Von Ralf Keuper

Als Georg Fried­rich Knapp im Jahr 1905 sein Haupt­werk “Staat­li­che Theo­rie des Gel­des” ver­öf­fent­lich­te, zog er damit viel Kri­tik auf sich. Anders als die meis­ten sei­ner Fach­kol­le­gen war Knapp der fes­ten Über­zeu­gung, dass Geld ein Geschöpf der Rechts­ord­nung sei. Eine Theo­rie des Gel­des kön­ne daher nur rechts­ge­schicht­lich begrün­det sein[1]Karl Helf­fe­rich und Rudolf Hil­fer­ding über Georg Fried­rich Knapps „Staat­li­che Theo­rie des Gel­des“: Geld­theo­rien zur Zeit der Hyper­in­fla­ti­on von 1923 .

Sei­ne Geld­theo­rie bezeich­ne­te Knapp als Char­ta­lis­mus. Geld wird dem­zu­fol­ge vom Staat geschaf­fen, indem er es als gesetz­li­ches Zah­lungs­mit­tel dekla­riert. Die Wäh­rung erhält ihren Wert dadurch, dass der Staat die Macht hat, Steu­ern zu erhe­ben, die in die­ser Wäh­rung auf­zu­brin­gen sind. Das Geld besitzt also kei­nen inne­ren Wert, er wird statt­des­sen von der Regie­rung bestimmt.

War­um er die Bezeich­nung “char­ta­le Zah­lungs­mit­tel” ver­wen­de­te, begrün­de­te Knapp wie folgt:

Viel­leicht gestat­tet das latei­ni­sche Wort ‚Char­ta‘ den Sinn von Mar­ke; wenn es nicht der Fall sein soll­te, so for­dern wir es, und zwar haupt­säch­lich, weil wir dar­aus ein all­ge­mein ver­ständ­li­ches, wenn auch neu­es Adjek­ti­vum bil­den kön­nen: char­tal. Unse­re Zah­lungs­mit­tel haben die Mar­ken- oder Char­tal­ver­fas­sung; nur mit Zahl­mar­ken, mit char­ta­len Stü­cken, kann man bei den Kul­tur­völ­kern unse­rer Zeit Zah­lun­gen leisten.“

Aus wel­chem Stoff die Mar­ke her­ge­stellt ist, …