Von Ralf Keuper
Die Fra­ge, ob der Ein­zel­han­del die Ban­ken bei der Zah­lungs­ab­wick­lung noch wei­ter­hin benö­ti­ge, wäre vor Jah­ren noch als exo­tisch durch­ge­gan­gen. Mitt­ler­wei­le, nicht zuletzt durch die, wenn auch zöger­li­che, Ver­brei­tung von Mobi­le Pay­ments, ist die Fra­ge alles ande­re als weit her­ge­holt. Das jeden­falls ist der Tenor der aktu­el­len Celent-Stu­die Banks, Retail­ers, and Fin­tech: Reim­aging Pay­ments Rela­ti­onships. Elli­ot Hol­ley hat die wich­tigs­ten Aus­sa­gen in sei­nem Bei­trag Banks face new wave of dis­rup­ti­on warns report kommentiert.

Was die Zah­lungs­sys­te­me betrifft, sind die Ban­ken über die Jah­re ins Hin­ter­tref­fen gera­ten, nicht nur gegen­über den Fintechs und Inter­net­kon­zer­nen wie Apple und Sam­sung, son­dern auch im Ver­gleich zum Einzelhandel:

When banks set up their sys­tems, they were often at the lea­ding edge of tech­no­lo­gy. Swift, the net­work used for making cross-bor­der pay­ments, was pushing the boun­da­ries of tech­no­lo­gy. Howe­ver, as pay­ments beca­me incre­asing­ly seen as a uti­li­ty, banks sought oppor­tu­ni­ties to redu­ce the cost in the value chain, not impro­ve the value for all. As a result many banks’ pay­ment sys­tems are, at best, lag­ging the sta­te of retail­ers’ sys­tems, and in many cases anci­ent in com­pa­ri­son. .. Banks today only sell what they build (which is limi­t­ed to what they can deli­ver and sup­port through their heri­ta­ge tech­no­lo­gy), and the­se are typi­cal­ly packa­ged, point solu­ti­ons. The­se new play­ers are desi­gned from the ground up around the end-to-end pro­ces­ses of a cor­po­ra­te, with APIs allo­wing the cor­po­ra­te to choo­se what ser­vices it takes, and how it inte­gra­tes them.

Trotz­dem ist Celent der Ansicht, dass der Ein­zel­han­del die Ban­ken als ver­trau­ens­vol­le Part­ner auch in Zukunft noch benötigt. 

Celent belie­ves that the smar­test banks are going to levera­ge tho­se trus­ted rela­ti­onships to stay rele­vant to their cus­to­mers and expand a ran­ge of ser­vices which they are well pla­ced to deli­ver, such as instant finan­cial advice or iden­ti­ty manage­ment services.

Nur zusam­men, als Öko­sys­tem, sei man stark genug, um sich gegen die gro­ßen digi­ta­len Platt­for­men behaup­ten zu können. 
Im Grun­de das alte Lied. Kein Wort von dem Ver­lust der digi­ta­len Sou­ve­rä­ni­tät der Ban­ken und dem ver­än­der­ten Medi­en­nut­zungs­ver­hal­ten bzw. der Medi­en­kon­ver­genz. Das klingt mehr nach Durch­hal­te­pa­ro­len im Sin­ne von “Wir schaf­fen das!” – nur wie? Wie das Schau­bild auf Sei­te 4 zeigt, sol­len die Ban­ken, Fin­tech und Ein­zel­han­del das alte Sys­tem, den alten Zustand wie­der­her­stel­len. Dann wird alles gut. Dass sich aber die Markt­struk­tur inzwi­schen geän­dert hat und der Wan­del anhält, genannt sei­en M‑Commerce und Mobi­le Pay­ments, wird in der Stu­die nicht erwähnt. Scheint nur eine Neben­be­din­gung zu sein. Die Ban­ken sind mitt­ler­wei­le, ob sie es wol­len oder nicht, auf die Infra­struk­tur der Inter­net­kon­zer­ne ange­wie­sen, wie Smart­phones, Betriebs­sys­te­me, Iden­ti­fi­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien und Sozia­le Netz­wer­ke. Das ist eine ande­re Situa­ti­on, wie sie Andy Gro­ve als Stra­te­gi­schen Wen­de­punkt beschrie­ben hat. 
Dass Ein­zel­händ­ler die Ansicht von Celent nur bedingt tei­len, zeigt u.a. dass Wal Mart sei­ne eige­ne Mobi­le Pay­ments-Lösung lan­ciert und auch Tar­get sich mit dem Gedan­ken trägt. Der Ver­such, das Inter­net jetzt gemein­sam, d.h. Ban­ken, Ein­zel­han­del und Fin­tech, in ein eige­nes Öko­sys­tem zu inte­grie­ren, funk­tio­niert nicht. Dafür müss­ten die Ban­ken, wie in der guten alten Zeit, die wich­tigs­ten Ver­kehrs­kno­ten und Infra­struk­tu­ren domi­nie­ren, zumin­dest aber einen bestim­men­den Ein­fluss dar­auf neh­men kön­nen. Das ist vor­bei.  Auch die Block­chain wird dar­an kaum etwas ändern kön­nen, vor allem dann nicht, wenn, wie Hol­ley schreibt, die Zen­tral­ban­ken dazu über­ge­hen, sel­ber digi­ta­le Wäh­run­gen her­aus­zu­ge­ben. Dann könn­te auch die Stun­de der Finanz­agen­tur schla­gen. Bank­less Ban­king lässt grüßen. 
Anders als die Ban­ken, scheint der Ein­zel­han­del das bereits erkannt zu haben. 
Der Ein­zel­han­del hat natür­lich ein vita­les Inter­es­se dar­an, nicht bzw. nicht noch mehr in die Abhän­gig­keit von Ali­baba, Ama­zon, Apple, Sam­sung und ande­ren zu gera­ten. Dafür braucht er Ver­bün­de­te. Ob die Wahl dabei auf die Ban­ken, wie wir sei heu­te noch ken­nen, fällt, ist alles ande­re als zwangs­läu­fig. Wenn, dann wohl nur noch für die siche­re und der Regu­la­to­rik ent­spre­chen­de Trans­ak­ti­ons­ab­wick­lung. Das wäre dann eine weit­ge­hend pas­si­ve Rol­le, jeden­falls kei­ne aktiv mit-gestaltende. 
Wal Mart jeden­falls hat beschlos­sen, die Sache selbst in die Hand zu neh­men, wie u.a. aus Wal-Mart mer­ges tech teams in online push hervorgeht. 
Die Ban­ken soll­ten sich m.E. mehr in Rich­tung Me2B – Eco­no­my orientieren. 

Wei­te­re Informationen:

Von Mobi­le Pay­ments zu Embedded Payments

Wor­aus besteht der Mehr­wert des mobi­len Bezahlens?

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