Von Ralf Keuper
Was die Anwendungsmöglichkeiten von Fintech anging, tat sich vor dem Auge des Betrachters eine weite Fläche auf, die grenzenlos schien. Hin und wieder traf der suchende Blick auf ein Einhorn, ein Unternehmen also, das bald schon das Gesicht der Landschaft tiefgreifend verändern würde. Wo eben noch lediglich einige Flüsse (Internet) und Berge (Banken) als natürliche Grenzen dem Vorwärtsdrang einigen Widerstand entgegen setzten, würden bald blühende Städte und Handelszentren den Wanderer zum Verweilen einladen und ihn in neue Welten entführen.
So begab es sich, dass die ersten Städte gesichtet wurden.
Mit der Zeit jedoch kam es zu dem seltsamen Phänomen, dass haufenweise Einhörner von Scouts, die ebenfalls in Herden unterwegs waren, gemeldet wurden. Bald machte sich Gedränge in den neuen Zentren breit, deren Straßen und Marktplätze voller Einhörner, Gaukler, Jahrmarktschreier, Händler und Scouts waren.
Während nun alle wie gebannt auf die zahlreichen Einhörner schauten und deren Aura bewunderten, die zu größten Hoffnungen reichlich Anlass gaben, kam, wie in dem berühmten Märchen von H.C. Andersen, auf einmal, wie aus heiterem Himmel, von einem Besucher, der zum ersten Mal die Stadt betrat und zuvor weder von Einhörnern noch von Fintech je etwas gehört hatte, der erschütternde Hinweis:
Das ist ja nur ein gewöhnlicher Klepper.
In dem darauf einsetzenden Tumult konnte sich der Besucher nur mit Mühe den Weg aus der Stadt bahnen. Als er sich nach einigen hundert Metern ein letztes Mal umblickte, musste er zu seiner eigenen Überraschung feststellen, dass dort, wo eben noch eine blühende Stadt voller Händler und Einhörner war, nun eine leere Fläche lag. Daraus schloss er, dass er geträumt haben musste. Denn in der Realität kommt so etwas ja nie vor …
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