Von Ralf Keuper

Vor eini­gen Jah­ren ver­öf­fent­lich­ten Jür­gen Moor­mann und Ben­ja­min Ade ihren nach wie vor lesens­wer­ten Bei­trag    Dekon­struk­ti­on der Kre­dit­wert­schöp­fungs­ket­te. Um den Ban­ken ein Mit­tel an die Hand zu geben, mit des­sen Hil­fe sie ihr Geschäfts­mo­dell den neu­en Markt­er­for­der­nis­sen anpas­sen konn­ten, ent­war­fen sie in Anleh­nung an die Ansät­ze ver­schie­de­ner Autoren (Heus­kel, Tre­acy, Wier­se­ma, Hagel/​Singer, Heinrich/​Leist) das Kon­zept der Inno­va­ti­ven Wert­schöp­fungs­ar­chi­tek­tu­ren, das sich aus vier Grund­for­men zusammensetzt: 
  • Lay­er Play­er, (Schich­ten­spe­zia­lis­ten)
  • Orchestra­tors (Orchestra­to­ren)
  • Mar­ket Maker (Pio­nier)
  • Inte­gra­to­ren
Damals wie heu­te domi­nie­ren die Inte­gra­to­ren, d.h. Insti­tu­te, die einen Groß­teil der Akti­vi­tä­ten ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te (wei­test­ge­hend) in Eigen­re­gie durch­füh­ren. Deut­lich zuge­nom­men haben in letz­ter Zeit die Ver­tre­ter aus der Grup­pe der Mar­ket Maker (Pio­nie­re); erin­nert sei an die Anbie­ter aus dem Bereich Crowd­fun­ding, P2P Len­ding, Per­so­nal Finan­ce Manage­ment (PFM), Mobi­le Pay­ments und vor allem: Mobi­le Wal­let, die digi­ta­li­sier­te bwz. mobi­le Brief­ta­sche
Aller­dings wei­chen die neu­en Mar­ket Maker, vie­le von ihnen Fin­Tech-Start Ups, von den ide­al­ty­pi­schen Annah­men ab, da sie weni­ger dar­auf bedacht sind, neue Wert­schöp­fungs­stu­fen in die bestehen­den Wert­ket­ten ein­zu­fü­gen, als viel­mehr durch den Auf­bau eines eige­nen Öko­sys­tems, einer Platt­form, die gan­ze Wert­ket­te neu zu defi­nie­ren. Bemerk­bar macht sich die­ser Trend in beson­de­rer Wei­se im Bereich der Mobi­le Wallets. 

Son­der­fall Mobi­le Wallet

Nach Ansicht des Mobey Forum tun die Ban­ken gut dar­an, erst gar nicht zu ver­su­chen, eine domi­nan­te Rol­le im Bereich der Mobi­le Wal­lets anzu­stre­ben, und sich statt­des­sen mit der Tat­sa­che abzu­fin­den, nur noch ein Spie­ler unter meh­re­ren zu sein. Zu groß ist inzwi­schen die Angriffs­flä­che, als dass eine Bank, ganz gleich wel­cher Grö­ßen­ord­nung, noch allei­ne imstan­de wäre, den Wett­be­werb auf Distanz hal­ten und die Kun­den an sich bin­den zu können.
Als stra­te­gi­sche Optio­nen ste­hen meh­re­re Alter­na­ti­ven zur Ver­fü­gung, die letzt­end­lich aber auf die klas­si­sche Fra­ge “Make or Buy?” hin­aus­lau­fen. Am schwie­rigs­ten wird es sein, über eine eige­ne geschlos­se­ne Mobi­le Wal­let Platt­form die Kun­den an sich zu bin­den. Bei­spiel hier­für ist, wenn auch nicht in Rein­form, die Hana N Mobi­le Wal­let. Allein die tech­no­lo­gi­schen, orga­ni­sa­to­ri­schen und per­so­nel­len Anfor­de­run­gen über­stei­gen die Mög­lich­kei­ten heu­ti­ger Ban­ken. Erfolgs­ver­spre­chen­der ist da schon die Opti­on, die Kun­den über Mehr­wert­diens­te (Value Addes Ser­vices) an sich zu bin­den und den Ansatz einer offe­nen Platt­form zu wäh­len, die ande­ren Ban­ken und Part­nern wie Han­dels­un­ter­neh­men oder Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men (Fin­Tech Start­ups, White Labe­l­ing-Anbie­ter), Anbie­ter mobi­ler Bezahl­diens­te usw. Ein­lass gewäh­ren. Jedoch erfor­dert auch die­ser Ansatz ein hohes Maß an tech­no­lo­gi­schem, orga­ni­sa­to­ri­schem und per­so­nel­lem Know How. Sinn­voll ist in dem Zusam­men­hang die Ein­füh­rung eines ein­heit­li­chen Stan­dards in Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Ban­ken, Tele­kos, Kre­dit­kar­ten­un­ter­neh­men u.a. wie die Mobi­le Wal­let Initia­ti­ve Aus­tria

