Von Ralf Keuper
Von verschiedenen Seiten bekommt man derzeit zu hören, dass als Anlagemöglichkeit eigentlich nur die Alternativen Sachwerte, Aktien, Betongold oder das echte Gold zur Verfügung stehen. Die klassische Geldanlage mittels Sparbücher oder Festgelder scheidet bei den Überlegungen von vorneherein aus. Fast schon absurd, die Möglichkeit auch nur in Erwägung zu ziehen.
Zu einem anderen Ergebnis kam das Team von WeltSparen, einem noch jungen Startup aus Berlin. Zwar ist es richtig, dass die Zinsen für Sparbücher und Festgelder in Deutschland derzeit unattraktiv sind, nur zeigt der Blick über die Grenzen, dass anderswo durchaus noch eine akzeptable Verzinsung möglich ist, weshalb sich WeltSparen auch als Ersten Online Marktplatz für europäische Festgelder bezeichnet.
An diesem Punkt setzt das Geschäftsmodell von WeltSparen an, indem es den Kunden die Möglichkeit gibt, Festgeldkonten im Ausland zu eröffnen, ohne selbst Vorort erscheinen zu müssen, d.h. die Geschäftsverbindung wird digital/online abgewickelt.
Das Angebot richtet sich an Kunden, die aus Sicht des üblichen Private Banking nicht rentabel sind, jedoch über Anlagebeträge verfügen, die sie für andere Institute interessant machen.
Die Verzinsung bei dem derzeitigen Partner Fibank aus Bulgarien liegt bei 2,9 Prozent bei einer Mindesteinlage von 10.000 € und einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Einlagen unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung der Länder (100% bis 100.000 €).
Demnächst sollen weitere Banken u.a. aus Norwegen, Italien und Portugal hinzu kommen.
Der Kunde eröffnet sein (kostenloses) Konto bei der MHB-Bank aus Frankfurt, über die auch die Transaktionen abgewickelt werden.
WeltSparen erzielt seine Erlöse aus der Vermittlerprovision, die es von den ausländischen Banken erhält.
Alles in allem ein interessantes Geschäftsmodell, das den Bedarf von Kunden decken kann, die ihr Geld nicht (nur) in Sachwerte, Aktien oder Immobilien anlegen wollen oder können, und für die ein Festgeld die sicherste und rentabelste Alternative ist. Durch die Digitalisierung steht den Kunden damit ein weiterer Weg offen, die Abhängigkeit von der Hausbank zu verringern. Ein Trend, der im Firmenkundengeschäft bereits seit einiger Zeit zu beobachten ist, man denke an Kantox, Kabbage, Licuos & Co.
Nachahmer von WeltSparen sind derzeit noch nicht in Sicht.
Der Erfolg des Geschäftsmodells hängt letztlich von der Akzeptanz der Kunden wie auch davon ab, wie sich der internationale Kapitalmarkt, wie überhaupt die Wirtschaft entwickeln werden. Kurzum: Wie groß das Vertrauen der Kunden und der weiteren Akteure in die Zukunft der Währungen und der Finanzinstitute ist.
Schaun mer mal.