
Im Interview mit Bankstil erläutert der Gründer von K3112, Hannes Bauer (Foto), die Philosophie seines Unternehmens und antwortet u.a auf die Frage, warum das Thema Verschlüsselung im Zusammenhang mit Big Data auch bzw. gerade für Banken relevant ist. Inzwischen hat Hannes Bauer den Personal Data Banking Provider Idento.one gestartet, der K3112 thematisch weiterführt und an einigen Stellen, u.a. durch Einsatz der Blockchain-Technologie, darüber hinaus geht.
- Herr Bauer: Was genau verbirgt sich hinter K3112?
Die Bezeichnung K3112 setzt sich zusammen aus dem Anfangsbuchstaben der ersten deutschen Suchmaschine, Kolibri (die von mir entwickelt wurde), und dem Datum 31.12 für Sylvester – also in gewisser Weise Kolibri Neu – auf den ersten Blick ein wenig kryptisch, bei näherer Betrachtung aber leicht nachvollziehbar – wie überhaupt in der Verschlüsselung 😉
- Wie ist die Idee entstanden?
Die Idee von K3112 als einer Plattform für die anonymisierte Auswertung großer Datenmengen, häufig als Big Data bezeichnet, geht auf eine Initiative von mir zurück, der sich dann einige Universitäten angeschlossen haben. Im Kern geht es darum, Institutionen, die nicht über die notwendigen finanziellen und personellen Kapazitäten verfügen, die Möglichkeit zu geben, Daten auf Basis sog. Big Data – Technologien und mit entsprechend ausgebildetem Personal anonymisiert und verschlüsselt auszuwerten. Also in gewisser Hinsicht “Big Data as a Service” verbunden mit Open Innovation bzw. dem Crowdsourcing-Ansatz. Daneben arbeiten wir noch an Lösungen für das Identitätsmanagement, da wir es für ein sehr wichtiges und zukunftsträchtiges Feld halten, insbesondere für Banken.
- Welches Kundenproblem wollen Sie mit Ihrer Verschlüsselungstechnologie lösen?
Wie bereits erwähnt, richtet sich das Angebot von K3112 an Institutionen und Unternehmen, die nicht über die Ressourcen verfügen, um Datenauswertungen im großen Umfang durchführen zu können – oder aber auch schlicht auf der Suche nach einer kostengünstigen, innovativen und sicheren Alternative sind, die keine hohen Fixkosten mit sich bringt, also im On-Demand-Modus arbeitet.
- Was ist das Besondere an der K3112-Verschlüsselungstechnologie?
Das Besondere an der K3112-Verschlüsselungstechnologie ist, das sie die Open Source – Philosophie auf das Gebiet der Algorithmen überträgt, d.h. der Quellcode der Algorithmen ist einsehbar und damit für Außenstehende, insbesondere natürlich Entwickler, transparent. Auf diese Weise kann die Technologie ständig verbessert werden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Algorithmia. Durch spezielle Verfahren wird die sichere und anonymisierte Auswertung in Echtzeit ermöglicht. Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir streben nicht die Gründung eines weiteren Open Source – Projektes an.
- Wieso könnte das für Banken interessant sein?
Das Thema Big Data ist für die meisten Banken noch sehr abstrakt und rein technisch getrieben. Die hohen Anforderungen an die Sicherheit, die Sensibilität im Umgang mit den Kundendaten, veranlasst die meisten Banken dazu, sich dem Thema schrittweise zu nähern. Wie das aktuelle Beispiel der Postfinance in der Schweiz zeigt, kann es hier schnell zu Missverständnissen kommen. Auf der anderen Seite aber werden die Banken durch die sog. “Datenkraken” fast dazu gezwungen, sich intensiv mit dem Thema Big Data, d.h der Auswertung und Veredelung großer Datenmengen, zu beschäftigen. Eine Lösung, die die sichere Auswertung der Daten im On-Demand-Verfahren gewährleisten kann, wäre daher als erster Schritt eine Alternative. Es müssen ja nicht gleich hoch sensible Daten ausgewertet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, Wettbewerbe für bestimmte Fragestellungen auszuschreiben, wie das Kaggle bereits macht.
- Haben die Banken nicht andere Probleme – wie z.B. die Umsetzung der regulatorischen Anforderungen?
Sicher ist bzw. bleibt die Belastung der IT-Abteilungen sowie der IT-Budgets durch die Umsetzung der diversen regulatorischen Bestimmungen momentan und auf absehbare Zeit hoch. Nur – die Mitbewerber schlafen nicht. Die Zukunft der Banken entscheidet sich auch darin, ob und wie sie es schaffen, einen Mehrwert aus ihren Daten für sich und ihre Kunden zu ziehen, ohne dabei mit den “Datenkraken” gleichgesetzt zu werden. Das ist in der Tat ein Spagat. Wenn man so will Transparenz gepaart mit Diskretion, Sicherheit in Verbindung mit Innovation.
Die für die Banken entscheidende Frage wird sein, ob sie es künftig schaffen, den Kunden das Gefühl zu geben, dass ihre Daten bei der Bank genauso sicher sind, wie heute schon ihr Geld. Ebenso wie das Geld zum Wohle der Kunden von den Banken verwaltet wird bzw. werden soll, so auch in Zukunft die Daten. Das kann aber nur unter Einsatz moderner Technologien und Verfahren erfolgen – unter Wahrung der dafür nötigen Diskretion und unter hohen Sicherheitsstandards.
