Das primäre Ziel der Lieferkettenfinanzierung ist die unternehmensübergreifende Optimierung des Nettoumlaufvermögens sowie die Integration der Finanzprozesse zwischen Lieferanten, Kunden und externen Dienstleistern (z. B. Banken, Fintechs oder Logistikdienstleistern). Im Blickpunkt steht dabei nicht nur ein einzelnes Unternehmen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette, d.h. vorgelagerte Kettenglieder sind in die Gesamtstärkung der Finanzströme miteinzubeziehen, da Verlängerungen von Zahlungszielen bei Lieferanten dort höhere Finanzierungskosten verursachen.
In der Automobilindustrie versuchen OEMs und Zulieferer ihre Finanzierungskosten jeweils so niedrig wie möglich zu halten. So gewähren die Hersteller sich langfristige Zahlungsziele, die von den Tier 1 Lieferanten wiederum an die nachgelagerten Zulieferer weitergegeben werden. Am Ende der “Nahrungskette” steht der Tier 3 – Lieferant, der Rohstoffe und andere grundlegende Erzeugnisse bereitstellt[1]“Allgemein lässt sich konstatieren, dass vorgelagerte Supply Chain-Partner mit zunehmender Entfernung zum OEM im Durchschnitt auch eine höhere Working Capital-Finanzierungslast zu bewältigen … Continue reading.
Das kann zu dem sog. “Negativen Working-Capital-Bumerang-Effekt” in Gestalt höherer Preise seitens der nachgelagerten Lieferanten wie auch zum Ausfall eines oder mehrerer Lieferanten führen, was während der Corona-Epedemie verstärkt zu beobachten war. In der Lieferkettenfinanzierung stehen Lösungen zur Verfügung, um solche Risiken zu vermeiden, die Kapitalbindung zu minimieren und somit das Working Capital Management zu optimieren.
Die im Jahr 2020 beobachtete temporäre Verschiebung der Vorratsintensität innerhalb der Wertschöpfungskette lässt vermuten, dass zwischen den Wertschöpfungsebenen keine hinreichende Absprache erfolgte. “So hätten die OEMs deutlicher kommunizieren können, dass sie ein gewisses Maß an Vorprodukten nicht abnehmen, und so einen unnötigen Aufbau von Vorräten bei den Lieferanten verhindern können. Dieser Lageraufbau trug gerade in einer Zeit unsicherer Absatzlage zu hohen Kosten der Kapitalbindung und in der Lagerhaltung bei, wobei diese Folgen auch auf weiter vorgelagerte Unternehmen in der Wertschöpfungskette durchschlugen”[2]Supply-Chain-Finanzierung in Krisensituationen
Hinzu kommt, dass das Verhältnis der OEMs mit den Lieferanten oder zwischen den Lieferanten von starkem Wettbewerb gekennzeichnet ist. Dadurch können Unternehmen dazu tendieren, dem Wettbewerber eine Unterstützung im Rahmen eines unternehmensübergre…
References
↑1 | “Allgemein lässt sich konstatieren, dass vorgelagerte Supply Chain-Partner mit zunehmender Entfernung zum OEM im Durchschnitt auch eine höhere Working Capital-Finanzierungslast zu bewältigen haben. Die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer (gemessen anhand des C2C-Cycle) steigt entlang der Supply Chain kontinuierlich an: von 59 Tagen bei den OEMs bis zu 104 Tagen bei den Tier 3 Lieferanten. D”, in: Supply Chain Finanzierung in der Automobilindustrie |
---|---|
↑2 | Supply-Chain-Finanzierung in Krisensituationen |