Von Ralf Keuper
Im WSJ versucht John Carney in Big Banks Can Survive Mobile Ice Age zu belegen, weshalb die Großbanken den digitalen Wandel nicht zu fürchten brauchen.
Zwar habe Apple den Mobile Payments mit Apple Pay einigen Schwung gebracht, Tatsache sei aber, dass die Banken als Infrastrukturanbieter weiterhin unabkömmlich seien. Ebenso sind die großen Banken ohnehin nicht in dem Maße wie kleinere Institute auf die Einnahmen aus dem Retailbanking angewiesen.
Weiterhin sieht er Anzeichen dafür, dass die großen Banken vom Mobile Banking profitieren werden, da sie über eine robuste Infrastruktur verfügen, die es ihnen sogar ermögliche, von Apple, PayPal & Co. besondere Gebühren zu verlangen.
Da scheint wohl einiges an Carney vorbei gegangen zu sein.
Nicht Apple zahlt an die Banken, sondern die Banken zahlen an Apple Gebühren für die Unterstützung von Apple Pay. Das wird sich künftig eher noch verstärken, da die großen Internetkonzerne, wie Carney übersieht, über eine Nutzerbasis verfügen, an die auch die größten Banken nicht einmal annähernd heranreichen. Nicht derjenige, der im Besitz der schönsten Applikationen für die Transaktionsabwicklung ist, macht künftig das Geschäft, sondern derjenige Anbieter, der am Front End den direkten Kontakt mit den Endkunden hat. Infrastrukturanbieter sind austauschbarer als Carney und andere zu glauben zu scheinen.
Keine Erwähnung wert scheinen Carney Anbieter wie Google, Baidu, Tencent, Alibaba, SoftBank & Co. zu sein, die die wirkliche Bedrohung darstellen. Ebenfalls nicht auf dem Radar tauchen die digitalen Währungen auf. Deren Potenzial ist zwar noch nicht abzusehen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass es sich hierbei um mehr als nur einen Trend handelt, wie man in einigen Großbanken, wie der UBS, bereits erkannt hat.
Die Welt hat sich alleine in den letzten zwölf Monaten im Banking deutlich gewandelt. Ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Die wichtigsten Einflussfaktoren liegen außerhalb der Bankenbranche. Der Innenblick mag zwar Trost spenden, an den Neuen Realitäten vermag er indes nichts zu ändern.