Von Ralf Keuper
Der Bankier Gerson von Bleichröder ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei handelt es sich um den einflussreichsten Bankier Preußens und des späteren Deutschen Kaiserreichs während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein Aufstieg in die Wirtschaftselite jener Zeit ist eng mit der Person von Otto von Bismarck verbunden. Bismarck knüpfte noch während seiner Zeit als preußischer Gesandter in der Frankfurter Nationalversammlung erste Kontakte mit Bleichröder. Als Bismarck sich an Mayer Amshel Rothschild, dem damaligen Chef des Frankfurter Zweiges der Rothschild-Dynastie, mit der Frage wandte, wen er ihm in Vermögensfragen empfehlen könne, nannte Rothschild ihm Gerson Bleichröder, der zu der Zeit bereits als Repräsentant/Verbindungsmann der Familie Rothschild in Berlin tätig war.
Als Bismarck als preußischer Ministerpräsident die Militärausgaben erhöhen wollte, das Parlament ihm jedoch die Zustimmung verweigerte, sorgte Bleichröder für die Lösung:
Im Juli 1865 handelte er im Auftrag Bismarcks einen Vertrag aus, in dem der preußische Staat gegen 13 Millionen Taler auf das wenige Jahre zuvor erworbene Recht verzichtete, alle Aktien der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft aufzukaufen. Ein knappes Jahr später wurden mit Hilfe Bleichröders auch die Preußen gehörenden Stammaktien der Eisenbahngesellschaft abgestoßen (Quelle: Geld für Bismarcks Kriege)
Im Jahr 1871, nach dem Sieg über Frankreich, verhandelte Bleichröder über die Reparationszahlungen. Ergebnis war die astronomische Summe von 5 Mrd. Francs, die Frankreich an das Deutsche Kaiserreich zu zahlen hatte. Allgemein wird diese Geldschwemme für den Gründerkrach im Jahr 1873