Peter John­son war von 1981 bis 2011 als Bar­geld­händ­ler für Bar­clays tätig. Zwi­schen 2007 und 2009 mach­te John­son die US-Zen­tral­bank und die Bank of Eng­land wie­der­holt dar­auf auf­merk­sam, dass ande­re Ban­ken fal­sche, nied­ri­ge Schät­zun­gen der Zins­sät­ze ver­öf­fent­lich­ten. (Low­bal­ling)[1]“Vor allem zwei Moti­ve trie­ben Ban­ker an, den Zins zu mani­pu­lie­ren. Das eine war der soge­nann­te „Schau­fens­ter-Effekt“: Ban­ken ver­such­ten in der Finanz­kri­se durch die Mel­dung eines zu nied­ri­gen … Con­ti­nue rea­ding. Das soll­te im Jahr 2012 als Zins­ma­ni­pu­la­ti­ons­skan­dal, bei dem Ban­ken fast 9 Mil­li­ar­den Dol­la wegen der “Mani­pu­la­ti­on” von Libor und Euri­bor zahl­ten, in der Öffent­lich­keit hohe Wel­len schla­gen. Zum “Dank” wur­de der Whist­le­b­lower John­son wegen Zins­ma­ni­pu­la­tio­nen in gerin­gem Umfang ange­klagt und ver­ur­teilt[2]. “Zwi­schen dem 1. Juni 2005 und dem 1. August 2007 erhielt Herr John­son zahl­rei­che Anfra­gen von Deri­va­te­händ­lern, die ver­such­ten, die LIBOR-Anga­ben von Bar­clays zu beein­flus­sen Ein­rei­chun­gen zu … Con­ti­nue rea­ding.

Jedes­mal, wenn John­son ver­such­te, höhe­re, ehr­li­che­re Schät­zun­gen zu ver­öf­fent­li­chen, erhielt er Anwei­sun­gen von oben, nicht ehr­li­cher zu sein als jede ande­re Bank. Durch­ge­si­cker­te Ton­auf­nah­men zei­gen, dass der Druck auf John­son, zu lügen, zunächst vom Vor­stand von Bar­clays, dann von der Bank of Eng­land und schließ­lich von der bri­ti­schen Regie­rung ausging.

Im Jahr 2014 bekann­te sich John­son als ers­ter Ban­ker der Mani­pu­la­ti­on von Zins­sät­zen schul­dig. Dies geschah jedoch nur, weil er das Gefühl hat­te, dass die Chan­cen gegen ihn stan­den und er kei­ne ande­re Wahl hat­te. Bar­clays hat­te ihm jeg­li­che finan­zi­el­le Unter­stüt­zung bei sei­nen Anwalts­kos­ten ver­wei­gert. Im Alter von 68 Jah­ren wur­de John­son 2016 zu vier Jah­ren Haft ver­ur­teilt und zusam­men mit drei ande­ren Bar­clays-Händ­lern ein­ge­sperrt. 2018 wur­de er aus der Haft ent­las­sen[3]Whist­le­b­lo­wing ban­ker who went to pri­son speaks out.

Der Jour­na­list Andrew Low­nie hat die Gescheh­nis­se in sei­nem Buch “Rig­ged: The Incre­di­ble True Sto­ry of the Whist­le­b­lo­wers Jai­led after Expo­sing the Rot­ten Heart of the Finan­cial Sys­tem” beschrie­ben[4]“Rig­ged deckt eine Ver­tu­schung auf höchs­ter Ebe­ne auf bei­den Sei­ten des Atlan­tiks auf und stellt die offi­zi­el­le Geschich­te des größ­ten Skan­dals seit der glo­ba­len Finanz­kri­se auf den Kopf. Es setzt … Con­ti­nue rea­ding.

John­sons Anwalt Tony Wood­cock, inzwi­schen im Ruhe­stand, aber damals Seni­or­part­ner bei der auf Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät spe­zia­li­sier­ten Kanz­lei Ste­phen­son Har­wood, hält die Straf­ver­fol­gung sei­nes ehe­ma­li­gen Man­dan­ten für einen Skandal.