Swift Digi­tal Asset Grid

Die von Inno­tri­be und Swift pro­pa­gier­te Platt­form Swift Digi­tal Asset Grid, die das Ban­king revo­lu­tio­nie­ren soll, hal­te ich, bei allen Vor­tei­len, für über­am­bi­tio­niert. Einen Teil­aspekt zum Haupt­ge­schäfts­feld der Ban­ken zu erklä­ren, ergibt für mich jeden­falls kei­nen Sinn, zumal es Akteu­re auf dem Markt gibt, die das The­ma bereits abde­cken. Für weit­aus über­zeu­gen­der hal­te ich da die Auf­tei­lung vom Mobey Forum der Mobi­le Wal­let in mPay­ment, mCom­mer­ce, mIden­ti­ty und mBan­king. Das von Inno­tri­be und Swift ange­streb­te Leis­tungs­an­ge­bot fällt für mich unter die Rubrik mIden­ti­ty und gehört damit nicht, wenn man den Aus­druck ver­wen­den will, zur Kern­kom­pe­tenz einer Bank – auch nicht in Zukunft. Das bedeu­tet natür­lich nicht, dass die The­men Iden­ti­tät und Sicher­heit ohne Bedeu­tung sind, nur ste­hen dafür bereits jetzt schon spe­zia­li­sier­te Anbie­ter bereit. 

Digi­ta­le Währungen

Das größ­te Ver­än­de­rungs­po­ten­zi­al könn­te von den Digi­ta­len Wäh­run­gen aus­ge­hen, deren pro­mi­nen­tes­ter Ver­tre­ter der­zeit Bit­co­in ist.  Eini­ge Autoren erken­nen dar­in sogar die größ­te Revo­lu­ti­on im Ban­king und eine gro­ße Chan­ce für die Ban­kenDas lässt sich indes nicht mit den bestehen­den Wert­schöp­fungs­ar­chi­tek­tu­ren abbil­den. Hier­für benö­ti­gen wir neue Ansätze. 

Aus­blick

Der von Ade und Moor­mann u.a. stam­men­de Ansatz der Inno­va­ti­ven Wert­schöp­fungs­ket­ten im Ban­king ist trotz eini­ger alters­be­ding­ter Defi­zi­te noch immer geeig­net, die ver­schie­de­nen Rol­len der Ban­ken zu erfas­sen bzw. die­se neue zu über­den­ken. Fun­da­men­ta­le Gren­zen des Ansat­zes wer­den dann deut­lich, wenn Ent­wick­lun­gen mit dem Poten­zi­al, das gesam­te Markt­ge­fü­ge bzw. die Rol­len­mus­ter von Grund auf zu ver­än­dern, wie Mobi­le Wal­lets und die Digi­ta­len Wäh­run­gen, auf den Plan tre­ten. Auch die Ent­ste­hung von Platt­for­men und Öko­sys­te­men lässt sich nur schwer mit den her­kömm­li­chen Wert­schöp­fungs­ket­ten abbil­den, da hier auch Fak­to­ren wie Co-Crea­ti­on und Crowd­sour­cing zum Tra­gen kom­men.  Hier ist noch eini­ges zu tun. 

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