Von Ralf Keuper
Dass sich mobile Bezahlverfahren in irgendeiner Form früher oder später etablieren werden, daran bestehen kaum noch Zweifel, wenngleich es auch hier noch Stimmen gibt, die ihnen keinerlei Chance einräumen. Allerdings gehen die Meinungen über den Zeitpunkt z.T. weit auseinander. Solange mobile Bezahlverfahren kein echtes Problem, sowohl auf Seiten des Handels wie auch der Kunden beheben, wird der Durchbruch noch einige Zeit auf sich warten lassen; ein Punkt, auf den ich in dem Beitrag Von Mobile Payments zu Embedded Payments näher eingegangen bin.
Ohne die Möglichkeit, bruchlos bezahlen zu können, haben es Mobile Bezahlverfahren schwer, Fuss zu fassen, wie Michelle Evans in Digital Commerce Is Causing Payments to ‘Disappear’ schreibt. Schon machen sich die ersten Anbieter daran, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen:
Given the challenge for consumers of being able to easily enter payment details on small devices, many companies are attempting to eliminate the friction that occurs during the digital path to purchase.
Ziel sei das automatische Bezahlen im Hintergrund:
Automatic purchases may very well be the final step in making the payment transaction entirely invisible to the end-consumer
In eine ähnliche Richtung argumentiert Dieter Houthooft in The payment app of the future will not be a payment app, wobei er allerdings die Rolle der Identifikationstechnologien hervorhebt.
In der Diagnose stimmt er mit Evans und anderen überein:
Instead of only focusing on payments, apps should take care of the friction in the entire shopping journey for both sides of the transaction. We want to pay with mobile apps because we want to avoid the hassle of counting coins, signing bills and keeping receipts in our pockets. On the other side of the counter, retailers and e‑tailers want to build better, deeper relationships with their customers. They want to integrate payments directly with their CRM system, and maybe with inventory management and accounting.
Die Lösung des Dilemmas kann nach Ansicht von Houthoff nur mittels digitaler Identitäten gelingen:
To combine these interests, you need an app that focuses on identity instead of payments. Today you have already some providers like Dashlane and LastPass that help you to fill in online forms and passwords, but at this moment they are not usable outside of an online environment and don’t include the payment part.
Am Ende der Entwicklung erblickt Houthoff eine neue “Killer App”:
Such an app would offer much more than a credit card. It would be a bridge between your real life self and your online self – a killer combo that can replace your keychain, your wallet and your ID.
Klingt nach einer echten Chance für Banken oder andere Trusted Service – Provider. Jedoch sind die Anforderungen an die App ebenso wie an die Trusted Services Provider ausgesprochen hoch. Überhaupt sei es ratsam, sensible Daten, wie sie in der skizzierten App hinterlegt werden, im vollen Umfang nicht nur bei nur einem Anbieter zu hinterlegen bzw. ihm zur Bewahrung anzuvertrauen. Auch hier gelte das Prinzip der Risikostreuung bzw. der Dezentralität. Punkte, die wiederum für den Einsatz der Blockchain-Technologie sprechen.
Um das Potenzial digitaler Identitäten ausschöpfen zu können, müssen die Banken ihre Sicht auf das Thema indes um 180 Grad wenden. Derzeit bereitet den Banken der reine Schutz digitaler Identitäten schon Probleme genug, wie aus Do Banks Need to Rethink Identity Protection Services? hervorgeht … Erfrischend dagegen: Why identity and privacy rule on the road to digital transformation.