Das gesamt­wirt­schaft­li­che Umfeld der Finanz­wirt­schaft ist aus Per­spek­ti­ve der Ban­ken­auf­sicht durch eine hohe Unsi­cher­heit geprägt. Um die dau­er­haf­te Wider­stands­fä­hig­keit des Sek­tors sicher­zu­stel­len, hält die Auf­sicht wei­te­re Anpas­sun­gen des Regu­lie­rungs­rah­mens und der Auf­sichts­tä­tig­keit für erfor­der­lich. Zeit für ein Update: Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten der Deut­schen Bun­des­bank und der EZB sowie Exper­ten aus der Kre­dit­wirt­schaft brach­ten die Teil­neh­men­den des dies­jäh­ri­gen Sym­po­si­ums ‚Ban­ken­auf­sicht‘ an der Hoch­schu­le für Finanz­wirt­schaft & Manage­ment (HFM) auf den neu­es­ten Stand.

Neben dem EU-Ban­ken­pa­ket ste­hen auf euro­päi­scher Ebe­ne u.a. das Regu­lie­rungs­pa­ket zu Zins­än­de­rungs­ri­si­ken im Anla­ge­buch, DORA sowie die Behand­lung von Kryp­to-Assets-Expo­sures bei Ban­ken auf der Agen­da der Auf­sicht. Auf natio­na­ler Ebe­ne steht die Umset­zung der sieb­ten MaRisk-Novel­le und eines stär­ker risi­ko­ori­en­tier­ten Auf­sichts­an­sat­zes an. Hier­zu wer­den die Insti­tu­te in Abhän­gig­keit von der Bedeu­tung für den Finanz­markt und dem Risi­ko­pro­fil in vier Kate­go­rien ein­ge­teilt, wobei sich die Auf­sichts­in­ten­si­tät für die Insti­tu­te der Kate­go­rien 1 und 2 mit gerin­ge­ren Risi­ken ver­rin­gern wird und die auf­sicht­li­chen Res­sour­cen auf Insti­tu­te der Kate­go­rien 3 und 4 mit höhe­ren Risi­ken fokus­siert wer­den sollen.

Auf dem 9. Sym­po­si­um ‚Ban­ken­auf­sicht‘ der Hoch­schu­le für Finanz­wirt­schaft & Manage­ment (HFM) am 13. Sep­tem­ber 2023 in Bonn tra­fen vor die­sem Hin­ter­grund Fach- und Füh­rungs­kräf­te von Ban­ken und Spar­kas­sen auf Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten der zen­tra­len Insti­tu­tio­nen der Auf­sicht. Die Teil­neh­men­den erör­ter­ten gemein­sam aktu­el­le Her­aus­for­de­run­gen – und nah­men jede Men­ge Haus­auf­ga­ben mit.

Prü­fungs­re­le­vanz von Nachhaltigkeitsrisiken

Eine Ori­en­tie­rungs­hil­fe zum Umgang mit Nach­hal­tig­keits­ri­si­ken hat­te die BaFin den durch sie beauf­sich­ti­gen Insti­tu­ten bereits in ihrem Merk­blatt in 2019 gege­ben. Die bis­lang unver­bind­li­chen Rege­lun­gen des Merk­blatts wer­den nun – eben­so wie die auf ESG-Risi­ken bezo­ge­nen Rege­lun­gen der EBA-Leit­li­ni­en zur Kre­dit­ver­ga­be und ‑Über­wa­chung – in der sieb­ten Novel­lie­rung der MaRisk in die­se inte­griert. Mit dem Über­sen­dungs­schrei­ben gewin­nen nicht nur die in den MaRisk ent­hal­te­nen Rege­lun­gen zu Nach­hal­tig­keits­ri­si­ken, son­dern auch das Merk­blatt sel­ber Prü­fungs­re­le­vanz. Prof. Dr. Anne Böhm-Dries von der HFM, die gemein­sam mit Prof. Dr. Anja Schulz als Gast­ge­be­rin durch die Ver­an­stal­tung führ­te, ver­wies auf das Ergeb­nis einer durch die Bun­des­bank bei deut­schen LSI durch­ge­führ­ten Erhe­bung zum Umgang mit Nach­hal­tig­keits­ri­si­ken, wonach die Auf­sicht deut­li­che Anstren­gun­gen sei­tens der Insti­tu­te für erfor­der­lich hält, um die Anfor­de­run­gen der 7. MaRisk-Novel­le voll­stän­dig zu erfül­len. Und es bleibt nicht viel Zeit.

