Von Ralf Keuper

Die deut­schen Ban­ken haben die stra­te­gi­sche Bedeu­tung der digi­ta­len Iden­ti­tä­ten lan­ge unter­schätzt. Man war der Ansicht, dass mit der Iden­ti­fi­zie­rung eben­so wie mit dem Zah­lungs­ver­kehr kein Geld zu ver­die­nen sei. Damit spiel­te man den gro­ßen Tech­no­lo­gie­kon­zer­nen in die Hän­de, die gezeigt haben, dass der Zah­lungs­ver­kehr der Schlüs­sel zu pro­fi­ta­blen Geschäfts­fäl­len ist. Glei­ches gilt für die digi­ta­le Iden­ti­fi­zie­rung. Mit gro­ßem Auf­wand, wie mit pay­di­rekt und jetzt giro­pay, ver­su­chen die Ban­ken, ver­lo­ren gegan­ge­nes Ter­rain zurück­zu­ge­win­nen bzw. den Anschluss zu hal­ten. Im Bereich der Iden­ti­fi­zie­rung sind eini­ge Ban­ken indes mit eige­nen Lösun­gen unter­wegs, wie die Spar­kas­sen und Volks­ban­ken mit YES und die Deut­sche Bank mit VERIMI[1]Digi­ta­le Iden­ti­tä­ten: Deut­sche Ban­ken ver­zet­teln sich mit Insel­lö­sun­gen.

All das macht die Lage schon unüber­sicht­lich genug. Wenn dann aber noch die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen und tech­ni­schen Rah­men­wer­ke für die rechts­gül­ti­ge digi­ta­le Iden­ti­fi­zie­rung im eige­nen Land und zusätz­lich noch inner­halb der EU von­ein­an­der abwei­chen, ist das Cha­os komplett.

Ohne eine Voll­har­mo­ni­sie­rung der ver­schie­de­nen regu­la­to­ri­schen Bestim­mun­gen und Stan­dards in der EU, die eine ein­heit­li­che, sek­tor­über­grei­fen­de Rechts­grund­la­ge schaf­fen, bleibt es bei dem aktu­el­len Sta­tus Quo, so der Bun­des­ver­band Deut­scher Ban­ken in sei­nem Posi­ti­ons­pa­pier Digi­ta­le Iden­ti­tä­ten – Schrit­te auf dem Weg zu einem ID-Öko­sys­tem.

Ohne die Mög­lich­keit, Iden­ti­täts­da­ten von Per­so­nen, Gerä­ten und Unter­neh­men in Euro­pa bran­chen- und län­der­über­grei­fend nut­zen zu kön­nen, lie­gen die Chan­cen der Digi­ta­li­sie­rung wei­ter­hin brach. Nötig ist ein (natio­na­les) ID-Ökosystem.

Umso wich­ti­ger ist es, ein anbie­ter- und bran­chen­über­grei­fen­des Öko­sys­tem für die Nut­zung und Ver­wal­tung von digi­ta­len Iden­ti­tä­ten zu schaf­fen. Ziel muss es sein, Per­so­nen und im Wei­te­ren auch Unter­neh­men und Din­gen („Inter­net of Things“) eine naht­lo­se Ein­bin­dung in digi­ta­le Wert­schöp­fungs­pro­zes­se auf Basis …