Von Ralf Keuper
Fintech in seiner jetzigen Form repräsentiert das, was der Kunstphilosoph Friedrich Jodl einmal als Übergangsstile oder gemischte Stile bezeichnete. Diese lassen noch deutlich die Elemente erkennen, die zu ihrem Ausdruck geführt haben und sind daher mehr ein Aggregat als eine neue höhere Einheit.
So sehr auch die Zahl der FinTech-Startups in den letzten Monaten zugenommen hat und so eindrucksvoll die verschiedenen grafischen Darstellungen der Fintech-Landschaft auch sind, so kann dies doch nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich hierbei nur um ein Aggregat, eine Ansammlung handelt, die an der Oberfläche bleiben. Ein leitendes Prinzip, eine übergreifende Idee, die von sich aus zu einer Umgestaltung der Wirklichkeit, d.h. des Banking führen könnte, vermag ich jedenfalls (noch) nicht zu erkennen. Zu groß ist die Abhängigkeit der Fintech-Startups von dem Bestehenden, und hier vor allem von der Infrastruktur, die zum größten Teil von den Banken betrieben wird. Ein Stil, der sich darauf beschränkt, die Oberfläche umzugestalten, verbleibt im Ornamenthaften; keinesfalls kann er dem Gesamtbau einen neuen Sinn verleihen und damit neue Möglichkeiten erschließen, was in diesem Fall neues Geschäft mit echtem Mehrwert bedeutet. An dem Befund ändern auch Begriffe wie Unbundling und Rebundling, so erbaulich sie auch si…