Hoch­ran­gi­ge Abge­ord­ne­te, dar­un­ter der ehe­ma­li­ge Brexit-Minis­ter David Davis und der ehe­ma­li­ge Schat­ten­kanz­ler John McDon­nell, tei­len die­se Ansicht, nach­dem sie das Buch gele­sen haben, das den Skan­dal aufdeckt.

Die Händ­ler­an­fra­gen, für die John­son ins Gefäng­nis kam, waren nicht ille­gal – und ver­stie­ßen nicht ein­mal gegen irgend­wel­che Vor­schrif­ten. Vie­le die­ser Ver­ur­tei­lun­gen beruh­ten auf Schuld­ein­ge­ständ­nis­sen, die unter Andro­hung einer straf­recht­li­chen Ver­fol­gung in den USA abge­ge­ben wur­den, die das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um nicht mehr für zuläs­sig hält.

Das Ver­ei­nig­te König­reich ist nun das ein­zi­ge Land, in dem das Stel­len oder Anneh­men von Anfra­gen als kri­mi­nell ange­se­hen wird. David Davis, John McDon­nell und ande­re Abge­ord­ne­te, Kol­le­gen und hoch­ran­gi­ge Juris­ten haben der Times geschrie­ben, dass die Fäl­le an die Gerich­te zurück­ver­wie­sen wer­den müssen.

Libor-Skan­dal
Der Libor-Skan­dal bezeich­net die im Jahr 2011 auf­ge­deck­ten betrü­ge­ri­schen Mani­pu­la­tio­nen des Refe­renz­zins­sat­zes LIBOR sowie wei­te­rer Zins­sät­ze (EURIBOR, japa­ni­scher TIBOR) im Interbankengeschäft.

 

Die Refe­renz­zins­sät­ze haben gro­ßen Ein­fluss auf eine Viel­zahl von Finanz­markt­ge­schäf­ten. Durch Mani­pu­la­ti­on der Refe­renz­zins­sät­ze haben sich die betei­lig­ten Bank­in­sti­tu­te Vor­tei­le verschafft:

  • Teil­neh­mer an der Mani­pu­la­ti­on trifft ein gerin­ge­res Zinsänderungsrisiko,
  • Außen­sei­ter trifft ein zusätz­li­ches, durch die Mani­pu­la­tio­nen ver­ur­sach­tes Risiko.
  • selbst gesteu­er­te Ände­run­gen der Refe­renz­zins­sät­ze kön­nen ähn­lich wie beim Insi­der­han­del mit­tels Spe­ku­la­ti­ons­ge­schäf­ten aus­ge­nutzt werden.
  • Pri­vat­kre­di­te ori­en­tie­ren sich häu­fig am Refe­renz­zins­satz zum Monats­an­fang, durch peri­odi­sche Erhö­hung des Refe­renz­zins­sat­zes zum Monats­an­fang kön­nen Kre­dit­neh­mern somit über­teu­er­te Zins­sät­ze ver­mit­telt wer­den. Quel­le: Wiki­pe­dia

