Von Ralf Keuper

Wäh­rend die Dis­kus­si­on beim Mobi­len Bezah­len nach mei­nem Dafür­hal­ten noch zu sehr um die Fra­ge kreist, wor­in der Mehr­wert für den Kun­den, etwa in Form von Zeit­er­spar­nis, lie­gen soll, ist die Ver­brei­tung die­ser Bezahl­me­tho­de m.E. nur noch eine Fra­ge der Zeit – und das über alle kul­tu­rel­len Unter­schie­de hinweg.

Wie ich in mei­nem Bei­trag ges­tern geschrie­ben habe, ist die Akzep­tanz des mobi­len Bezah­lens stark davon abhän­gig, wel­che Zusatz­leis­tun­gen den Kun­den durch die diver­sen Anbie­ter zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Eine ent­schei­den­de Rol­le wer­den dabei die Smart­phones spie­len sowie die Digi­ta­len Öko­sys­te­me, in die sie ein­ge­bet­tet sind. Man könn­te also auch in gewis­ser Wei­se von “Embedded Pay­ments” spre­chen. Die­se Bezeich­nung wird dem Wan­del m.E. bes­ser gerecht. Zudem beugt sie einer Blick­ver­en­gung auf den rei­nen Bezahl­vor­gang vor.

Die alte Infra­struk­tur aus Kas­sen­ter­mi­nals, Kas­sie­re­rin­nen, Scan­nern und Lauf­bän­dern wird ersetzt durch das Smart­phone. Das Smart­phone, oder ande­re mobi­le End­ge­rä­te, wer­den, direkt oder indi­rekt, in die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den Waren­wirt­schafts­sys­te­men ein­ge­bun­den. Einen Vor­teil hat der Anbie­ter, der nicht “nur” die Hard­ware, son­dern auch die dazu­ge­hö­ri­ge Soft­ware lie­fern kann, wie Apple, Sam­sung, Micro­soft und in abseh­ba­rer Zeit wohl auch Hua­wei und Xiao­mi. Die Nach­richt, dass Ali­baba beim indi­schen Smart­phone-Her­stel­ler Micor­max ein­stei­gen will, zeigt in die­se Richtung.

Der Mehr­wert für den Kun­den besteht dar­in, dass er über Ange­bo­te, Aktio­nen oder ande­re Maß­nah­men des Händ­lers infor­miert wird, basie­rend auf sei­nem bis­he­ri­gen Kauf­ver­hal­ten. Für den Händ­ler, und weit mehr noch für den “Embedded Pay­ments” Anbie­ter, bringt das – im Ide­al­fall – den Vor­teil grö­ße­rer Pla­nungs­si­cher­heit und gerin­ge­rer Streu­ver­lus­te in der Wer­bung und im Mar­ke­ting – und nicht zuletzt: eine höhe­re “Kun­den­bin­dung”.

So weit so gut, oder auch nicht.

Wo Licht ist, da ist bekannt­lich auch Schat­ten. Für den Kun­den besteht ein wesent­li­cher Schmerz­punkt dar­in, dass er in dem beschrie­be­nen Modell kei­ne Hoheit über sei­ne Daten mehr besitzt und immer mehr zum “Homo Gra­nu­la­ris” mutiert. Aus­klin­ken aus dem Ver­wer­tungs­kreis­lauf kann er oder sie sich nur durch Bar­zah­lung, sofern dies künf­tig noch mög­lich ist. Wei­ter­hin wird der Kun­de in die Rol­le des “unbe­zahl­ten Mit­ar­bei­ters” gedrängt, der mit sei­nem Smart­phone Arbei­ten erle­digt, für die bis­her das Per­so­nal des Han­dels zustän­dig war.

Kurz­um: Es stellt sich die Fra­ge, ob und inwie­weit der Kun­de bereit ist, den Händ­lern die Ver­wer­tung sei­ner Daten und sei­ne Mit­ar­beit kos­ten­los zur Ver­fü­gung zu stel­len. Das wird je nach Land abweichen.

Benö­tigt wird so etwas wie ein “New Deal”.

Wel­che Rol­le fällt in dem soeben skiz­zier­ten Sze­na­rio den Ban­ken zu?

Da wäre zunächst ein­mal die Gewähr­leis­tung der siche­ren Trans­ak­ti­ons­ab­wick­lung, wie bis auf wei­te­res die Kon­to­füh­rung. Die eigent­li­che Musik spielt der­weil woan­ders, im Front End, an der Benut­zer­ober­flä­che. Dort wer­den sich die diver­sen “Embedded Pay­ments” – Anbie­ter plat­zie­ren, d.h. die digi­ta­len Öko­sys­te­me, wie die von Apple, Goog­le, Ama­zon, Ali­baba, Hua­wei, Soft­Bank, Xiao­mi, Micro­soft, Raku­ten und gro­ße Ein­zel­han­dels­kon­zer­ne wie Walm­art. Die Ban­ken haben hier einen struk­tu­rel­len Nach­teil: Weder ver­fü­gen sie über eige­ne Soft­ware für Smart­phones oder die Hard­ware, noch über die Reich­wei­te der digi­ta­len Ökosysteme.

Die Chan­ce für die Ban­ken in die­sem Modell besteht in der Rück­be­sin­nung auf ihre ursprüng­li­che Funk­ti­on des Inter­me­di­ärs, des Treu­hän­ders, und zwar für die Daten und digi­ta­len Ver­mö­gens­wer­te der Kun­den. So könn­ten die Ban­ken bei­spiels­wei­se gegen­über den “Daten­kra­ken” als Reprä­sen­tan­ten ihrer Kun­den auf­tre­ten. Die Bank oder ein ande­rer Inter­me­di­är han­delt im Auf­trag des Kun­den die bes­ten Kon­di­tio­nen aus. Grund­sätz­lich gilt dabei: Je mehr qua­li­ta­ti­ve Daten der Kun­de bereits ist frei­zu­ge­ben, um so bes­se­re Kon­di­tio­nen wer­den ihm gewährt.

Das ist aber nur ein “mög­li­ches” Szenario.

Wei­te­re Informationen:

Towards an OS/​ Device-based Mobi­le Wallet

Banks – Own Mobi­le Wal­let to lead Digi­tal Com­mer­ce transformation

Tran­sac­tion­al Fle­xi­bi­li­ty Is The Future Of Payments

 

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