Im For­schungs­pro­jekt »Resi­li­enz der Bar­geld­ver­sor­gung – Sicher­heits­kon­zep­te für Not- und Kri­sen­fäl­le (BASIC)« hat ein Ver­bund aus Wis­sen­schaft und den wich­tigs­ten Akteu­ren im Bar­geld­kreis­lauf bzw. der Bar­geld­lo­gis­tik den Bar­geld­kreis­lauf auf sei­ne Resi­li­enz hin unter­sucht und über die Zeit Emp­feh­lun­gen her­aus­ge­ar­bei­tet, wie die­ser wider­stands­fä­hi­ger gestal­tet wer­den kann. For­schen­de der Arbeits­grup­pe für Sup­p­ly Chain Ser­vices des Fraun­ho­fer IIS haben einen Opti­mie­rungs­al­go­rith­mus zur Bestim­mung zen­tra­ler Bar­geld­be­zugs­punk­te in Deutsch­land bei­getra­gen. Nach drei Jah­ren For­schung ver­öf­fent­licht das vom BMBF geför­der­te Pro­jekt die Ergeb­nis­se nun in Form eines Sicherheitskonzepts.

Die Bar­geld­ver­sor­gung in Not- und Krisenfällen
Im Fal­le einer Natur­ka­ta­stro­phe oder einer vom Men­schen ver­ur­sach­ten Kri­se, eines Strom­aus­falls oder auch eines Aus­falls des IT- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­net­zes funk­tio­nie­ren elek­tro­ni­sche Zah­lungs­sys­te­me in der Regel nicht mehr. Jeder wirt­schaft­li­che Tausch muss in die­sen Fäl­len mit­hil­fe von Bar­geld erfol­gen. Die Mög­lich­keit, auch in Not- und Kri­sen­fäl­len wei­ter wirt­schaf­ten zu kön­nen ist wichtig.

Glück­li­cher­wei­se hat Deutsch­land nur wenig Erfah­rung mit Kri­sen die­ses Aus­ma­ßes. Doch die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen wie der rus­si­sche Krieg in der Ukrai­ne und Unsi­cher­hei­ten bei der Ener­gie­ver­sor­gung haben sol­che Sze­na­ri­en wahr­schein­li­cher wer­den las­sen. Hier­für gilt es recht­zei­tig vor­be­rei­tet zu sein.

Bar­geld­ver­sor­gung resi­li­en­ter machen – Schnitt­stel­len bes­ser absichern
Die Akteu­re des Bar­geld­kreis­laufs ver­fü­gen über eige­ne Not­fall- und Kri­sen­kon­zep­te. Die­se sind in den meis­ten Fäl­len auch inhalt­lich umfas­send auf­ge­stellt. Defi­zi­te hin­ge­gen bestehen bei der gegen­sei­ti­gen Berück­sich­ti­gung der ande­ren Akteu­re in die­sen Kon­zep­ten bzw. der Kennt­nis dar­über, wie sich ande­re Akteu­re im Not- und Kri­sen­fall ver­hal­ten wer­den. Im Not- und Kri­sen­fall sind daher Pro­ble­me bei der Koope­ra­ti­on der Akteu­re erwart­bar, mit mög­li­chen nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Auf­recht­erhal­tung der Bar­geld­ver­sor­gung. Das Ver­ständ­nis der Bar­geld­ak­teu­re für die Anfor­de­run­gen der jeweils ande­ren ist also von zen­tra­ler Bedeu­tung für die erfolg­rei­che Not­fall- und Kri­sen­be­wäl­ti­gung. Daher hat das Sicher­heits­kon­zept die­se Schnitt­stel­len in den Fokus gestellt.

Es wur­de gemein­sam und ganz­heit­lich von Bun­des­bank, Geschäfts­ban­ken, Han­dels­un­ter­neh­men, Geld- und Wert­dienst­leis­tern sowie For­schungs­ein­rich­tun­gen ent­wi­ckelt, ist auf einen lang­fris­ti­gen Zeit­raum aus­ge­legt und berück­sich­tigt alle invol­vier­ten Akteu­re und deren Bedarfe.

