Von Ralf Keuper
In den USA sorgt momentan ein Konzept für heftige Diskussionen, in dessen Zentrum die Forderung nach einer Bereitstellung von Einlagenkonten für Privatkunden durch die Zentralbanken steht. Führender Kopf dieser Richtung ist die aus Kasachstan stammende Juraprofessorin Saule T. Omarova. US-Präsident Joe Biden möchte Omarova zur obersten Bankaufseherin des Landes machen, erntet damit aber vor allem bei den Republikanern heftige Kritik. Unter Anspielung auf ihre Herkunft in der ehemaligen Sowjetunion wird Omarovas Konzept von Kritikern als Versuch gewertet, den Marxismus einzuführen[1]A Fight Over Biden’s Pick for a Banking Watchdog Gets Nasty[2]Biden’s Soviet-raised pick for Treasury post sought end to banking ‘as we know it’
Ihre Vorstellungen hat Omarova in dem Paper The People’s Ledger: How to Democratize Money and Finance the Economy ausführlich dargelegt. Ihrer Ansicht nach hat die COVID-19-Krise die Dringlichkeit der Digitalisierung des Staatsgelds und der Gewährleistung des allgemeinen Zugangs zu Bankdienstleistungen vor Augen geführt. Daher gehörten die Ideen der Ausgabe einer digitalen Zentralbankwährung und der Bereitstellung von Einlagenkonten für Privatkunden durch die Zentralbanken in den Vordergrund der öffentlichen Debatte. Bislang fehle eine kohärente Vision, wie die Demokratisierung des Zugangs zu Zentralbankgeld das gesamte Finanzsystem verändern und demokratisieren würde. Dieses Fehlen einer systemischen Perspektive verschleiere das Ausmaß der Herausforderung und verwässere die Fähigkeit, sie zu bewältigen.
Omarovas Entwurf sieht eine umfassende Umstrukturierung der Zentralbankbilanz als Grundlage für die der Neugestaltung der Kernarchit…
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