Von Ralf Keuper
Lange hat man bei Wincor Nixdorf Verkaufsabsichten dementiert: Eine bevorstehende Marktkonsolidierung konnte und wollte Wincor-Chef Heidloff noch vor wenigen Monaten nicht erkennen. Nun aber steht die Übernahme durch den härtesten Mitbewerber Diebold unmittelbar bevor, wie u.a. das manager magazin in Wincor Nixdorf steht vor Milliardenübernahme schreibt.
Damit bestätigt sich, was auf diesem Blog bereits mehrmals herausgestellt wurde, dass nämlich die Hersteller von Geldautomaten und Kassensystemen die Zeichen der Zeit zu lange ignoriert haben und eine Marktkonsolidierung damit unvermeidlich ist:
- Das Innovator’s Dilemma der “Kistenschieber”
- Hat der Geldautomat mehrere Leben?
- Wincor Nixdorf im Umbruch
- NCR besser unterwegs als Wincor Nixdorf?
- Digitales Banking – wie Wincor Nixdorf es sieht
- Marktkonsolidierung unter den Herstellern von GAAs und Elektronischen Kassensystemen
- Marktkonsolidierung unter den Herstellern von GAAs und Elektronischen Kassensystemen #2
Update 09.11.2015:
Völlig von der Rolle ist die Wirtschaftswoche in Gut gewappnet gegen Scheitern der Übernahme. Dort behauptet Michael Kroker doch allen Ernstes, dass Wincor Nixdorf aufgrund der neuen Zahlen auch alleine überstehen könnte. Ein Einbruch des Überschusses um 92 Prozent auf 8 Millionen Euro – das sollte eigentlich alles sagen. Diebold wird sich nach Stand der Dinge wohl gründlich überlegen, Wincor Nixdorf zu kaufen, noch dazu zu einem Preis, der deutlich über dem aktuellen Kurs liegt. Die Zeit arbeitet eher für Diebold als für Wincor Nixdorf.
Wie schreibt der Standard:
Beide Seiten verhandeln intensiv. Die Amerikaner – Nummer zwei der Branche – wollen rund 1,7 Mrd. Euro für Wincor, die Nummer drei, zahlen, das entspricht 52,50 Euro pro Aktie. Ein entsprechendes Eckpunktepapier gaben die Unternehmen Mitte Oktober bekannt. Das Geschäft ist aber noch lange nicht unter Dach und Fach. Analysten betonen, dass die Vereinbarung bisher noch recht unverbindlich daher kommt. Vor allem müssen die Amerikaner noch die Bücher der Ostwestfalen genau prüfen.
Dann warten wir mal die Buchprüfung ab …
Kurze Preisfrage noch: Warum sollte Heidloff ausgerechnet jetzt mit seiner Prognose für das seit dem 01. Oktober laufende Geschäftsjahr richtig liegen? Was hat sich seitdem fundamental am Markt geändert bzw. wird sich ändern und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit auf Basis der Erfahrungen aus der Vergangenheit sowie der aktuellen und sich abzeichnenden Marktentwicklung in den Schwellenländern und im Bereich Mobile Payments/E‑Commerce? Das wäre doch mal eine Denksportaufgabe für Wirtschaftsredakteure. Ist allerdings anstrengender, als einfach nur die Zahlen und Kommentare anderer fehlerfrei wiederzugeben 😉
Auf diesem Blog jedenfalls werden wir den Fortgang weiter kritisch begleiten. Bisher hat sich die Skepsis in dem vorliegenden Fall im Nachhinein immer als angebracht erwiesen und ich kann derzeit beim besten Willen keine Anhaltspunkte erkennen, die mich dazu zwingen würden, diese Haltung zu revidieren :-)))
Noch was zu weiteren Lektüre: Wincor Nixdorf baut 1100 Arbeitsplätze ab man beachte auch die Kommentare.
Gewohnt handzahm das Westfalen Blatt in seinem Kommentar. Im Gegensatz dazu geht Martin Krause von der NW in seinem Kommentar mit der Darstellung des Unternehmens nicht so konform.