Von Ralf Keuper
Ein Blick auf die Ertragszahlen der führenden deutschen Fintech-Startups sorgt für Ernüchterung[1]Von N26 bis Solaris: Die Ertrags-Zahlen von 34 deutschen Fintechs. Ganz abgesehen davon, dass fast alle noch Verluste schreiben, bewegen sich die durchschnittlichen Jahreserträge (Zinserträge, Provisionserträge, Sonstige betriebliche Erträge) im unteren zweistelligen Millionen-Bereich.
Die aktuellen Zahlen der Solarisbank bieten ebenfalls keinen Anlass, in Jubel auszubrechen[2]Unicorn zieht blank! Wie gut steht die Solarisbank wirklich da?. Zwar konnte die Bank ihre Provisionserträge deutlich steigern; jedoch haben die Aufwendungen noch mehr zugelegt, d.h. die Bank ist momentan noch weit von einem profitablen Wachstum entfernt.
Da stellt sich einmal mehr die Frage, ob die Bewertungen der Fintech-Startups mit der betriebswirtschaftlichen Realität noch in Beziehung stehen und die Erwartungen an zukünftige Erträge, denn nur damit lassen sich die hohen Bewertungen halbwegs erklären, nicht weit überzogen sind.
Diese Strategie hatte bislang nur in wenigen Fällen den erhofften Erfolg – wie bei Google, Amazon oder facebook. Als Vergleichsmaßstab sind sie dennoch ungeeignet, so Tim O’Reilly in The fundamental problem with Silicon Valley’s favorite growth strategy:
Jedes dieser Unternehmen erreichte lange vor seinem Börsengang die Rentabilität (bzw. im Fall von Amazon einen positiven Cashflow), und das Wachstum wurde nicht durch einen Blitzkrieg von Ausgaben angetrieben, um Kunden unter den Kosten zu gewinnen, sondern durch bahnbrechende Produkte und Dienstleistungen sowie durch strategische Geschäftsmodellinnovationen, die in einer Zukunft wurzelten, die die Konkurrenz noch nicht kannte. Diese Unternehmen haben nicht blitzartig, sondern nachhaltig skaliert.
Welche bahnbrechenden Innovationen, die ihrer Zeit und dem Wettbewerb voraus sind, sollen da noch kommen bzw. welche sollen das sein?
References