Wenn ein Fachverlag ein Buch herausgibt, das sich mit juristischen Fragen beschäftigt, dann kann es anscheinend zu Kommunikations- und Qualitätsproblemen kommen, die eine Veröffentlichung vereiteln. So geschehen beim Verlag De Gryter, der sein noch schnell zum Jahresende 2023 herausgegebenes Praxishandbuch “Recht der Fintechs” überraschend vom Markt nahm. Als Ursachen nennen die Beteiligten “unausgegorene Verfahrensabläufe, schlechte Kommunikation und mangelnde Plagiatsprüfungen”. Hinter all dem steht laut Legal Tribune Online (LTO) die Frage, “ob Rechtsbücher heute noch mit der notwendigen Sorgfalt betreut, lektoriert und korrigiert werden”[1]Wie ein Fachbuchprojekt zum Fintech-Recht implodierte.
Qualität kostet – den Preis dafür können und/oder wollen inzwischen nur noch wenige bezahlen. Bei den Verlagen macht sich das u.a. dadurch bemerkbar, dass die Lektorate ausgedünnt oder geschlossen werden[2]Qualitätssicherung wissenschaftlicher Veröffentlichungen – Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum Lektorat in Verlagen[3]Vgl. dazu: Achtfache Herausforderung.
Im Jahr 2030 könnten die Lektorate wegen der Fortschritte in der KI ganz verschwunden sein: “Systeme übernehmen viele Aufgaben, die früher von Lektoren und Redakteuren erledigt wurden. Diese Entwicklung hatte Auswirkungen auf die gesamte Branche, die jetzt mit einem enormen Arbeitskräftemangel zu kämpfen hat. Die meisten Lektoren und Redakteure sind arbeitslos geworden, weil ihre Tätigkeiten von KI-Systemen übernommen wurden. Diese Systeme können in kürzester Zeit eine enorme Menge an Texten bearbeiten und optimieren, was früher viel Zeit und Arbeitsaufwand bedeutete”[4]ChatGPT, zerstöre die Buchbranche! (4÷4).
Solche Szenarien übersehen jedoch, dass allen Fortschritten in der KI zum Trotz, das sog. Domänenwissen ausschlaggebend ist[5]“Auch Anwendungswissen wird nicht überflüssig: KI-Systeme, die menschliches Wissen integrieren, können schneller und mit weniger Daten trainiert werden. Unternehmen sollten die richtige Datenbasis … Continue reading)[6]Vgl. dazu: Neuro-mechanistische Modellierung kombiniert datengetriebene Modelle mit Domänenwissen.
References
↑1 | Wie ein Fachbuchprojekt zum Fintech-Recht implodierte |
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↑2 | Qualitätssicherung wissenschaftlicher Veröffentlichungen – Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum Lektorat in Verlagen |
↑3 | Vgl. dazu: Achtfache Herausforderung |
↑4 | ChatGPT, zerstöre die Buchbranche! (4÷4) |
↑5 | “Auch Anwendungswissen wird nicht überflüssig: KI-Systeme, die menschliches Wissen integrieren, können schneller und mit weniger Daten trainiert werden. Unternehmen sollten die richtige Datenbasis schaffen und in das Training ihrer Fachleute investieren”. (Stefan Wrobel, Plattform Lernende Systeme, AG1, in: Mythen und Fakten zu KI |
↑6 | Vgl. dazu: Neuro-mechanistische Modellierung kombiniert datengetriebene Modelle mit Domänenwissen |