Digitale Vermögenswerte haben sich zu einer ernstzunehmenden Assetklasse entwickelt. Mit der Umsetzung der MiCA-Regulierung, so Christoph Pliessnig (Foto), Mitbegründer und CEO der Digital Asset Boutique Teroxx, im Interview mit Bankstil, werden sich Digitale Vermögenswerte endgültig in Europa etablieren. Damit werden sie für Institutionelle Investoren attraktiv – auch in Deutschland.
- Herr Pliessnig, was genau macht Teroxx – welche Philosophie verfolgen Sie?
Als Digital Asset Boutique vertreten wir Werte, die in unserem Marktumfeld sonst gar nicht oder nur sehr selten priorisiert werden. Unsere Philosophie stellt persönlichen, individuellen Kundenservice und Sicherheit in den Fokus. Wir bieten Produkte und Dienstleistungen an, die alle regulatorischen Vorgaben einhalten und deshalb speziell in unserer exklusiven Zielgruppe gerne angenommen werden. Neben klassischen Services und Dienstleistungen bieten wir unter anderem die Möglichkeit, maßgeschneiderte OTC Trades abzuwickeln und stellen als einer der wenigen Anbieter im Markt der Digital Assets auch 24⁄7 aktiv gemanagte und regulierte “Bankable Products” bereit. Ein Beispiel dafür ist unser Teroxx Digital Asset Fund.
- Welche Rolle spielen regulatorische Vorgaben, wie MiCA, bei Teroxx?
Das gesamte Marktumfeld der Digital Assets hat ein sehr wildes Jahrzehnt hinter sich. Regulatorische Vorgaben waren zu Beginn nahezu nicht vorzufinden und haben sich vor allem in den letzten vier Jahren mit Blick auf die EU sehr positiv entwickelt. Dank MiCA wird die EU mit dem Inkrafttreten der vollumfänglichen MiCA-Regulierungen zum Ende des Jahres eine globale Vorreiterrolle einnehmen.
Seit Gründung unseres Unternehmens 2018 waren Regulierungen des Marktes immer in unserem Fokus und stets ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie.
Nach unserer Vorstellung war eine Zukunft dieser Assetklasse inmitten der Finanzwelt langfristig nur durch ein vernünftiges Regelwerk in Form von regulatorischen Vorgaben möglich.
Wir haben daher in allen unseren Produkten bereits von Beginn an auf genau diese Marktentwicklungen Rücksicht genommen und unser Unternehmen stets regelkonform ausgerichtet. Daher befinden wir uns heute in der glücklichen Lage, einen Großteil der notwendigen Anforderungen und Vorkehrungen mit Blick auf MiCA bereits umgesetzt zu haben und sind guter Dinge, eine der ersten MiCA-Lizenzen erhalten zu können.
- Wie schätzen Sie Umsetzung von MiCA ein – welche Länder werden Vorreiter, welche eher Nachzügler sein?
Um festzustellen, welche Länder Vorreiter werden könnten, müssen wir zuerst einen Blick auf jene Länder werfen, welche bereits heute überdurchschnittlich viele Unternehmen im Marktumfeld der Digital Assets beheimaten und sich dieser neuen Assetklasse gegenüber offen zeigen. EU-Länder wie beispielsweise Litauen, Malta oder Estland gehören mit Sicherheit dazu. Hier besteht ein wirtschaftliches Interesse daran, Digital-Asset-Anbieter im Land zu halten und Abwanderung zu vermeiden, indem Prozesse schlank und unkompliziert gestaltet werden. Daher werden diese Länder voraussichtlich Vorreiter im europäischen Marktumfeld werden.
- Was machen Länder wie Litauen anders?
Litauen hat sich über die letzten Jahre generell zu einem digitalisierten Staat entwickelt. Das gilt nicht nur mit Blick auf Digital Assets und die Blockchain-Technologie. Die dafür notwendige digitale Infrastruktur des Landes ist bestens ausgebaut und schafft damit die Grundlage für eine positive Entwicklung. Ein Beispiel ist das sogenannte E‑Residency-Programm, welches es Unternehmen ermöglicht, leichter im Land Fuß zu fassen und die dortigen digitalen Dienste zu nutzen. Das Bildungssystem ist innovativ ausgerichtet, um die digitalen Kompetenzen der künftigen Fachkräfte maximal zu fördern. Ebenso gehören die E‑Government-Dienste des Landes, über welche Bürger viele Behördenwege online erledigen können, unter anderem zu den fortschrittlichsten der EU.
- Welche Chancen bieten sich in Deutschland?
