Von Ralf Keuper

Von den ver­lo­cken­den Mög­lich­kei­ten, den eige­nen Finan­zie­rungs­be­darf direkt über den Kapi­tal­markt zu decken, machen Kom­mu­nen zuneh­men­den Gebrauch. 

Wäh­rend der letz­ten Finanz­kri­se tra­ten die Defi­zi­te die­ser “inno­va­ti­ven” Form des kom­mu­na­len Schul­den­ma­nage­ments deut­lich her­vor, als zahl­rei­che deut­sche Kom­mu­nen Mil­lio­nen­ver­lus­te aus Geschäf­ten mit Deri­va­ten einfuhren[1]„Zins­de­ri­va­te sind kei­ne Wett­ge­schäf­te“. Stell­ver­tre­tend für vie­le Kom­mu­nen ist die Stadt Pforz­heim, die bei dem Ver­such, moder­nes Schul­den­ma­nage­ment mit dem Ziel der güns­ti­gen Streu­ung der Risi­ken sowie der Redu­zie­rung der Zins­last” ein­zu­füh­ren, Schiff­bruch erlitt[2]Auf­takt im Pro­zess um Pforz­heims ver­zock­te Mil­lio­nen.

Ihren Anfang nahm die Finan­zia­li­sie­rung des kom­mu­na­len Schul­den­ma­nage­ments in Groß­bri­tan­ni­en. Zwar wur­de dort der Abschluss eigen­stän­di­ger Deri­va­te­kon­trak­te durch Local Aut­ho­ri­ties bereits in den 1990er Jah­ren unter­sagt; das beflü­gel­te jedoch nur die Krea­ti­vi­tät der Lon­do­ner City, die Ende der 1990er Jah­re die Len­der Opti­on Bor­rower Opti­on (LOBO) erfand – eine sog. Finanz­in­no­va­ti­on. An der Ent­wick­lung des neu­en Finanz­in­stru­ments waren eini­ge Lan­des­ban­ken sowie die Depfa und Dresd­ner Bank betei­ligt[3]Groß­trend Finan­zia­li­sie­rung: Kom­mu­nen und die Finanz­welt – Begeg­nung auf Augen­hö­he? Teil 1: Hin­ter­grund & LOBOs.

LOBO
Die Grund­la­ge die­ses kom­ple­xen Finanz­in­stru­men­tes bil­det ein lang­fris­ti­ger Kre­dit, der von Ban­ken an Kom­mu­nen ver­ge­ben wird. Die durch­schnitt­li­che Lauf­zeit beträgt 40–70 Jah­re…