Opti­mie­rungs­al­go­rith­mus zur Bestim­mung zen­tra­ler Bar­geld­be­zugs­punk­te in Deutsch­land als Bestand­teil des Sicherheitskonzepts
Im Not- und Kri­sen­fäl­len kön­nen häu­fig nicht mehr alle Bar­geld­be­zugs­punk­te (Geld­au­to­ma­ten und Filia­len der Kre­dit­in­sti­tu­te) wie gewohnt betrie­ben wer­den, da es bei­spiels­wei­se an not­wen­di­gen Res­sour­cen fehlt (z. B. Per­so­nal bei Geld- und Wert­dienst­leis­tern) oder Bar­geld­be­zugs­punk­te aus­fal­len. Das Kon­zept ver­weist daher auf einen von der Arbeits­grup­pe für Sup­p­ly Chain Ser­vices des Fraun­ho­fer-Insti­tuts für Inte­grier­te Schal­tun­gen IIS ent­wi­ckel­ten Optimierungsalgorithmus.

Die For­schen­den bestim­men für gewis­se Sze­na­ri­en mit mathe­ma­ti­scher Opti­mie­rung die opti­ma­le Bar­geld­be­lie­fe­rung: Sie zei­gen auf, wel­che Daten für eine Opti­mie­rung im jewei­li­gen Kri­sen­fall vor­lie­gen müs­sen. Und sie berech­nen auf Basis der ver­füg­ba­ren Daten die rele­van­tes­ten Bar­geld­be­zugs­punk­te, um die­se prio­ri­siert belie­fern oder z. B. mit Not­strom­ag­gre­ga­ten kri­sen­si­cher aus­stat­ten zu können.

Auf die­se Wei­se gibt der Opti­mie­rungs­al­go­rith­mus eine indi­vi­du­ell an die Situa­ti­on anpass­ba­re Emp­feh­lung, wel­che Bar­geld­be­zugs­punk­te im Kri­sen­fall mit hoher Prio­ri­tät in Betrieb gehal­ten wer­den soll­ten. Mit­tels mathe­ma­ti­scher Opti­mie­rung kann somit durch eine fai­re Abde­ckung an Bar­geld­be­zugs­punk­ten und einen opti­ma­len Res­sour­cen­ein­satz ein Bei­trag dazu geleis­tet wer­den, im Kri­sen­fall die Bar­geld­ver­sor­gung bis zum Ver­brau­cher aufrechtzuerhalten.

Ver­bes­se­rung des Infor­ma­ti­ons­aus­tauschs und Kommunikation
Das Kon­zept zielt ins­be­son­de­re dar­auf ab, die Geld- und Wert­dienst­leis­ter – als zen­tra­le Akteu­re des Bar­geld­kreis­laufs mit Schnitt­stel­len zu allen ande­ren Akteu­ren – sowie auch alle ande­ren Akteu­re des Bar­geld­kreis­laufs in die Lage zu ver­set­zen, ggf. ihre bestehen­den Kon­zep­te zur Not­fall- und Kri­sen­vor­sor­ge gemein­sam mit den ande­ren Markt­teil­neh­mern wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, um ihre Arbeits­pro­zes­se wei­ter abzusichern.

Fer­ner ver­weist das Kon­zept auf das Pro­jekt CARE der Deut­schen Bun­des­bank. Im Rah­men von BASIC wur­de der Grund­stein gelegt, um den Infor­ma­ti­ons­aus­tausch und die Kom­mu­ni­ka­ti­on bei Stö­run­gen, Not­fäl­len und Kri­sen inkl. eines Lage­bil­des im Bar­geld­kreis­lauf spür­bar wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Mit dem Pro­jekt CARE („Cash Resi­li­ence“) wird eine Anwen­dung für Not- und Kri­sen­fäl­le ent­wi­ckelt, die in ihrer End­aus­bau­stu­fe ent­schei­dungs­re­le­van­te Daten aller pro­fes­sio­nel­len Bar­geld­ak­teu­re enthält.

Vor­stel­lung der Pro­jekt­er­geb­nis­se – das Sicherheitskonzept
Die Ergeb­nis­se in Form des Sicher­heits­kon­zepts sind nun auch online ver­füg­bar – das Sicher­heits­kon­zept steht hier zum kos­ten­frei­en Down­load bereit: www.scs.fraunhofer.de/basic-sicherheitskonzept.

Hier sowie auch auf der Pro­jekt­web­site https://bargeldversorgung.org/ fin­den sich dar­über hin­aus wei­ter­ge­hen­de Infor­ma­tio­nen und Projektergebnisse.

Quel­le: Bar­geld­ver­sor­gung im Kri­sen­fall resi­li­en­ter machen: For­schungs­pro­jekt legt ganz­heit­li­ches Sicher­heits­kon­zept vor