Von Ralf Keuper
Bei der NZZ hält man die Anfangseuphorie beim Thema Finance 2.0 für übertrieben – so jedenfalls Werner Grundlehner in seinem Kommentar Haben die Banken schon verloren?. Zwar seien die Herausforderungen für die Banken nicht mehr zu übersehen; der Wandel zu digitalen Ökosystemen, zu offenen Plattformen müsse voran getrieben werden.
Jedoch sei die persönliche Beratung durch keinen Algorithmus zu ersetzen usw.
Die Standard-Argumente. Als hätte sich die Welt nicht gewandelt. Es handelt sich keineswegs nur um eine Ergänzung, sondern um eine weitgehende Substitution – siehe Mobile Payments. Von dieser Entwicklung bleibt auch das Private Banking nicht verschont. So ein “Hexenwerk” ist das nun auch wiederum nicht. Auch dort gehen immer mehr Kunden dazu über, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, wie es u.a. in dem Beitrag Private Banking: Reichtum wird neu verwaltet heisst. Weiteres Beispiel ist Wine Owners. Ob Roboter demnächst auch im Private Banking komplett die Regie übernehmen, wage ich auch noch zu bezweifeln. Aber auch hier werden die “Übergriffe” zunehmen.
Die Zeiten, in denen die Banken darauf vertrauen konnten, dass die Kunden über kurz oder lang in ihre heiligen Hallen kommen, sind vorbei. Wie das Beispiel der Medien bzw. der Musikindustrie zeigt, ist es ein Fehler zu glauben, es würde reichen, neueste Entwicklungen über vertikale Integration einfach nur aufzunehmen. Das geht so lange gut, wie man die Absatzkanäle beherrscht. Das ist definitiv vorbei – nicht nur in der Medienbranche.
Aufwachen!
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Digitales Banking aus Sicht der NZZ