Von Ralf Keuper
Im Zusammenhang mit der Fintech-Szene in Großbritannien wird Schottland in der Regel kaum bis gar nicht erwähnt. Dabei ist Schottland die Wiege einiger wichtiger Fintech-Innovationen, wie es in How technology will transform Scotland’s banking sector heisst. Meilensteine im schottischen Banking sind:
Clydesdale Bank introduced adding machines in 1899, Bank of Scotland installed a centralised accounting computer in 1959, and James Goodfellow invented the technology behind cash machines and personal identification numbers in the 1960s.
Der schottische Genius
Der schottische Erfindergeist ist ein schönes Beispiel für die sog. Schöpferische Peripherie. Die New York Times nennt in The Genius of Scotland eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten aus Schottland, die Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst nachhaltig verändert haben.
Jimmy Goodfellow – Erfinder der PIN und der Geldautomaten
Zu dieser illustren Runde darf man auch den bereits erwähnten Jimmy Goodfellow zählen, der im Jahr 1966 die PIN und den Geldautomaten erfand. Bis heute wurmt es Goodfellow, von seinen Erfindungen kommerziell nur in äußerst geringem Umfang profitiert zu haben, wie in Who invented the cash machine? I did – and all I earned was £10 zu lesen ist.
Schottischer Bankenmarkt im Umbruch
Wie in anderen Regionen der Welt auch, hat die Zahl der Filialen und Mitarbeiter in den schottischen Banken in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Laut BBC Research wurden in den vergangenen achtzehn Monaten 140 Bankfilialen in Schottland geschlossen.
Fintech als Hoffnungsträger
Um Schottland als Standort für Banken und Finanztechnologien zu erhalten bzw. zu stärken, fordern Vertreter der schottischen Wirtschaft die Politik auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wie in Scotland’s financial future threatened by growth of fintech berichtet wird. Die schottische Finanzindustrie hat bereits einen Fünf-Jahre-Plan entworfen, der das Potenzial neuer Finanztechnologien für die heimische Bankbranche beleuchtet.
Warnung vor einem Alleingang nach dem Brexit-Votum
Auf breite Ablehnung unter den britischen Ökonomen stossen Bestrebungen, Schottland nach dem Brexit als Alternative zum Finanzplatz London zu bewerben. Für ein unabhängiges Schottland wäre die Abhängigkeit von einem überproportional starken Finanzsektor von großem Nachteil, wie es in Economists warn Scotland: do not try to emulate London heisst.
Schottland könnte ein wichtiger Fintech-Standort werden
Laut Sharon Hamilton von Scottish Enterprise arbeiten derzeit 85.000 Menschen im schottischen Finanzsektor. Scottish Enterprise arbeite bereits mit 125 schottischen Fintech-Firmen zusammen. Die Zentren der schottischen Fintech-Szene sind Glasgow und Edinburgh. In Glasgow unterhält u.a. Avaloq einen Entwicklungsstandort. Edinburgh ist Sitz einiger bekannter Fintech-Startups, wie:
In Schottland residiert übrigens mit CodeBase der größte Technologie-Inkubator Großbritanniens. Außerdem verfügt Schottland über ein gut ausgebautes Hochschulsystem.
Die Voraussetzungen, dass Schottland ein wichtiger Fintech-Standort wird, sind also durchaus gegeben.
Weitere Informationen:
The opportunities in Scotland for Fintech. Insights from Frost & Sullivan
Two finance technology ‘tsars’ for Scotland unveiled