Von Ralf Keuper

Die Kom­ple­xi­tät von Risi­ko­be­wer­tun­gen in den Ban­ken könn­te durch Auto­ma­ti­sie­rung stark ver­rin­gert und die Ent­schei­dungs­fin­dung als Fol­ge davon beschleu­nigt wer­den, so das Ergeb­nis einer aktu­el­len Stu­die[1]Künst­li­che Intel­li­genz im Finanz­sek­tor. Als größ­tes Hin­der­nis bezeich­nen die Befrag­ten den Man­gel an ver­füg­ba­ren Daten für wei­ter­rei­chen­de Analysen.

Daten­ver­füg­bar­keit durch Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rung und Inte­gra­ti­on aus einer Hand 

Dr. Wolf­ram Jost, CPO der Scheer GmbH

In der Tat besteht die größ­te Her­aus­for­de­rung in den Ban­ken bei der Ent­schei­dungs­un­ter­stüt­zung dar­in, die an sich reich­lich vor­han­de­nen Daten auto­ma­ti­siert zusam­men­zu­füh­ren, aus­zu­wer­ten und den Adres­sa­ten zur Ver­fü­gung zu stel­len. Ein gro­ßes Hin­der­nis, so Dr. Wolf­ram Jost (Foto), CPO der Scheer GmbH, ist, dass vie­le Unter­neh­men ver­schie­de­ne Sys­te­me ein­set­zen, die nicht inte­griert sind. Damit fehlt die End-to-End-Sicht auf die Pro­zes­se, die wie­der­um Vor­aus­set­zung für die auto­ma­ti­sier­te Ent­schei­dungs­fin­dung ist. Wich­tig ist wei­ter­hin, dass neue (exter­ne) Daten­quel­len, wie Social Media, schnell ange­bun­den wer­den kön­nen. Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rung und Inte­gra­ti­on müs­sen daher syn­chro­ni­siert wer­den, wie mit der Scheer PAS – Platt­form. Damit kann die Daten­ba­sis geschaf­fen wer­den, um aus Big Data ech­ten Mehr­wert zu generieren.

Wert aus den Daten bekommen 

Dr. Georg Wit­ten­burg, CEO und Grün­der Inspi­ri­ent GmbH

Obwohl die Daten­ber­ge pro Jahr um 40 Pro­zent wach­sen, so Dr. Georg Wittenburg(Foto), CEO der Inspi­ri­ent GmbH, sind die Metho­den für ihre Aus­wer­tung gleich geblie­ben. Wer auf die­sem Niveau ver­harrt, ist als Unter­neh­men oder Bank gezwun­gen, die Zahl hoch bezahl­ter Data Sci­en­tists fort­lau­fend zu erhö­hen. Man kann aber auch den Pro­zess mit­tels KI auto­ma­ti­sie­ren. Ver­an­schau­li­chen lässt sich das am Bei­spiel der Betrugs­er­ken­nung im Online-Ban­king durch Ein­satz der Inspi­ri­ent Auto­ma­ted Ana­ly­tics Engi­ne[2]Case Stu­dy: Fraud Detec­tion Auto­ma­ti­on. Sobald ein unty­pi­sches Kun­den­ver­hal­ten beob­ach­tet wird, erhält die ent­spre­chen­de Abtei­lung in der Bank eine Benach­rich­ti­gung (Alert). Dadurch kann ein Betrug in Vor­feld ver­hin­dert werden.

Das KI-Sys­tem wird in einem fort­lau­fen­den Lern­pro­zess um den Input der Risi­ko­ana­lys­ten ergänzt. Auf die­se Wei­se wird das auf Erfah­rung und Instinkt basie­ren­de Exper­ten­wis­sen mit maschi­nel­ler Intel­li­genz und Ver­ar­bei­tungs­ge­schwin­dig­keit kom­bi­niert. Am Ende der Ent­wick­lung ste­hen auto­nom durch­ge­führ­te Daten­ana­ly­sen, die Ant­wort auf offe­ne Fra­gen im Sin­ne von “Haben wir irgend­et­was über­se­hen – haben die Kun­den einen Bedarf, den wir noch nicht erkannt haben?” geben. 

Hier eine bei­spiel­haf­te Aus­ga­be des Systems: 

Intel­lek­tu­el­le Tech­no­lo­gien für das Ban­king der Zukunft

Der US-ame­ri­ka­ni­sche Sozio­lo­ge und Vater des Begriffs der post­in­dus­tri­el­len Gesell­schaft, Dani­el Bell, ging Anfang der 1970er Jah­re davon aus, dass in Zukunft auf Algo­rith­men gestütz­te intel­lek­tu­el­le Tech­no­lo­gien bei der Ent­schei­dungs­fin­dung eine zen­tra­le Rol­le über­neh­men wür­den. Par­al­lel dazu wer­de sich eine Klas­se pro­fes­sio­na­li­sier­ter und tech­nisch qua­li­fi­zier­ter Beru­fe bil­den. Die­se Pro­gno­se hat sich bestä­tigt. Den­noch sind die meis­ten Unter­neh­men und Ban­ken noch weit davon ent­fernt, den vol­len Umfang der zur Ver­fü­gung ste­hen­den KI-gestütz­ten Werk­zeu­ge zu nut­zen. Wäh­rend die Daten­men­gen unauf­hör­lich stei­gen, sind die Metho­den für deren Aus­wer­tung noch auf dem Stand der 1980er und 1990er Jah­re. Die Sys­tem­land­schaf­ten der Ban­ken sind nur in weni­gen Fäl­len in der Lage, eine inte­grier­te Daten­in­fra­struk­tur mit dar­an gekop­pel­ten, ereig­nis­ge­steu­er­ten Pro­zes­sen bereit­zu­stel­len. Schnel­le Ent­schei­dungs­fin­dung auf einer aktu­el­len Daten­ba­sis ist der­zeit nur ein­ge­schränkt möglich.

Der ehe­ma­li­ge IT-Vor­stand der Com­merz­bank, Frank Annu­scheit, hält es für unab­ding­bar, eine Inte­gra­ti­on zu bewäl­ti­gen und gleich­zei­tig in allen inno­va­ti­ven The­men wei­ter vor­ne dabei zu sein[3]Mit Plat­form as a Ser­vice zu mehr Agi­li­tät und Nut­zer­ori­en­tie­rung. Jetzt steht eine Inte­gra­ti­on wie die der Dresd­ner Bank in die Com­merz­bank nicht jedes Jahr an; aller­dings for­dert der Wett­be­werb (Fin­tech-Start­ups, Big­Tech) von den Ban­ken eine schnel­le­re Reak­ti­ons­fä­hig­keit als noch vor zehn Jah­ren. IT- und KI-Sys­te­me allein unter Kos­ten­ge­sichts­punk­ten zu betrach­ten, ist zu kurz gesprun­gen. Es geht in ers­ter Linie dar­um, so Wolf­ram Jost, neue Inno­va­tio­nen in die Bank zu brin­gen. Dabei ist speed of deli­very das ent­schei­den­de Kriterium.