Getting your Trinity Audio player ready...
|
Von Ralf Keuper
Der Chef der spanischen BBVA, Francisco González, hat in der jüngeren Vergangenheit mit einigen Aktionen und Beiträgen die Branche in Unruhe versetzt. Der vorläufig letzte Coup war die Übernahme von Bank Simple vor gut zwei Wochen.
Wer die diversen Reden und Beiträge von González liest, gewinnt den Eindruck, dass sich hier jemand eine klare Vorstellung vom Banking der Zukunft gebildet hat und seinen Worten auch Taten folgen lässt – siehe Bank Simple.
Beispielhaft hierfür ist sein Buchbeitrag Knowledge Banking for a Hyperconnected Society, der auch online zur Verfügung steht.
Darin umreißt González seine, nennen wir es hier mal so, Vision des Knowledge Banking: Einen hohen Stellenwert genießen dabei die Analytischen Technologien, wie sie unter dem Schlagwort Big Data die Runde machen. Noch, so González, verfügen die Banken gegenüber den Herausforderern wie Google, Amazon oder den großen Einzelhandelskonzernen wie Tesco den Vorteil, die umfassenderen Daten über die Kunden zu besitzen. Ein Kapital, das es mittels analytischer Verfahren und Tools zu nutzen gelte – zum Vorteil der Bank, aber auch der Kunden.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Banken sich von Grund auf wandeln.
Die BBVA, so González, habe diesen Wandel mit der Implementierung ihrer neuen IT-Plattform, die es der Bank ermöglicht, die Kundenanforderungen über alle Kommunikations- bzw. Interaktionskanäle hinweg zu erfüllen, eingeleitet. Selbstverständlich ist die Plattform skalierbar. Der Aufwand habe sich gelohnt.
Obschon die Digitalisierung Hand in Hand mit der Standardisierung und Automatisierung geht, in denen die Größenvorteile zum Tragen kommen, haben künftig auch spezialisierte Anbieter eine Chance im Wettbewerb zu bestehen. Einige von ihnen können laut González als Zulieferer in der Wertschöpfungskette überleben. Sie sollten sich nach Möglichkeit in ein größeres Ökosystem einklinken, das von sog. Knowledge Distributors betrieben, unterhalten wird. Die Bank als digitale Plattform.
Im Zeitalter des Knowlegde Banking ist es möglich, die Wünsche der Kunden im voraus zu erkennen und mit entsprechenden Angeboten und Beratungsleistungen darauf zu reagieren. Hierfür greift die Bank auch auf externe Daten, wie Social Media, zurück. Ähnliche Gedanken äußerte übrigens vor über vierzig Jahren der damalige Vorstandschef der Dresdner Bank, Jürgen Ponto.
Inwieweit die Vision des Knowledge Banking bzw. der BIT (Banking, Information, and Technology) Industry, so wie von González beschreiben, Realität wird, bleibt abzuwarten. Erste Tendenzen sind jedoch bereits jetzt schon zu erkennen. Ob die Bank allerdings Berater für nahezu alle Lebenslagen wird oder werden sollte, steht auf einem anderen Blatt. Auch besteht die Gefahr, dass sich geschlossene Systeme im Netz bilden. Das wird so nicht (mehr) funktionieren.
Hier werden die potenten Mitbewerber wie Google, Amazon, Apple, Telekommunikationsgesellschaften und Kreditkartenunternehmen ein gewichtiges Wort mit zu reden haben. Deren Informationsbestand steht dem der Banken kaum bzw. überhaupt nicht mehr nach.