Refe­ren­ces

Refe­ren­ces
1 Vor allem zwei Moti­ve trie­ben Ban­ker an, den Zins zu mani­pu­lie­ren. Das eine war der soge­nann­te „Schau­fens­ter-Effekt“: Ban­ken ver­such­ten in der Finanz­kri­se durch die Mel­dung eines zu nied­ri­gen Libor-Wer­tes den Ein­druck zu erwe­cken, sie könn­ten sich güns­ti­ger Geld lei­hen, als das in Wirk­lich­keit der Fall war. Dadurch soll­ten Kun­den und Kon­kur­ren­ten glau­ben, die Lage der Bank sei bes­ser, als sie damals war. „Low bal­ling“ nen­nen die Ban­ker die­ses bewuss­te Nach-unten-Mani­pu­lie­ren. Gera­de bei Bar­clays, aber auch bei der UBS spiel­te die­ses Motiv eine Rol­le. Das ande­re Motiv war die Hab­gier von Händ­lern, die den Zins mani­pu­lier­ten, weil es ihren Spe­ku­la­tio­nen gera­de nutz­te. Sie mani­pu­lier­ten den Zins nicht immer in eine Rich­tung, son­dern mal nach oben, mal nach unten. Und mach­ten Han­dels­ge­schäf­te für die Bank, von denen sie über eine Gewinn­be­tei­li­gung oder einen saf­ti­gen Bonus pro­fi­tier­ten” in: Die Libor-Ban­de.
2 . “Zwi­schen dem 1. Juni 2005 und dem 1. August 2007 erhielt Herr John­son zahl­rei­che Anfra­gen von Deri­va­te­händ­lern, die ver­such­ten, die LIBOR-Anga­ben von Bar­clays zu beein­flus­sen Ein­rei­chun­gen zu beein­flus­sen. Die­se Anfra­gen betra­fen hohe, nied­ri­ge oder spe­zi­fi­sche USD-LIBOR mit dem Ziel, den von der BBA ver­öf­fent­lich­ten end­gül­ti­gen Refe­renz-USD-LIBOR zu beein­flus­sen. Dies wür­de sich wie­der­um auf den Gewinn oder Ver­lust und auf die Han­dels­po­si­tio­nen der Deri­va­te­händ­ler aus­wir­ken. Die Deri­va­te­händ­ler waren daher gewinn­ori­en­tiert, und Herr John­son wuss­te dies” in: Final Noti­ce. Peter Charles Joh­son (FCA)
3 Whist­le­b­lo­wing ban­ker who went to pri­son speaks out
4 “Rig­ged deckt eine Ver­tu­schung auf höchs­ter Ebe­ne auf bei­den Sei­ten des Atlan­tiks auf und stellt die offi­zi­el­le Geschich­te des größ­ten Skan­dals seit der glo­ba­len Finanz­kri­se auf den Kopf. Es setzt dort an, wo The Big Short auf­hört, als die dunk­len Wol­ken der Finanz­kri­se auf­zie­hen. Die Gesund­heit der Ban­ken wird anhand eines Zins­sat­zes, des Libor (Lon­don Inter­bank Offe­red Rate), beur­teilt. Je höher der Libor, des­to schlech­ter geht es der Bank; ist er zu hoch, heißt es Gute Nacht Wien. Der Libor steigt in den Him­mel. Um sich vor dem Zusam­men­bruch, der Ver­staat­li­chung und dem Ver­lust von Boni zu ret­ten, beauf­tra­gen die Ban­ken ihre Händ­ler, den Libor nach unten zu mani­pu­lie­ren – eine kri­mi­nel­le Pra­xis, die als Low­bal­ling bekannt ist. Die empör­ten Händ­ler wer­den zu Whist­le­b­lo­wern und alar­mie­ren die Behör­den. Wie Rig­ged ent­hüllt, kom­men ihre Anwei­sun­gen zunächst von den Top-Bos­sen, dann von den Zen­tral­ban­ken und Regie­run­gen. Doch als der Skan­dal in den Nach­rich­ten explo­diert, erlau­ben die Staats­an­wäl­te den Ban­ken, die Bewei­se zu ver­tu­schen, die auf die Spit­ze hin­deu­ten. Statt­des­sen beschul­di­gen sie 37 Händ­ler einer ande­ren Art von Zins­ma­ni­pu­la­ti­on, die nie­mand als Ver­bre­chen ange­se­hen hat. In neun Pro­zes­sen zwi­schen 2015 und 2019 wer­den neun­zehn von ihnen ver­ur­teilt. Rig­ged exclu­si­ve­ly zeigt, war­um alle Ange­klag­ten unschul­dig sind und wie die wah­ren Schul­di­gen unge­straft blei­ben. Wie konn­te das pas­sie­ren? Es stellt sich her­aus, dass nicht nur der Markt mani­pu­liert ist. Es ist das gesam­te System”.