Bei der Sparda Bank München steht die Orientierung am Gemeinwohl an oberster Stelle. Wie auf dem Ponyhof geht es jedoch auch bei der Sparda Bank München nicht zu. Bemerkbar macht sich das an der hohen Fluktuation in der Führungsetage der Bank.
So trat der langjährige Vorstandsvorsitzende Helmut Lind aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten zurück[1]Sparda-Bank München hat neuen Vorstandschef. Seine Stelle wird von Peter Berger übernommen, der zuletzt im Vorstand für die Ressorts Strategie und Produktion verantwortlich war. In dieser Woche nahmen die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Petra Müller und die Finanzvorständin Silke Schneider-Wild ihren Hut[2]Stühlerücken an der Spitze der Sparda-Bank München geht weiter.
Müller war erst im Januar zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt worden[3]Sparda-Bank München ernennt stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Sie gehörte dem Gremium zu diesem Zeitpunkt bereits seit 14 Jahren an. Schneider-Wild wird für das Scheitern des Kernbankenprojekts der Sparda-Banken verantwortlich gemacht[4]Protagonistin des IT-Debakels bei den Sparda-Banken räumt ihren Posten.
Hauptauslöser für die Turbulenzen dürfte die Beendigung des Joint Venture zwischen einer Gruppe Sparda Banken und Sopra Financial Technology gewesen sein[5]Sieben Sparda-Banken und Sopra Financial Technology beenden Joint Venture in 2026 / Sparda-Banken vereinbaren Kooperation mit Atruvia. Der Gruppe gehörten die Sparda-Banken Augsburg, Baden-Württemberg, München, West, Ostbayern, Nürnberg und Hessen an. Die andere Gruppe, bestehend aus den Sparda Banken Hamburg, Südwest, Hannover und Berlin, hatten sich für die Fiducia bzw. Atruvia als Kernbanken-Anbieter entschieden.
Eine weitere Untergruppe war bzw. ist Comeco. Von Comeco stammt die bei den Kundinnen und Kunden sehr umstrittene Banking-App TEO[6]Die Sparda-Bank München, das Gemeinwohl und TEO. TEO wird von den Sparda-Banken Augsburg, Baden-Württemberg, München und Nürnberg angeboten.
Vor einiger Zeit war das vorläufige Fazit zur dreigeteilten IT-Strategie der Sparda Banken auf diesem Blog[7]Die mehrgeteilte IT-Strategie der Sparda-Banken:
Die Sparda-Banken liefern – nicht nur bezogen auf die IT-Strategie – ein Bild der Zerrissenheit. Bei nur 11 Instituten, deren Größe der einer mittleren Sparkasse entspricht, zwei bzw. drei unterschiedliche IT-Strategien zu fahren, ist riskant und angesichts der damit verbundenen Kosten und mit Blick auf die rückläufige Gewinnentwicklung der meisten Sparda-Banken bedenklich nahe am Harakiri.
Mittlerweile ist die zur Genossenschaftsgruppe gehörende Atruvia der IT-Dienstleister aller Sparda Banken.
Auf Kununu wird u.a. berichtet, dass das Baufi-Geschäft komplett eingebrochen ist und in der Produktion Arbeitsplätze abgebaut werden[8]Der Einbruch im Baufi-Geschäft betrifft allerdings nicht nur die Sparda Bank München. Ein weiterer Kommentar: “Nach dem Abtritt des Vorstandsvorsitzenden regiert die Kreisklasse. Wer mit den Wölfen heult, gehört zum “System” und wird verschont. Wer nicht, der wird rausgemobbt”.
Bei Sopra Financial Technology dürfte es in der Chefetage nach dem Scheitern des Joint Ventures mit den Sparda Banken ebenfalls turbulent zugehen. Das Unternehmen wurde seinerzeit eigens für diesen Zweck aus der Taufe gehoben. Ein veritabler Schlag ins Kontor, der den Fortbestand des Unternehmens in seiner aktuellen Form gefährden dürfte. Die Frage ist, wie man die geplante 1 Mrd. Euro Umsatz bis 2032 jetzt noch zu erwirtschaften gedenkt[9]Zu fragen ist bei der Gelegenheit auch, wer den 49%igen Anteil der Sparda-Banken an dem Gemeinschaftsunternehmen Sopra Financial Technology übernimmt oder ob dieser im Besitz der Sparda Banken … Continue reading.
Auf diesem Blog hieß es dazu:
Im Mai 2019 schlossen sieben der ursprünglich acht Sparda-Banken (die Sparda-Bank Hamburg war zwischenzeitlich in das Fiducia-Lager gewechselt) mit Steria Sorpa einen bis 2032 laufenden Vertrag. Vereinbart wurde die Gründung einer neuen Gesellschaft am Standort Nürnberg mit dem Namen „Sopra Financial Technology„, die mit der bestehenden SDV-IT eG verschmolzen wurde. An dem Gemeinschaftsunternehmen halten die Sparda-Gesellschafter zukünftig zusammen 49 % und Steria 51 % der Anteile. Die Umsatzerwartung des Joint Ventures über die Vertragslaufzeit liegt bei mehr als 1 Milliarde Euro. Dadurch kam es zu der Konstellation, dass in der Sparda – Bankgengruppe seitdem zwei verschiedene IT-Systeme eingesetzt werden. Viele Marktbeobachter zweifeln an der ökonomischen und organisatorischen Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens.
Auf kununu ist von einer Restrukturierung zu erfahren. Weiterhin heißt es an einer Stelle: “Durch die Trennung der Sparda-Banken von der SFT herrscht einiges an Unsicherheit. Auch wenn intern die Werbetrommel für verschiedene Maßnahmen gerührt wird, so scheint es keine richtige Strategie zu geben bzw. es wird nicht richtig dargestellt”.
Welche Strategie sollte das denn noch sein, wenn der Hauptkunde sich verabschiedet hat? Es ist ja nicht so, dass der Markt für IT-Dienstleitungen im Bankenumfeld von geringer Wettbewerbsintensität geprägt ist. Auf das Erscheinen von Sopra Financial Technology hat außerhalb der Sparda Banken wohl kaum jemand gewartet.
References
↑1 | Sparda-Bank München hat neuen Vorstandschef |
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↑2 | Stühlerücken an der Spitze der Sparda-Bank München geht weiter |
↑3 | Sparda-Bank München ernennt stellvertretende Vorstandsvorsitzende |
↑4 | Protagonistin des IT-Debakels bei den Sparda-Banken räumt ihren Posten |
↑5 | Sieben Sparda-Banken und Sopra Financial Technology beenden Joint Venture in 2026 / Sparda-Banken vereinbaren Kooperation mit Atruvia |
↑6 | Die Sparda-Bank München, das Gemeinwohl und TEO |
↑7 | Die mehrgeteilte IT-Strategie der Sparda-Banken |
↑8 | Der Einbruch im Baufi-Geschäft betrifft allerdings nicht nur die Sparda Bank München |
↑9 | Zu fragen ist bei der Gelegenheit auch, wer den 49%igen Anteil der Sparda-Banken an dem Gemeinschaftsunternehmen Sopra Financial Technology übernimmt oder ob dieser im Besitz der Sparda Banken verbleibt – das wirft dann allerdings weitere Fragen auf. Weiterhin: Wenn der Vertrag eine Laufzeit bis 2032 hatte – wie sieht es mit einer evtl. zu leistenden Konventionalstrafe der Sparda-Banken aus? |