Von Ralf Keuper
Im Ban­king wer­den wir fort­lau­fend mit neu­en Ent­wick­lun­gen kon­fron­tiert, die eine, wenn auch nur vor­läu­fi­ge, Bewer­tung erschwe­ren. Aus dem Grund­rau­schen, die Signa­le her­aus­zu­fil­tern, die für einen tief­grei­fen­den Stil­wan­del in der Bran­che spre­chen, nach Igor Ansoff häu­fig auch als “weak signals” bezeich­net, ist daher von ent­schei­den­der Bedeutung.
Die meis­ten Ver­fah­ren lei­den jedoch an einer selek­ti­ven Sicht­wei­se – ent­we­der wer­den die Ver­än­de­run­gen in der Bran­che aus tech­no­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve oder aber aus dem Blick­feld des Mar­ke­ting beschrieben. 
Im Ver­gleich dazu zielt eine Evi­denz­ba­sier­te Vor­ge­hens­wei­se im Rese­arch dar­auf ab, den Wan­del anhand belast­ba­rer Daten und Bele­ge zu ver­deut­li­chen, ohne dabei den Blick für das Gan­ze zu verlieren. 
Katha­ri­na Land­fes­ter hat den evi­denz­ba­sier­ten For­schungs­an­satz für ihre Dis­zi­plin, die Che­mie, prä­gnant beschrieben: 

Je mehr Daten vor­lie­gen, aus denen man Bele­ge erzeu­gen kann, und je über­zeu­gen­der die Kom­bi­na­tio­nen von Expe­ri­men­ten sind, die für eine Argu­men­ta­ti­on ver­wen­det wer­den, des­to unwahr­schein­li­cher wer­den wei­te­re Inter­pre­ta­tio­nen gemacht: Erst die Kom­bi­na­ti­on und die Ein­schrän­kung der Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten füh­ren dann zu einer Evi­denz mit hoher Über­zeu­gungs­kraft. (in: Heu­re­ka. Evi­denz­kri­te­ri­en in den Wis­sen­schaf­ten. Ein Kom­pen­di­um für den inter­dis­zi­pli­nä­ren Gebrauch)

Allein wegen der Grö­ße und Viel­schich­tig­keit des Unter­su­chungs­ge­gen­stands, der Ban­ken­bran­che, wäre jedoch ein rein empi­risch gestütz­tes, den Expe­ri­men­tal­wis­sen­schaf­ten ent­lehn­tes Vor­ge­hen zum Schei­tern ver­ur­teilt. Es muss ergänzt wer­den um eine geis­tes- und sozi­al­wis­sen­schaft­li­che Kom­po­nen­te, d.h. ohne his­to­ri­sche Ver­glei­che und Ana­lo­gien geht es nicht. 
Wenn­gleich es auf den ers­ten Blick ver­we­gen erschei­nen mag, ist als Vor­la­ge die Geo­lo­gie sehr geeignet: 

Geo­lo­gi­sches Den­ken und Arbei­ten setzt auf Metho­den­viel­falt (Beob­ach­tung, Expe­ri­ment, Ana­lo­gien, her­me­neu­ti­sche und his­to­ri­sche Metho­den, Nume­rik, Sta­tis­tik usw.), um Lösun­gen für vier­di­men­sio­na­le kom­ple­xe Pro­ble­me zu fin­den. (Hil­de­gard West­phal, ebd.) 

Hier­für lie­fert das Kon­zept des Wirt­schafts­stils, und in Abwand­lung davon,  des Bank­stils den nöti­gen Rah­men. Durch die ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven ist eine ers­te Ein­ord­nung, eine Dia­gno­se der Phä­no­me­ne mög­lich, wie z.B. bei den Trend-The­men Mobi­le Pay­ments, Cloud Ban­king, Mobi­le Wal­let, Digi­ta­le Wäh­run­gen, Zukunft der Filia­len, Dis­rup­ti­ve Tech­no­lo­gien etc. . Ergeb­nis ist eine Auswirkungsanalyse. 
Die ent­schei­den­de Fra­ge ist dabei, ob und inwie­weit die ver­schie­de­nen Phä­no­me­ne für einen Stil­wan­del im Ban­king ste­hen. Wel­che Bele­ge und Daten las­sen sich dafür fin­den und wie belast­bar, bzw. reprä­sen­ta­tiv sind sie?
Han­delt es sich um einen oder viel­leicht auch um meh­re­re Stra­te­gi­sche Wen­de­punk­te (Andy Gro­ve) ? – wel­che Argu­men­te, Daten und Beob­ach­tun­gen spre­chen dafür, wel­che dage­gen? Wie sind sie zu werten? 
Kurz­um: Wie evi­dent sind sie?
Dar­an schlie­ßen sich wei­te­re Fra­gen an: Wie kann, wie muss eine Bank bzw. ein Finanz­in­sti­tut dar­auf reagie­ren? Wel­che Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven gibt es? (z.B. Geschäfts­mo­del­lin­no­va­tio­nen, Koope­ra­tio­nen) Wel­che Fak­to­ren las­sen sich direkt, wel­che bes­ten­falls indi­rekt beein­flus­sen? Wo muss man agie­ren, wo reagieren? 

Wie erhal­ten wir unse­re Hand­lungs­frei­heit (Free­dom to act)?

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