Von Ralf Keuper
Als Ulrich Cartellieri, zu dem Zeitpunkt Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, im Sommer 1990 in einem Vortrag vor Wirtschaftsstudenten der Ruhruni Bochum den Banken ein ähnliches Schicksal wie der Stahlindustrie prophezeite, dürfte er in einige fragende Gesichter geblickt haben. Banken auf den Spuren der Stahlunternehmen? Ein bestenfalls fiktives Szenario.
Heute, fast 25 Jahre später, sind die Parallelen noch deutlicher zu sehen.
Zwar hat sich die Prognose Cartellieris, dass die Volksbanken und Sparkassen, wie überhaupt die Regionalbanken, auf Dauer nicht mehr das gesamte Angebot an Bankdienstleistungen vorhalten können, nicht bewahrheitet. Eher trifft diese Aussage auf die Großbanken zu. Jedoch hat sich die Ertragssituation der Sparkassen und Volksbanken seitdem zumindest nicht verbessert. Filialschließungen und Fusionen unter den Regionalbanken sind nicht das Ergebnis einer Laune, sondern haben einen betriebswirtschaftlichen Grund.
Allerdings droht nun von einer anderen Seite Ungemach. Für Boris Janek befinden sich die Banken inzwischen in einer FinTech-Falle. Hinzu kommt noch die Bedrohung durch Internet-Konzerne wie Apple, Google, PayPal, Amazon, Alibaba & Co. Ganz zu schweigen von den Emanzipationsbestrebungen der Kreditkartenunternehmen und des Einzelhandels. In den USA ist T Mobile bereits auf Kundenfang mit ihren Banking Services und auch die amerikanische wie auch die kanadische Post drängen in den Markt. Am Ende der Skala der Bedrohungen winkt gar das Bankless Banking.
Ein Tornado braut sich zusammen. In der Stahlindustrie haben, entgegen der allgemeinen Annahme, die Unternehmen besonders gut abgeschnitten, die sich auf einen bestimmten Kundennutzen konzentrierten, wie Nucor, der als Betreiber von Minihütten den Markt umkrempelte. Heute ist das Unternehmen der größte Stahlproduzent der USA.
In abgewandelter Form auch für das Banking eine mögliche Alternative.