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Die bundesweit tätige Interessenvertretung für Genossenschaftsmitglieder, igenos Deutschland e.V., wirbt für alternatives Modell für Genossenschaftsbanken, das sich grundlegend von der aktuellen Fusionspraxis unterscheidet. Die Kernidee besteht darin, die rechtliche Selbstständigkeit und das Vermögen lokaler Genossenschaftsbanken zu erhalten, während gleichzeitig eine Zentralisierung der Bankgeschäfte erfolgt.
Das Modell sieht vor, dass Genossenschaftsbanken ihr Bankgeschäft an eine zentrale “VR-Bank Deutschland AG” verkaufen. Als Gegenleistung erhalten sie Aktien und werden so Miteigentümer der zentralen Aktiengesellschaft. Das lokale Bankgeschäft wird als Filiale fortgeführt und von der ursprünglichen Genossenschaft angemietet. Entscheidend ist, dass die Genossenschaft nicht aufgelöst wird, sondern die Möglichkeit erhält, sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen.
Die Motivation hinter diesem Modell ist die Kritik an der aktuellen Fusionspraxis, bei der das Vermögen kleinerer Genossenschaftsbanken oft ohne angemessenen Wertausgleich auf größere Fusionspartner übertragen wird. igenos setzt sich für eine gerechtere Lösung ein, die die Rechte der Genossenschaftsmitglieder besser schützt und lokale wirtschaftliche Strukturen bewahrt.
Der Vorschlag stößt indes auf erhebliche praktische Herausforderungen. Regulatorische Hürden, die Komplexität der Unternehmensführung und möglicher Widerstand etablierter Strukturen wie des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) stellen bedeutende Hindernisse dar. Die Neuausrichtung bestehender Genossenschaften auf alternative Geschäftsfelder erfordert zudem kreative Lösungsansätze und unternehmerisches Denken.
Ungeachtet dieser Herausforderungen bietet das Modell einen wertvollen Denkanstoß für die Weiterentwicklung genossenschaftlicher Strukturen. Es unterstreicht die Notwendigkeit, die Interessen der Genossenschaftsmitglieder in den Mittelpunkt zu stellen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit von Genossenschaftsbanken zu sichern.
Obwohl die vollständige Umsetzung des Vorschlags derzeit unrealistisch erscheint, kann er als wichtige Diskussionsgrundlage dienen. Er regt an, über neue Wege der Unternehmensorganisation, Mitgliederbeteiligung und lokalen Wirtschaftsförderung nachzudenken und könnte langfristig zu Reformen im genossenschaftlichen Bankensektor beitragen.
Zum 1. Januar 2024 erfolgte die Umbenennung in igenos Deutschland e.V.
Die Hauptaufgaben von igenos umfassen:
- Unterstützung von Genossenschaftsmitgliedern bei der Durchsetzung ihrer Rechte und der Umsetzung des genossenschaftlichen Förderauftrags.
- Förderung von Mitgliederinitiativen in einzelnen Genossenschaften, mit Schwerpunkt auf Bank- und Wohnungsgenossenschaften
- Betrieb verschiedener Informationsplattformen wie genoleaks.de und genossenschaftswelt.de
- Unterstützung von Mitgliedern bei rechtlichen Verfahren, einschließlich Anzeigen gegen Genossenschaftsvorstände.
- Engagement für mehr Transparenz und Mitbestimmung in Genossenschaften.
igenos arbeitet dezentral und hat verschiedene Arbeitskreise etabliert, darunter Small Banking, CoopGo (Coöperative Governance & Law) und International Relations & Communication. Der Verein setzt sich kritisch mit der Praxis der genossenschaftlichen Prüfungsverbände auseinander und strebt eine stärkere Orientierung an den Interessen der Genossenschaftsmitglieder an.
Quellen und weitere Informationen:
DWN-Interview: Genossenschaftsbanken am Scheideweg
Die Alternative zur Bankenfusion heißt Bürgergenossenschaft
Geno-Banken igenos stellt BVR Fusionspolitik in Frage
Bankgenossenschaft gliedert Bankgeschäft aus