Zah­lungs­fä­hig­keit sichern

Auf­grund der von US-ame­ri­ka­ni­schen Ban­ken und der Cre­dit Suis­se aus­ge­lös­ten Finanz­markt­tur­bu­len­zen im März die­ses Jah­res hat der Base­ler Aus­schuss für Ban­ken­auf­sicht eine Über­prü­fung der bestehen­den regu­la­to­ri­schen Vor­ga­ben – ins­be­son­de­re zu Liqui­di­täts­ri­si­ken und Zins­än­de­rungs­ri­si­ken im Anla­ge­buch – auf­ge­nom­men und setzt die­se wei­ter fort. Als die kurz­fris­ti­ge Liqui­di­täts­ri­si­ko­kenn­zif­fer ‚Liqui­di­ty Covera­ge Ratio‘ (LCR) ver­ab­schie­det wur­de, hat­te nie­mand dar­an gedacht, dass Kun­den inner­halb von weni­gen Stun­den in mas­si­vem Umfang Geld­be­trä­ge von ihren Kon­ten abzie­hen kön­nen. Daher ste­hen die fest­ge­setz­ten Abfluss­ra­ten von Ein­la­gen auf dem Prüf­stand, die zur Ermitt­lung der LCR ver­wen­det wer­den. Kre­dit­in­sti­tu­te und Auf­sicht sind sich einig, dass die LCR eine gute prä­ven­ti­ve Maß­nah­me ist, um die Zah­lungs­fä­hig­keit einer Bank oder Spar­kas­se sicher­zu­stel­len. „Vor einem Extrem­ereig­nis, wie dem sog. Bank­run bei der Sili­con Val­ley Bank im März die­ses Jah­res, kann sie aber nicht schüt­zen. Hier­für ist eine gute Sol­va­bi­li­tät wich­ti­ger“, so Prof. Schulz.

Zins­än­de­rungs­ri­si­ken im Griff

Dar­über hin­aus wird die Anwen­dung der neu­en Vor­ga­ben der Euro­päi­schen Ban­ken­auf­sichts­be­hör­de (Euro­pean Ban­king Aut­ho­ri­ty, EBA) zu Zins­än­de­rungs­ri­si­ken im Anla­ge­buch aus Okto­ber letz­ten Jah­res in den Insti­tu­ten zu einem Mehr­auf­wand füh­ren. Zudem wur­de der auf­sicht­li­che Stan­dard­test ver­schärft, mit­tels des­sen geprüft wird, ob ein erhöh­tes Zins­än­de­rungs­ri­si­ko bei einem Insti­tut besteht (sog. ‚Aus­rei­ßer-Insti­tut‘). Die neu­en Vor­ga­ben wer­den aller­dings dazu füh­ren, dass deut­lich mehr deut­sche Insti­tu­te –ver­mut­lich sogar der über­wie­gen­de Teil – in die Kate­go­rie ‚erhöh­tes Zins­än­de­rungs­ri­si­ko‘ fal­len und damit als Aus­rei­ßer ein­ge­stuft wer­den. Über die Sinn­haf­tig­keit die­ser Rege­lung dis­ku­tier­ten die Teil­neh­men­den daher anschließend.

IKT-Risi­ken wei­ter­hin im Mittelpunkt

Mit der zu Beginn die­ses Jah­res in Kraft getre­te­nen und bis Anfang 2025 umzu­set­zen­den Ver­ord­nung über die digi­ta­le ope­ra­tio­na­le Resi­li­enz im Finanz­sek­tor (kurz DORA) sol­len die Rege­lun­gen zur Cyber-Sicher­heit EU-weit ver­ein­heit­licht wer­den. Ange­sichts der vor­an­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung der Finanz­bran­che und der stei­gen­den Anzahl an Cyber-Atta­cken sind Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gie-Risi­ken (kurz IKT-Risi­ken) in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­stärkt in den Fokus der Auf­sicht gerückt. Auch die Web­site der BaFin wur­de jüngst zum Ziel eines Cyber-Angriffs. Die EZB befasst sich in vie­ler­lei Hin­sicht inten­siv mit dem The­ma IKT-Risi­ken dabei ins­be­son­de­re mit Cyber-Risi­ken wie auf dem Sym­po­si­um der HFM deut­lich wur­de. So beob­ach­tet die EZB die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on der Geschäfts­mo­del­le sowie die zuneh­men­den Aus­la­ge­run­gen durch Ban­ken sehr genau. Wei­te­re The­men im Fokus der EZB sind die Risi­ko­da­ten­ag­gre­ga­ti­on und ‑bericht­erstat­tung sowie die Bewer­tung von IKT-Risi­ken und ‑Gover­nan­ce im Rah­men des SREP.

Rück­blick: Vor­trä­ge und Refe­rie­ren­de des Sym­po­si­ums ‚Ban­ken­auf­sicht‘ vom 13.09.2023 fin­den Sie unter www.s‑hochschule.de/symposium-bankenaufsicht

Das Sym­po­si­um ‚Ban­ken­auf­sicht‘ fin­det ein­mal im Jahr statt. Die nächs­te Aus­ga­be ist im Herbst 2024 geplant.

Die Hoch­schu­le für Finanz­wirt­schaft & Manage­ment (HFM) ist eine pri­va­te, staat­lich aner­kann­te Hoch­schu­le mit Sitz in Bonn und ver­steht sich als Kom­pe­tenz­zen­trum für den Füh­rungs­kräf­ten­ach-wuchs der Finanz­wirt­schaft. Alle aus­bil­dungs- und berufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gän­ge füh­ren das Qua­li­täts­sie­gel des Akkre­di­tie­rungs­ra­tes. Der enge Aus­tausch mit Finanz­dienst­lei­tungs­un­ter­neh­men gewähr­leis­tet eine zukunfts­fä­hi­ge Fach- und Füh­rungs­kräf­te­qua­li­fi­zie­rung durch die Bache­lor- und Mas­ter-Stu­di­en­gän­ge aber vor allem auch durch viel­fäl­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te. Somit ver­steht sich die HFM als Ort des lebens­lan­gen Ler­nens für Finanz­dienst­leis­ter. www.s‑hochschule.de

Quel­le: https://idw-online.de/de/news820995