Von Ralf Keuper

Die Ertrags­la­ge der Ban­ken hat sich in den letz­ten Jah­ren, u.a. als Fol­ge der Nied­rig­zins­po­li­tik ver­schlech­tert; das jeden­falls ist häu­fig zu hören und zu lesen (Vgl. dazu: Sind die Kla­gen der Ban­ken über die Nied­rig­zin­sen berech­tigt?). Um ihren Ser­vice wei­ter­hin zur Ver­fü­gung stel­len zu kön­nen, sehen sich die Ban­ken gezwun­gen, ent­we­der neue Ein­nah­me­quel­len zu kre­ieren, wie “Nega­tiv­zin­sen” und “Abga­ben” (Vgl. dazu: Volks­bank Reut­lin­gen zieht als ers­te Bank Nega­tiv­zin­sen zurück), oder ganz ein­fach die Gebüh­ren zu erhö­hen (Vgl. dazu: Wirr­warr aus Kal­kül). Bei vie­len Kun­den stösst das auf wenig Ver­ständ­nis und Gegen­lie­be, haben sie doch nicht den Ein­druck gewon­nen, dass den stei­gen­den Gebüh­ren ein ent­spre­chen­der Mehr­wert gegen­über­steht; im Gegen­teil: Die Zahl der Filia­len sinkt kon­ti­nu­ier­lich, selbst die SB-Auto­ma­ten wer­den lang­sam abge­schafft – auch für das Geld­ab­he­ben am Geld­au­to­ma­ten soll der Kun­de zah­len. Als die Spar­kas­se Bie­le­feld, immer­hin eine der grö­ße­ren hier­zu­lan­de, ankün­dig­te, die Kon­to­füh­rungs­ge­büh­ren für die 160.000 Giro­kon­to­in­ha­ber vom 1. Okto­ber an zu erhö­hen, lös­te das unter eini­gen Kun­den einen Sturm der Ent­rüs­tung aus. Es folg­te die Grün­dung einer “Initia­ti­ve gegen Preis­wu­cher”, wor­über das West­fa­len Blatt in Spar­kas­se Bie­le­feld erhöht den Monats­preis – Neue Initia­ti­ve kün­digt Wider­stand an berich­tet. Für die Kun­den, nicht nur für die der Spar­kas­se Bie­le­feld, sind die Gebüh­ren­er­hö­hun­gen oft nicht nach­voll­zieh­bar.  

Wie die FR berich­te­te, sind 43 Pro­zent der Befrag­ten einer Stu­die bereit, mit einem Wech­sel der Bank auf höhe­re Gebüh­ren zu reagie­ren. Sicher­lich stellt sich die Fra­ge, wie belast­bar die Ergeb­nis­se der Stu­die sind. Aller­dings sind sie Aus­druck einer wach­sen­den Unzu­frie­den­heit der Kun­den, was die Preis­po­li­tik der Ban­ken betrifft. 

Bemer­kens­wert ist, dass  Ver­tre­ter der EZB, der Bun­des­bank und der BaFin die Preis­po­li­tik der Ban­ken unter­stütz­ten, wie zuletzt EZB-Direk­to­rin Sabi­ne Lau­ten­schlä­ger.

Nach Ansicht der EZB-Direk­to­rin sind die Bank­dienst­leis­tun­gen der­zeit zu güns­tig. Für gute Dienst­leis­tun­gen, sei ein ange­mes­se­ner Preis zu zah­len. Jedoch erfolgt die Preis­fin­dung in einer Markt­wirt­schaft für gewöhn­lich über den Markt; und da haben die Ver­brau­cher, wie das Bei­spiel Bie­le­feld zeigt, ein Wort mitzureden.

Wie sag­te Alfred Herr­hau­sen:

Wir leben in einer Markt­wirt­schaft. Und wir soll­ten das Wort von Lud­wig Erhard nicht ver­ges­sen, dass eine Markt­wirt­schaft eine Ver­an­stal­tung für Ver­brau­cher ist, und nicht für Pro­du­zen­ten, und schon gar nicht für Banken.

Ver­gan­ge­ne Woche setz­te der Bun­des­ge­richts­hof eine Gren­ze für die nach Ansicht der Welt aus­ufern­den Gebüh­ren­er­hö­hun­gen der Ban­ken, wie in Rich­ter schrän­ken Gebüh­ren­wu­cher der Ban­ken ein nach­zu­le­sen ist. Dem­nach dür­fen die Ban­ken nicht mehr pau­schal eine Extra­ge­bühr für das Ver­sen­den einer Trans­ak­ti­ons­num­mer (TAN) per SMS berechnen.

In einer Markt­wirt­schaft kön­nen sich Unter­neh­men und Ban­ken, so jeden­falls die Ansicht von Her­bert Giersch, auf Dau­er nur durch bes­se­re Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen behaup­ten und damit ihre Prei­se recht­fer­ti­gen. Zwar sei­en Pro­zess­in­no­va­tio­nen für die Stei­ge­rung der Effi­zi­enz wich­tig, so Giersch, ent­schei­den­der jedoch sei­en Pro­dukt­in­no­va­tio­nen (Vgl. dazu: Markt­wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ven für Euro­pa).

In ihrem Retail Ban­king ‑Kom­pass 2016 kamen die Autoren zu dem Ergeb­nis, dass  die Ban­ken drin­gend ihre Geschäfts­mo­del­le über­den­ken müs­sen. Benö­tigt wer­den neue Ertrags­quel­len, wel­che die Abhän­gig­keit von dem Zins­über­schuss, als der nach wie vor tra­gen­den Säu­le, ver­rin­gern. Die Zeit der Uni­ver­sal­bank, die alles aus einer Hand anbie­tet, neigt sich dem Ende ent­ge­gen. Die­se Kom­ple­xi­tät kön­nen die Ban­ken nicht mehr abbil­den, ohne dabei Ver­lus­te ein­zu­fah­ren bzw. sich mit hohen Fix­kos­ten und Inef­fi­zi­en­zen aus­ein­an­der­set­zen zu müssen.

Gebüh­ren­er­hö­hun­gen sind daher nicht unum­gäng­lich bzw. eine schwa­che Antwort.

Wei­te­re Informationen:

„Schäd­li­che Neben­wir­kun­gen“: Zur belas­ten­den Wir­kung der Finanz­markt­re­gu­lie­rung auf regio­na­le Wirt­schaft und Privatkunden

 

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