor Wachstum, so der Solaris-Vorstandschef in einem Interview[2]Solaris ändert die Strategie und setzt Gewinne vor Wachstum.
Bislang macht Solaris jedoch nur Verluste. Um in die Gewinnzone zu gelangen, müsse man sich von einigen Kunden, die nicht zur Profitabilität beitragen, trennen.
Allerdings werden sich zunächst wohl die Kosten weiter erhöhen. Zur Erinnerung: Im Januar erst schickte die BaFin einen Sonderprüfer in die Bank[3]Jetzt lieben Kriminelle auch diese Bank. Im März legte die BaFin zusätzliche Eigenmittelanforderungen fest: “Grund für die Maßnahme ist ein Verstoß gegen die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation im Sinne des § 25a Abs. 1 und des § 25b Abs. 1 S. 2 KWG. Bei einer Sonderprüfung wurden bei dem Institut zahlreiche organisatorische Mängel festgestellt. Sie belegten eine nicht ordnungsgemäße Geschäftsorganisation”[4]Solarisbank AG: BaFin legt zusätzliche Eigenmittelanforderungen fest. Um die Mängel zu beheben, werde die Zahl der Mitarbeiter in den Bereichen Compliance, Operations und Risiko in diesem Jahr um ein Drittel erhöht.
Dazu noch Rechtsrisiken, die im Zuge der Nuri-Insolvenz auf Solaris in Gestalt von Schadensersatzforderungen zukommen könnten[5]Unmut der Solaris-Kunden wächst.
Solaris wird sich wohl nicht nur von Kunden trennen müssen, sondern auch von einem Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn man überhaupt in die Nähe der Gewinnzone kommen will. Old Economy halt.
Der Zeitpunkt für den “Strategiewechsel” ist schlecht gewählt: Die Konjunktur kühlt ab, eine Rezession ist nach Ansicht der Ökonomen unausweichlich[6]Volkswirte zeichnen düsteres Bild: “Es kommt dicke”, die Lebenshaltungskosten steigen, die verfügbaren Einkommen sinken. Insofern lautet die Preisfrage: Wenn es schon in Boom-Zeiten nicht gelungen ist, Gewinne zu erzielen, wie soll es ausgerechnet jetzt funktionieren?
So oder so: Die goldenen Zeiten, so es sie je gegeben hat, sind für die Neobanken vorbei[7]Die Episode “Neobanken” neigt sich dem Ende zu. Nur die allerwenigsten werden den Selektionsprozess überleben.
Übrigens: Nicht auszuschließen, dass sich einige Kunden von Solaris trennen, da ihnen das Reputationsrisiko zu groß wird.
References
↑1 | “Über die Frage, ob das unternehmerische Motiv die Erzielung möglichst hoher Gewinn ist, lässt sich streiten. Aber eine unbedingte Notwendigkeit ist es für das Unternehmen, zumindest soviel Gewinn zu erzielen, dass er zur Deckung seiner eigenen künftigen Risiken, zum Verbleib auf dem Markt und zur Aufrechterhaltung der Kapazität seiner Produktionsmittel ausreicht. Es ist dieser “notwendige Mindestgewinn”, der das Verhalten und die Entscheidungen des Unternehmens bestimmt, denen er einerseits Grenzen setzt und deren Richtigkeit er andererseits zu erweisen hat”, Peter Drucker, in: Die Praxis des Managements |
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↑2 | Solaris ändert die Strategie und setzt Gewinne vor Wachstum |
↑3 | Jetzt lieben Kriminelle auch diese Bank |
↑4 | Solarisbank AG: BaFin legt zusätzliche Eigenmittelanforderungen fest |
↑5 | Unmut der Solaris-Kunden wächst |
↑6 | Volkswirte zeichnen düsteres Bild: “Es kommt dicke” |
↑7 | Die Episode “Neobanken” neigt sich dem Ende zu |