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Die UBS steht neuerdings im Zentrum einer kritischen Analyse ihrer Rolle und Risiken für die Schweizer Wirtschaft. Mit dazu beigetragen haben die wiederholten Krisen im Schweizer Bankensektor, insbesondere das Desaster um die Credit Suisse. Dabei wurde offensichtlich, dass große Finanzinstitute nicht nach marktwirtschaftlichen Prinzipien gerettet werden können. Stets mussten Steuerzahler die Risiken mittragen, während die Banken von einer impliziten Staatsgarantie profitierten, ohne dafür zu bezahlen. Diese Garantie verleitet nach Ansicht von Kritikern zudem zu riskanteren Geschäftsstrategien, die primär höhere Boni und Gehälter zum Ziel haben[1]«Die UBS wird mehr Eigenkapital aufbauen müssen».
Mit einer Bilanzsumme von 1’700 Milliarden Franken, die das Schweizer Bruttoinlandsprodukt von 825 Milliarden Franken deutlich übersteigt, verwaltet die Bank Vermögen von 5,8 Billionen Franken bei einem vergleichsweise geringen Eigenkapital von nur 86 Milliarden Franken. Diese magere Eigenkapitalquote von gerade einmal 5 Prozent birgt erhebliche volkswirtschaftliche Risiken[2]UBS warnt vor massiven Kosten bei Erhöhung des Eigenkapitals
Eine mögliche Lösung könnte in der Verlagerung der UBS ins Ausland liegen. Internationale Präzedenzfälle wie HSBC oder Nordea zeigen, dass ein solcher Schritt ohne größere Schäden für die Bank möglich ist. Gleichzeitig würde das systemische Risiko für die Schweiz deutlich reduziert[3]„UBS kann unmöglich in kleiner Schweiz bleiben“[4]UBS, Bye-Bye. Der Beitrag der UBS zum Schweizer BIP beträgt lediglich 1,2 Prozent, was einen Wegzug wirtschaftlich verkraftbar macht. Die Befürworter einer Verlagerung der UBS ins Ausland führen weiterhin an, dass die Risiken einer derart übergroßen Bank für die Schweizer Volkswirtschaft die potenziellen Vorteile bei weitem übersteigen.
Andere wiederum weisen auf die potenziellen negativen Folgen einer Abwanderung der UBS ins Ausland hin. Zunächst wären die finanziellen Folgen spürbar: Die Schweiz müsste mit erheblichen Steuerausfällen rechnen, da die UBS derzeit einen beträchtlichen Anteil an Gewinnsteuern im Land entrichtet. Auch wenn der Großteil des Geschäfts und viele Arbeitsplätze in der Schweiz verbleiben würden, könnte es zu einer Verlagerung einiger hochqualifizierter Positionen ins Ausland kommen. Darüber hinaus wäre mit einem Reputationsschaden zu rechnen. Die UBS erreicht außerdem etwa 80% der Vermögen in der Schweiz, bedient ein Drittel der Haushalte und über 120.000 Firmen. Sie ist damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor[5]UBS in der Schweiz.
Die UBS profitiert als weltweit größter Vermögensverwalter vom ausgezeichneten Ruf der Schweiz, und eine Sitzverlegung könnte diesen Vorteil gefährden. Der Wegzug einer der größten Schweizer Banken könnte zudem die Attraktivität und Bedeutung des Schweizer Finanzplatzes insgesamt beeinträchtigen. Aus regulatorischer Sicht hätte die Schweizer Finanzmarktaufsicht weniger direkten Einfluss auf die Geschäftspraktiken der UBS, was Auswirkungen auf die Stabilität des Schweizer Finanzsystems haben könnte. Die Schweiz könnte sich gezwungen sehen, ihre Bankenregulierung zu überdenken, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Stabilität könnte ein Wegzug das “Too Big to Fail”-Risiko für den Schweizer Staat reduzieren, gleichzeitig aber auch dazu führen, dass Schweizer Unternehmen weniger Optionen für komplexe Finanzdienstleistungen zur Verfügung stehen.
References