In Deutschland ansässige Kunden werden durch MiCA einen großen Vorteil erleben, da sich dank dieser Regulierungen das noch sehr kleine, regionale Anbieterfeld auf ein europaweites Angebot erweitern wird. Unternehmen, denen es aktuell noch nicht erlaubt ist, ihre Produkte und Dienstleistungen direkt für den deutschen Markt ausgerichtet anzubieten und zu bewerben, werden dank MiCA diese Möglichkeit bekommen. Das wird für einen deutlich größeren Wettbewerb unter den Anbietern sorgen. Nutzer profitieren künftig von innovativen und kostengünstigen Produktangeboten.
- Was unterscheidet den Weg der EU bei der Verwahrung und beim Handel mit Kryptowerten von dem der USA?
Europa glänzt zukünftig durch eine einheitliche Regulierung, welche grenzübergreifend funktioniert und viele Sektoren der Digital-Asset-Branche umfasst. Die USA hingegen blicken hinsichtlich Digital Assets auf eine noch nicht so erfolgreiche und vor allem nicht einheitliche Regulierung. Trotz international bedeutender und regional ansässiger Unternehmen stellen immer wieder erneute Gerichtsverfahren mit der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) genau diese Anbieter vor Herausforderungen. Mit Blick auf die frisch zugelassenen Bitcoin ETFs scheint der Standort wieder an Aufmerksamkeit gewonnen zu haben. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man schnell fest, dass sich die politische Einstellung gegenüber Digital Assets noch nicht wirklich geändert hat. Die SEC ist bestrebt, viele Assets als Wertpapiere einzuordnen und diese so in bereits bestehende Regularien zu integrieren, statt neue Gesetze zu verabschieden. Wir haben uns mit unserer Digital Asset Boutique daher dazu entschieden, uns auf die EU und die kommenden MiCA-Regulierungen zu fokussieren, statt uns mit einer möglichen Expansion in die USA zu beschäftigen.
- Warum glauben Sie, dass Ihre Kunden bereit sind, für den regulatorischen Mehraufwand – zumindest indirekt – zu bezahlen?
Einheitliche Regularien helfen Unternehmen natürlich gerade auch im Wettbewerb. Gleiche Anforderungen für alle Beteiligten sind im europäischen Marktumfeld eine gerechte Grundlage, auf der sich für Unternehmen Kostenstrukturen besser planen und umsetzen lassen. Dank der Transparenz durch MiCA werden auch Gebührenstrukturen immer einheitlicher und nachvollziehbarer für Konsumenten, die schließlich selbst entscheiden können, welche Angebote akzeptabel sind. Als Digital Asset Boutique mit Fokus auf Service und Sicherheit befinden wir uns in der glücklichen Lage, ohnehin kein Teil dieser möglicherweise im Markt aufkommenden Gebührenschlacht zu werden. Im Vergleich mit anderen Produkten und Services in den verschiedensten Sektoren gibt es immer Unterschiede in Preis, Service und Qualität. Als Boutique bewegen wir uns ohnehin im Premiumsegment.
- Wie schätzen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren auf dem Markt für Kryptowerte ein?
Mit Beginn des Jahres 2024 und der Zulassung der Bitcoin ETFs sind institutionelle Anleger zu einem festen Bestandteil der Investoren von Digitalen Assets geworden. Diese Entwicklungen – gepaart mit einheitlichen Regulierungen, die für immer mehr Sicherheit im Marktumfeld der Digitalen Assets sorgen – festigen diese Assetklasse für die nächsten Generationen. Das Marktumfeld der Digitalen Assets geht außerdem weit über die Assets als solche hinaus. Zahlreiche Unternehmen werden langfristig in den unterschiedlichsten Bereichen vom Wachstum und der Anerkennung dieser Assetklasse profitieren. Dazu gehören vorrangig Software- und Hardwarehersteller, IT- und Blockchain-Development-Unternehmen, Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und Staaten. Eines ist also gewiss: Digital Assets sind gekommen, um zu bleiben.
Viele der Regeln für Kryptowerte-Dienstleister kennen wir in Deutschland schon. Eine Reihe von Geschäften mit Kryptowerten unterliegen einer Erlaubnispflicht als Finanzdienstleistung, ebenso wie das Kryptoverwahrgeschäft. Gemäß MiCA-Verordnung sind Kryptowerte digitale Darstellungen von Werten oder Rechten, die unter Verwendung der Distributed-Ledger-Technologie oder einer ähnlichen Technologie elektronisch übertragen und gespeichert werden können. Anbieter von Kryptowerten oder Händler, die eine Zulassung bei einem Krypto-Handelsplatz beantragen, müssen zukünftig eine Reihe von Pflichten erfüllen. Quelle: BaFin