- Welches Geschäftsmodell verfolgen Sie mit K3112?
Mit K3112 verfolgen wir in erster Linie einen White-Label-Ansatz, d.h. die Kunden können unsere Technologie nutzen, ohne dass K3112 an der Oberfläche erscheint. Weiterhin planen wir, K3113 als Plattform zu platzieren, die Partnern offen steht, die unsere “Philosophie” teilen. Denkbar ist daher, dass wir Technologien integrieren, die unseren Standards entsprechen und uns bzw. unsere Kunden technologisch weiter bringen. Im Idealfall entsteht auf diese Weise eine Gemeinschaft von Institutionen, Banken und Unternehmen, die auf einen großen Pool von Talenten zurückgreifen können. Nebenbei kann eine Bank oder ein Unternehmen mit potenziellen Arbeitnehmern recht unverbindlich in Kontakt oder auch sonst mit interessanten Personen und Ansätzen in Berührung kommen – im Prinzip Open Innovation.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir in dem europäischen Verständnis von Datenschutz eine große Chance sehen, sich von den großen Unternehmen aus den USA abzugrenzen. In den USA setzt sich das Bewusstsein für den Wert personenbezogener Daten erst langsam durch. In letzter Zeit hat das Tempo jedoch zugenommen. Hier haben wir in Europa noch einen Vorsprung. Für uns gilt: Die Anwendung kommt zu den Daten und nicht umgekehrt. Erst kürzlich hat Apple-Chef Tim Cook, obschon gewiss nicht nur von altruistischen Motiven getrieben, das Thema Data Privacy ganz oben auf die Agenda gesetzt.
- Wer sind Ihre Mitbewerber?
Mitbewerber, die exakt dasselbe Geschäftsmodell verfolgen wie wir, sehen wir derzeit (noch) nicht. Allerdings gibt es eine große Anzahl von Anbietern, die in bestimmten Bereichen, also letztendlich im Segment Big Data, eine hohe Expertise haben, auf die wir in der einen oder anderen Form zurückgreifen, wenn es die Situation bzw. der Kundenbedarf erfordern. Weitere Mitbewerber sind die bereits erwähnten Algorithmia und Kaggle.
- Gibt es bereits Kooperationen?
Kooperationen existieren bereits mit einigen Universitäten, wie der Ruhr Universität Bochum, der Hochschule Rhein Sieg und Paluno, dem Ruhr-Institute for Software Technology, an der Universität Duisburg/Essen. Daneben arbeiten wir noch mit dem TÜV Saarland und mit KIANA Systems, einem auf Data-Science spezialisierten Unternehmen und Spin-Off des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) zusammen, welches Data Mining und Analytics-Anwendungen entwickelt. KIANA wird mit uns spezialisierte Verfahren für die automatische Auswertung von Daten für bestimmte Anwendungsfälle entwickeln, die auf der Plattform zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer Kooperationspartner ist das Beratungsunternehmen thaltegos.
- Wie sehen die nächsten Schritte aus, und wo wollen Sie mit K3112 in fünf Jahren stehen?
Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann ist K3112 in fünf Jahren ein fester Begriff im Bereich der sicheren Auswertung großer Datenmengen für all die Unternehmen, die an den Fortschritten in Big Data oder demnächst Smart Data partizipieren wollen, ohne gleich große Investitionen vornehmen zu müssen. Weiterhin wollen wir mit unserem Plattform-Ansatz die verschiedenen Talente mit ihrem Know-How zusammenbringen.
Herr Bauer, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Zur Person:
Hannes Bauer ist seit den Anfängen des (kommerziellen) Internet als Unternehmer und Berater aktiv. Für Aufsehen sorgte der gebürtige Österreicher u.a. mit der ersten deutschen Suchmaschine Kolibri, die er später an Pro Sieben verkaufte. Seitdem hat Hannes Bauer Tracking-Technologien entwickelt, die von einigen namhaften Unternehmen für die Betrugsprävention und im Empfehlungs-Marketing eingesetzt werden. Daneben ist er Initiator der Daten Assistance Europe (DAE) sowie die treibende Kraft hinter der Verschlüsselungs- und Datenauswertungsplattform K3112. Ein großes Anliegen von Hannes Bauer ist es, die Verschlüsselungstechnologien einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und die Scheu vor dem Thema zu nehmen. Einer seiner Glaubenssätze lautet: Es gibt keine Wunder in der Programmierung – so auch nicht in der Verschlüsselung. Letztlich handelt es sich auch hierbei um Menschenwerk.
Ähnlich wie Yvonne Hofstetter will Hannes Bauer die Öffentlichkeit für das Thema Verschlüsselung und die Macht der Algorithmen sensibilisieren, ohne jedoch den Spass am Internet zu vertreiben. Dass dies möglich ist, davon ist Hannes Bauer überzeugt. Wie Jaron Lanier, wenngleich ohne dessen Ideologie in allen Punkten zu teilen, plädiert Bauer für einen New Deal on Data.